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Der globale Papierhunger

In den 80er-Jahren träumte man vom papierlosen Büro. Jahrzehnte später wird noch immer gedruckt. Die Deutschen verbrauchen mehr Papier als Asien und Afrika zusammen. Selten greifen sie dabei auf Umweltpapier zurück.

Von Anna Florenske | 29.04.2011
    In den 1980er-Jahren wurde er geboren, der Traum vom papierlosen Büro. Damals glaubten viele Experten, dass es dort durch die Einführung von elektronischen Medien wie Internet und E-Mail bald fast keine Zettelwirtschaft mehr geben würde. Aus heutiger Sicht war das ein Irrglaube, konstatiert Almut Reichart vom Umweltbundesamt:

    "Wir verbrauchen immer mehr Büropapier, weil das Ausdrucken immer schneller geht. Mit ein paar Klicks können Sie das Ausdrucken von Hunderten von Seiten auslösen. Jetzt zum Beispiel für eine Vorbereitung für einen Vortrag - da wird der Vortrag zehn, 15-mal ausgedruckt. Und früher war das anders. Da hat man ein Original gehabt und das ist dann von Hand zu Hand weiter gereicht worden."

    Vielen Menschen geht es so, belegt eine europäische Studie namens "In paper we trust" - "Wir vertrauen dem Papier". Man druckt aus, um etwas "in der Hand zu haben" oder einfach "zur Sicherheit", anstatt sich auf das elektronische Speichern von Daten zu verlassen.

    "Und das andere ist im Verpackungspapierbereich: Dass wir halt immer mehr im Internet bestellen und dafür eben Pakete versendet werden und diese eben in der Regel mit Karton und Papier verpackt sind."

    Auch die wachsende Flut an Werbeblättchen, Kaffee für unterwegs in Pappbechern und - besonders - der globalisierte Handel tragen dazu bei, dass der Papierverbrauch steigt und steigt. Weltweite Spitzenreiter sind dabei die USA, China, Japan und Deutschland. Die Bundesrepublik liegt mit den 250 Kilo, die jeder Bürger statistisch pro Jahr benutzt, vierfach über dem Weltdurchschnitt. Doch die Steigerung des Verbrauchs ist eine weltweite Entwicklung, die auch vor den Dritte-Welt- und Schwellenländern nicht halt macht, bedauert Peter Gerhardt vom Umweltschutzverband Robin Wood:

    "Die Papierverbrauchsraten auf dieser Erde explodieren gerade. Gerade in Ländern wie China und Indien und auch in vielen anderen Ländern, die immer weiter unsere industrielle Lebensweise annehmen, erhöht sich der Papierverbrauch stark."

    Um den großen Bedarf zu decken, laufen überall auf der Welt die Papiermaschinen auf Hochtouren. Auch in Deutschland, dem weitaus größten Papiererzeuger in Europa. 23 Millionen Tonnen Pappe und Papier werden hier jährlich hergestellt.

    "Wir hier in dieser Papierfabrik verarbeiten für unsere Spezialpapiere nur frische Fasern. Und das ist Zellstoff. Zellstoff ist nichts anderes als aufgeschlossenes Holz. Also Holz, was gekocht worden ist, was von Harzen und Ligninen und anderen Zusatzstoffen befreit worden ist."

    Zu Besuch bei der Kanzan Spezialpapiere GmbH in Düren. Geschäftsführer Matthias Simon erklärt, wie Papier entsteht: Zunächst wird der Zellstoff mit viel Wasser aufgeweicht und zu einem milchigen Brei gekocht.

    "Dieser Zellstoff wird auf drei Meter Breite auf ein flach auflaufendes Sieb gesprüht. Und auf diesem Sieb findet auch schon die Blattbildung statt, indem sich die Fasern miteinander verbinden."

    Papier lässt sich aber nicht nur aus frischen Fasern von Bäumen herstellen. Auch gebrauchte Zettel und Kartons lassen sich bis zu sechs Mal wieder verwenden. Durch den großen Bedarf wird Altpapier als Rohstoff für die Produzenten immer wichtiger, erklärt Almut Reichart vom Umweltbundesamt.

