Donnerstag, 25. April 2024

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Der Krieg im Jemen
Mehr als ein Stellvertreterkrieg

Die aktuelle Lage im Jemen sei geprägt durch lokale Konflikte, sagte Günter Meyer, Leiter des Zentrums für Forschung zur Arabischen Welt der Universität Mainz, im DLF. Und diese nationalen Auseinandersetzungen seien eingebettet in den Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran.

Günter Meyer im Gespräch mit Wolfgang Koczian | 29.03.2015
    Huthi-Milizionäre patrouillieren am Dienstag nahe dem Präsidentenpalast in Sanaa.
    Huthi-Milizionäre patrouillieren am Dienstag nahe dem Präsidentenpalast in Sanaa. (picture alliance / dpa / EPA / STR)
    Die Vereinigung der früheren Staaten Nordjemen und Volksdemokratische Republik Jemen 1990 habe zur Folge gehabt, "dass der Norden den Süden deutlich diskriminiert hat", sagte Meyer im Deutschlandfunk. Die Macht der südlichen Teile sei seitdem erheblich eingeschränkt worden, die Spannungen mit der Zentralregierung in Sanaa hätten deshalb nie aufgehört. Grundsätzlich gebe es im Jemen mehrere große Stammeskonföderationen, die "sehr flexibel" die Seiten wechselten. Deren Rivalitäten seien die wesentliche Ursache für die Instabilität des Landes, so Meyer. Eine "lange Tradition der Moderation" dieser Stämme greife nun allerdings nicht mehr.
    Der Islamische Staat habe mit seinen Anschlägen jüngst eine "neue Dimension der Gewalt" eröffnet. Al-Qaida habe sich in der Vergangenheit immer bemüht, in Zusammenarbeit mit den Stämmen Gewalt zu vermeiden – dies tue die IS-Terrormiliz nicht mehr. Hinzu komme das brutale Vorgehen der Zentralregierung gegen die schiitischen Huthi. Diese hätten sich inzwischen mit den Anhängern des 2012 zurückgetretenen Präsidenten Ali Abdullah Salih gegen die aktuelle Regierung unter Mansur Hadi verbündet.
    Keine klare Linie der USA
    Diese nationalen Auseinandersetzungen um Macht seien "eingebettet in den Konflikt zwischen Saudi-Arabien als Vormacht der Sunniten und dem Iran als Vormacht der Schiiten". Doch dass es sich im Jemen nur um einen Stellvertreterkrieg handle, wird dem Nahostexperten zufolge von Saudi-Arabien und seinen Verbündeten in den Vordergrund gestellt. Der Iran habe immer dementiert, direkt im Jemen einzugreifen. Wenngleich es Berichte über Waffenlieferungen des Iran gebe, räumte Meyer ein. Doch machten diese einen Bruchteil der Waffen aus, die in der Vergangenheit von den USA ins Land geliefert worden seien und mit denen nun die Huthi-Rebellen kämpften.
    Für USA sei die Situation "hoch problematisch", so Meyer. Im Atomkonflikt mit dem Iran suche Washington den Ausgleich mit Teheran, im Jemen unterstütze man aber die Sunniten gegen den Iran. Zudem helfe man im Irak schiitischen Milizen, die von iranischen Kommandeuren befehligt würden. Aus geostrategischer Perspektive sei keine klare Linie der USA zu erkennen.