Freitag, 19. April 2024

Archiv


Der Kampf um die digitale Geldbörse

In Barcelona trifft sich wieder die Mobilfunkbranche zur Handymesse Mobile World Congress. Ein großes Thema ist in diesem Jahr das mobile Bezahlen. Eine gängige Technologie ist die Near Field Communication. Doch auch sie hat Kritiker.

Von Benjamin Hammer | 27.02.2013
    "People love shopping but they hate paying."

    Die Menschen hassen es, zu bezahlen. Der Mann, der das sagt, verdient Millionen damit, dass die Menschen bezahlen - über seinen Service Paypal. David Marcus ist der Chef des Unternehmens, einem der größten Zahlungsabwickler im Internet. Marcus ist nach Barcelona gekommen, um sich an einem Wettrennen zu beteiligen. Es geht um die Vorherrschaft beim mobilen Bezahlen – und die soll für die Käufer möglichst einfach sein.

    Bezahlen ohne Bargeld – auf dem Mobile World Congress klappt das bei einem Test schon ganz gut. In Halle 3 steht ein Getränkeautomat ohne Münzschlitz. Die Zitronenlimonade in Schacht 36 kommt gleich nur heraus, wenn man ein spezielles Handy vor ein Lesegerät hält. Darin ist ein sogenannter NFC-Chip integriert – der teilt dem Automaten drahtlos die Rechnungsdaten des Käufers mit.

    NFC – das steht für Near Field Communication. Für diesen Standard setzt sich in Barcelona ein Konsortium aus Mobilfunkbtreibern ein. Wendy Reilly ist dort für die Technologie zuständig:

    "Wenn Sie ein NFC-Smartphone haben,"
    sagt Reilly,

    "dann haben sie alles auf einmal dabei. Sie können einkaufen gehen, Ihre Zugtickets speichern, ihren Ausweis, sie können Fotos mit ihren Freunden austauschen– alles in einer Lösung."

    Solche Sätze klingen erst einmal gut. Aber es gibt da ein Problem.

    "Competition is always good."
    "Competition is healthy."
    Wettbewerb sei immer gut, sagt David Marcus von Paypal mit einem Pokerface. Wettbewerb sei doch gesund, meint Wendy Reilly diplomatisch. Doch der Wettbewerb verhindert, dass sich momentan eine mobile Bezahllösung durchsetzt. Welcher Kioskbesitzer mag sich schon auf eine Technik einlassen, wenn es Dutzende andere gibt?

    Paypal, Square, Payeleven, SumUp, iZettle. Ja, all das sind Unternehmen, die miteinander konkurrieren. Und jetzt kommen, etwas verspätet, auch die großen Kreditkartenanbieter Visa und Master Card dazu. Viele Firmen setzen dabei auf die NFC-Technik.

    Paypal-Chef David Marcus hält dagegen nicht viel vom Standard:

    "Die Kunden wachen doch nicht morgens auf und sagen: Ich hasse es, mit Kreditkarten oder Bargeld zu zahlen. Mit NFC muss ich mich an den gleichen Kassen anstellen, an die gleichen Orte im Laden gehen. Wir glauben, dass die Firmen, die auf diesen Standard setzen, scheitern werden."

    David Marcus setzt auf andere Lösungen. So soll man etwa über sein Smartphone seinen Kaffee bestellen und bezahlen können, bevor man den Laden überhaupt betreten hat. Alles über eine App im Smartphone.

    Die Berliner Firma Sum Up will noch weiter gehen. Sie stellte eine Lösung vor, bei dem der Kunde beim Betreten eines Geschäftes über einen Chip digital erfasst wird. Am Tresen erscheint ein Foto des Kunden, Geldbörse und Handy können in der Tasche bleiben.

    Wem diese Vorstellung doch etwas zu viel des Guten ist, der sei beruhigt. Auch auf der Messe in Barcelona kann man sich seine Getränke ganz altmodisch bezahlen.
    Bargeldlos zahlen mit dem Handy: Bisher hat sich die Technologie nicht durchgesetzt.
    Getränkeautomat mit Lesegerät: Ein Handy mit NFC-Technologie überträgt die Bezahldaten des Käufers. (Benjamin Hammer)