    "Wir verbrauchen pro Person mehr als Asien und Afrika zusammen! Also wenn man sich vorstellt wie da die Bevölkerungsentwicklung ist und wenn da der Papierverbrauch weiter steigt, dann wird es nicht mehr möglich sein, den mit Frischfaser zu decken. Also deswegen sind wir auf das Altpapier einfach auch angewiesen!"

    Altpapier - dieser begehrte Sekundär-Rohstoff fällt hierzulande reichlich an. Denn: Die Deutschen sammeln ihre Blätter, Zeitungen und Pappschachteln nach Gebrauch immer fleißiger wieder ein. Von 100 Tonnen benutztem Papier landen inzwischen 83 Tonnen im Recycling, freut sich Thorsten Feld. Er vermarktet das alte Papier für den Entsorger Remondis.

    "Wir hatten bis September 2008 eine sehr hohe Nachfrage - sowohl in Europa als auch in Asien, weil einfach auch entsprechender Konsum da war. Und der ist dann mit Eintritt der Krise - also Oktober, November 2008 - massiv abgestürzt. Wir merken massiv, dass die Nachfrage wieder steigt und auch der Verbrauch wieder ansteigt. So dass wir auch fast wieder auf Vor-Krisen-Niveau sind."

    Durch das Sortieren in verschiedene Qualitäten können fast alle Zettel, Zeitungen und Kartons aus den blauen Tonnen der Bundesbürger wieder verwertet werden. Wichtige erste Station dabei: die Sortieranlage. Das ist eine mächtige Maschine von der Größe eines Sattelschleppers. Ein Förderband trägt das Altpapier zu den verschiedenen Sortierstufen.

    "Sie sehen jetzt hier - hinter der ersten Sortierstufe - wo ein Großteil der Kartonagen schon raus sortiert wurde. Das passiert dort auf diesen Wellen, die eben das schwere großflächige Papier in das obere Förderband geben. Und das leichte Mischpapier dann hier auf dieses Förderband geben, um dann in die nächste Sortierstufe weiter zu geben."

    Ein Viertel des sortierten Altpapiers aus deutschen Haushalten geht in den Export. Drei Viertel verarbeiten die deutschen Papierhersteller. Sie weichen dafür die gebrauchten Fasern wieder auf und befreien sie - gegebenenfalls- von Druckerfarben. Andreas Geiger vom Verband Deutscher Papierfabriken:

    "In Deutschland werden jedes Jahr 15 Millionen Tonnen Altpapier recycelt. Der größte Teil davon ohne, dass der Verbraucher es sieht."

    Die Zeitungen und Verpackungsmaterialien der deutschen Papierhersteller kommen heute fast komplett ohne frische Fasern aus. Hygieneprodukte wie Taschentücher, Toilettenpapier und Küchenrollen aus deutscher Produktion bestehen zu 50 Prozent aus recycelten Fasern. Und die hochwertigeren, grafischen Blätter werden hierzulande immerhin zu einem Drittel aus Altpapier hergestellt. Das klingt viel versprechend. Doch aus Sicht der Verbraucher stellt sich der deutsche Papiermarkt anders dar, schränkt Almut Reichart vom Umweltbundesamt ein.

    "Sie müssen immer unterscheiden, was für Papier in Deutschland produziert wird und was für Papier in Deutschland verbraucht wird."

    Denn: Der globalisierte Handel macht den Markt undurchsichtig. Viel von dem Papier, was hier produziert wird, geht in den Export. Und auf der anderen Seite importieren wir sehr viele Produkte aus frischen Fasern, den so genannten Primärfasern, erklärt Jupp Trauth. Seit Jahrzehnten engagiert er sich im Forum Ökologie und Papier.

    "Es kommen eben sehr, sehr viele Papiere - also die Hälfte von allem, was wir verbrauchen - aus Importen. Und dann kommen die zu 80 bis 90 Prozent eigentlich aus Primärfaserpapieren. Das heißt wir verbrauchen direkt wieder bei uns Holz, was in anderen Gegenden der Welt wächst und wo oft keine Nachricht drüber vermittelt wird, in welchen Waldverhältnissen unser Holz eigentlich für das Papier wächst."

    Die Bäume für unsere Zettel, Bücher und Toilettenpapiere wachsen also anderswo. Und das nicht immer unter akzeptablen ökologischen und sozialen Bedingungen, warnt auch Peter Gerhardt, Waldexperte bei Robin Wood:

    "Das meiste Papier, was wir verwenden, stammt aus Schweden und Finnland. Die machen fast 50 Prozent unserer Papierversorgung aus. Aber eine weitere Tendenz ist, dass immer mehr Zellstoff aus den wärmeren, aus den tropischen Ländern kommt, weil dort die Wachstumsraten hoch sind. Und die Papierkonzerne für ihre Operationen 'günstige' Bedingungen vorfinden - wie schlechte Umweltstandards, Landrechte der lokalen Bevölkerung sind nicht wirklich gesichert - so dass die Expansion im Süden relativ hoch ist. Und Länder wie Brasilien an Bedeutung zunehmen für unseren deutschen Papiermarkt."

    In Brasilien, Südafrika, Südamerika und Südostasien lässt der wachsende Bedarf an Papier die Fabriken wie Pilze aus dem Boden schießen. Die großen Firmen betreiben dort auch industrielle Holzplantagen in Monokultur, die Millionen Hektar Land belegen. Ökologische Forstwirtschaft sieht anders aus. Auch wenn Papier im öffentlichen Bewusstsein als harmloses Produkt mit gutem Image gilt: Tatsächlich trägt die Industrie mit den begehrten Fasern erheblich zur globalen Wald- und Klimazerstörung bei, warnt Umweltschützer Peter Gerhardt. Mehrere Millionen Hektar Wald fallen unserem exzessiven Konsum jährlich zum Opfer.

    "Überall ist ein Run auf die letzten Rohstoffe zu beobachten auf dieser Welt. Und gerade, was das Holz angeht, geht es in die letzten Urwälder hinein dieser Erde. Da werden große Plantagen angelegt."

    Und dieser Raubbau an Wäldern hat massive Auswirkungen:

    "Urwälder sind wichtig für unser Überleben. Wälder stellen halt sicher, dass das CO2 aus der Luft wieder herausgenommen wird und unser Klima nicht ins unermessliche heiß wird. Aber in den weltweiten Urwäldern ist im Prinzip auch die genetische Vielfalt die Biodiversität vorhanden, die wir unbedingt brauchen, um auf dieser Erde zu überleben. Und es gibt auf dieser Erde auch Hunderte Millionen Menschen, die auf den Urwald als Lebensgrundlage angewiesen sind. Also: Der Urwald hat viele Funktionen und die Papierindustrie tut gut daran, den nicht weiter abzuknapsen.

    Die Urwaldzerstörung für die Papierproduktion hat System, betont der Waldexperte von Robin Wood. Erst Ende letzten Jahres hat der Umweltverband wieder einmal durch chemische Analysen nachgewiesen, dass Bücher, die in Deutschland verkauft wurden, frische Fasern aus tropischen Regenwäldern enthielten - und zwar beim Discounter Aldi. Diese Bücher wurden in China produziert. Die deutschen Papierhersteller versichern dagegen in einem Verhaltenskodex, dass sie mit solchen Machenschaften nichts zu tun haben. Die frischen Fasern, die sie nutzen, stammen alle aus unbedenklichen Quellen, betont ihr Sprecher Andreas Geiger.

    "Was wir an Primärfasern brauchen, kommt aus einer Forstwirtschaft, die nachhaltig orientiert ist. Also wir können - die gesamte europäische Papierindustrie kann - dokumentieren, wo ihre Fasern her kommen."

    Ob das stimmt, lässt sich aber für den interessierten Verbraucher nicht genauer nachprüfen. Denn die Hersteller müssen nicht auf Verpackungen deklarieren, woher das Holz für ihr Papier stammt. Auch die beiden Siegel für Papier aus frischen Fasern sind umstritten. Sie garantieren nach Ansicht des Umweltverbandes Robin Wood nicht immer eine nachhaltige Forstwirtschaft: Beim FSC, dem Forest Stewardship Council - übersetzt: Weltforstrat - komme es zuweilen vor, dass ökologisch völlig wertlose Eukalyptus-Monokulturen zertifiziert würden. Trotzdem unterstützen andere Umweltverbände wie Greenpeace und der World Wide Fund for Nature das FSC-Siegel. Immerhin sichere es ein paar ökologische und soziale Mindeststandards. Sehr kritisch sehen alle Umweltverbände aber das PEFC-Siegel der Industrie. PEFC, das steht für "Programme for Endorsement of Forest Certification Schemes". Zu Deutsch: Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldbewirtschaftung. Auch Peter Gerhardt von Robin Wood ist nicht überzeugt, dass das PEFC-Siegel tatsächlich den Holzeinschlag in Urwäldern verhindert.

    "Beim PEFC muss man wirklich sagen, dass dort auch wirklich problematische Zellstoffe zur Verwendung kommen. Bei PEFC ist es so, dass viele Sachen ungeklärt sind. Und vor allen Dingen, dass keine regelmäßigen Kontrollen im Wald stattfinden."

    Aber nicht nur die Herkunft vieler frischer Fasern bereitet Umweltschützern Bauchschmerzen, sondern auch die Menge an Fasern, die heute bei der Papierproduktion verwendet wird. Aus ökologischer Sicht ist die immer noch viel zu groß, erklärt Jupp Trauth, der auch das Umweltbundesamt in Sachen Papier berät:

    "Ungefähr 20 Prozent kann man nicht wieder verwenden von dem, was in den Papierkreislauf kommt. Das heißt, jeder auch ökologische Papierkreislauf braucht ständig 20 Prozent neue Fasern. Und eigentlich, müsste das ausreichen, um den Kreislauf aufrecht zu erhalten. Aber faktisch ist es bei uns so, dass 50 bis 60 Prozent neue Fasern jedes Mal in den Kreislauf kommen. Dass wir dadurch eigentlich eine riesige Möglichkeit noch haben, um unseren Papierverbrauch weiter zu ökologisieren."

    Die Produktion von Papier aus frischen Fasern verbraucht nämlich nicht nur sehr viel Holz. Sie benötigt auch dreimal soviel Energie und fünfmal soviel Wasser. Auch in Punkto Abwasserbelastung schneidet Recyclingpapier wesentlich besser ab: Sie ist nur etwa ein Viertel so hoch wie bei der Erstverarbeitung. So ist das Votum der Umweltexperten einhellig: Bei Papier sollte man möglichst zu recycelten Produkten mit dem Blauen Engel greifen. Dieses Qualitätssiegel garantiert größtmögliche ökologische Einspareffekte durch einen hundertprozentigen Altpapieranteil. Und auch, dass bei der Produktion soziale Standards eingehalten werden. Doch: Es ist nicht immer leicht, die Recyclingprodukte zu bekommen, bedauert Friederike Farsen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen:

    "Das haben wir immer wieder festgestellt - jetzt über zehn Jahre lang - das Angebot ist dürftig und mager, bis hin zu gar nicht!"

    Dabei erfüllt zum Beispiel recyceltes Schreibpapier mit dem blauen Engel inzwischen alle wichtigen Qualitätsanforderungen: Es lässt sich mindestens 100 Jahre archivieren und ist auch gut für Drucker geeignet. Doch woran liegt es dann, dass Produkte aus Recyclingpapier für Verbraucher oft schwierig zu bekommen sind? Anders als die Verbraucherschützerin glaubt Volker Wessels nicht, dass das Angebot in den Läden zu gering ist. Er vertritt die beiden Handelsverbände "Bürowirtschaft" und "Wohnen und Büro". Seine These: Die Nachfrage ist zu gering. Denn Papiereinkauf sei für die meisten privaten Konsumenten leider nur ein Randthema.

    "Und wenn man sich dann irgendeinen Gedanken drüber macht und der Packen 500 Blatt kostet 30 Cent irgendwo mehr, dann werden die 30 Cent eben mal gespart. Dagegen kann man nur gezielt mit Marketing-Platzierungen neue Produkte nahe bringen. Und das wäre dann wiederum die Aufgabe des Handels."

    Jupp Trauth unterstützt diese Argumentation: Viele Papiere aus frischen Fasern sind einfach zu billig! Die gibt es schon für einen halben Cent pro Blatt!

    "Beim Papier erleben wir ja - wie bei vielen anderen Konsumprodukten: Dass andere Länder einfach auf Teufel komm raus produzieren für unseren Markt. Und deswegen auch auf den Papiermarkt sehr billig Primärfaserpapier werfen, die im Grunde auch für deren Verhältnisse dort unter wirtschaftlichen Bedingungen und Arbeitsbedingungen hergestellt werden, die könnten wir hier nicht akzeptieren. Aber dadurch sind die so preiswert. Also irgendwie muss die Natur oder müssen die Menschen dort dafür bezahlen."

    Aber es geht auch anders: Immer mehr Unternehmen, Kommunen und Schulen benutzen recycelte Schreibwaren in ihren Verwaltungen. Das zeigte auch der Papieratlas 2010 - ein Wettbewerb, der jährlich die recyclingfreudigsten Städte in Deutschland kürt. Im vergangenen Jahr wurde - neben Essen und Halle an der Saale - die Stadt Bonn ausgezeichnet: Fast zu 100 Prozent decken die Rheinländer ihren Papierbedarf seitdem durch recycelte Produkte mit dem Blauen Engel. Dass recyceltes Papier gar nicht teurer sein muss als solches aus frischen Fasern, betont Joachim Helbig vom Umweltamt der Stadt Bonn. Zumindest, wenn man es in größeren Mengen einkauft:

    "Ich denke, dass sich am Papier sehr gut zeigen lässt, dass man auf eine sehr einfache Art und Weise, die entweder kostenneutral oder vielleicht sogar mit leichten Kostenvorteilen verbunden sind, in einer - wie heißt es so schön - Win-win-Situation für die Umweltseite wie auch für die ökonomische Seite, sehr einfach als Kommune zeigen kann, dass man dort etwas konsequent in Richtung Nachhaltigkeit machen kann."

    Alle 68 Großstädte, die am Papieratlas 2010 teilgenommen haben, sparen zusammen knapp 350 Millionen Liter Wasser ein - das entspricht dem Tagesbedarf von knapp drei Millionen Bundesbürgern. Mit der eingesparten Menge an Energie - es sind gut 72 Millionen Kilowattstunden - können mehr als 20.000 Haushalte ein Jahr lang auskommen. Auch wurden mehr als 2000 Tonnen des klimaschädlichen Kohlendioxids CO2 vermieden. Soviel, wie ungefähr 180 Menschen in Deutschland pro Jahr verursachen.

    Doch die Wünsche vieler Umweltschützer zum Internationalen Jahr der Wälder gehen noch weiter. Peter Gerhardt von Robin Wood fasst die wichtigsten Punkte zusammen:
    "Auf der politischen Ebene wäre wichtig, dass Recyclingpapier konsequent gefördert wird. Also, dass im Prinzip alle öffentlichen Verwaltungen, Kommunen flächendeckend Recyclingpapier einsetzten."

    Immerhin: In ihrem "Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit" verpflichtet die Bundesregierung jetzt alle Bundesbehörden, den Einsatz von Recyclingpapier mit dem blauen Engel bis zum Jahr 2015 auf mindestens 90 Prozent zu steigern.

    "Und, dass Papier gespart wird - das ist noch viel wichtiger, auch in öffentlichen Bereichen. Zum Beispiel Frankreich hat sich jetzt verpflichtet, seinen Papierverbrauch um 50 Prozent zu reduzieren - in allen seinen öffentlichen Verwaltungen, das ist vorbildlich. Dem sollte die Bundesrepublik folgen."

    Auch sollte der Gesetzgeber dafür sorgen, dass keine frischen Fasern und kein fertiges Papier aus problematischen Quellen mehr auf den deutschen Markt gelangen, fordern die Umweltverbände. Ein erster Schritt in die Richtung ist getan: Um die Einfuhr illegaler Holzprodukte zu verbieten, gilt ab Anfang 2013 das EU-Holzhandelsgesetz. Wer dann Holz und Holzprodukte in die Europäische Union einführt, muss deren Herkunft nachweisen. Doch: Leider sind Druck-Erzeugnisse wie Bücher, Zeitungen und Zeitschriften von der neuen Regelung ausgenommen. Sie können nach wie vor aus illegalem Einschlag kommen. Immerhin: Fast jeder zweite Baum, der aus kommerziellen Gründen gefällt wird, geht in die Papierproduktion.