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Der Norden Malis
Reise zum gefährlichsten Ort Westafrikas

Vor gut einem Jahr haben französische Einheiten den Norden Malis von den Islamisten befreit. Dennoch kommt dieses riesige Gebiet nicht zur Ruhe. Nach dem Vertrag von Ouagadougou sollten die Rebellen längst entwaffnet sein. Nach wie vor herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Eindrücke von einer Reise zum gefährlichsten Ort Westafrikas.

Von Alexander Göbel | 19.04.2014
    Malische Soldaten patrollieren am 07.02.2013 auf einem Markt in Gao (Nord Mali).
    Der Norden Malis gilt als der gefährlichste Ort Westafrikas. (dpa / Seb Crozier)
    Halb fünf Uhr morgens am Checkpoint einer Militärkaserne in Gao, Nordmali. Im Schein von Taschenlampen huschen verschlafene Gestalten mit abgewetzten Kalaschnikow-Gewehren an uns vorbei, sie tragen grüne Uniformen, Schals und Wollmützen. Hier am Rande der Wüste ist es kalt um diese Uhrzeit.
    Mit einer Eskorte der malischen Armee wollen wir im Geländewagen nach Kidal: 300 Kilometer durch den Sahel, weiter nach Norden, ins Epizentrum der Mali-Krise. Die Situation in Kidal sei prekär, sagt der Kommandoführer von Gao, ein hagerer Oberst mit starrem Blick. Er schüttelt meine Hand zum Abschied, seine Augen verfinstern sich. Alles Schlechte dieser Welt sei in Kidal versammelt: Islamisten, Tuareg-Separatisten, Drogenhändler. Die Stadt könne jeden Moment explodieren. Vor gut einem Jahr haben französische Einheiten den Norden Malis befreit, und dennoch kommt dieses riesige Gebiet nicht zur Ruhe.
    Rebellen bis heute nicht entwaffnet
    "Nach dem Vertrag von Ouagadougou sollten die MNLA-Rebellen längst entwaffnet und kaserniert sein. Das ist bis heute nicht der Fall. Stattdessen machen sie mit diesen selbst ernannten Gotteskriegern gemeinsame Sache, die MNLA sind die Paten der Islamisten! Das muss die Internationale Gemeinschaft doch langsam begreifen, anstatt sich weiter betrügen zu lassen! Ansar Dine, die radikalislamischen Tuareg, die sind immer noch da, sie haben beste Drähte zu den MNLA-Rebellen, und damit auch zu Al Kaida. Und dann muss der malische Staat sich mit diesen Leuten hinsetzen und soll verhandeln. Das ist eine Farce!", sagt der Oberst.
    Tage, Wochen der Planung und der Vorbereitung liegen hinter uns, endlose Telefonate und persönliche Gespräche. Mit Politikern, Militärs, Nichtregierungsorganisationen. Dann tatsächlich grünes Licht. Ohne den Schutz der Militärs wäre diese Tour ein Himmelfahrtskommando. Der Oberst spricht noch eine Drohung aus – an die Adresse der MNLA. Als sollten wir die Nachricht in seinem Namen überbringen, wenn wir Kidal erreichen: "Wenn sie den Kampf wollen, wir sind bereit! Wir sind auch bereit zu verhandeln, wenn sie wirklich den Frieden wollen. Die meisten dieser Leute sind keine Malier - sie kommen aus Libyen, Algerien, Afghanistan, Irak - sie sollen nach Hause gehen und uns endlich in Ruhe lassen." Der Oberst dankt seinen Soldaten, appelliert an die Einheit, spricht von Entbehrungen und Liebe zum Vaterland, er motiviert die neue malische Armee, die zum Teil auch schon von der Bundeswehr trainiert worden ist. Die Soldaten machten eine gute Arbeit, sagt der Offizier, sie leisteten ein Beitrag zum Frieden in Mali. Und dann in der Sprache der Bambara: "Wenn die Politiker nicht erkennen, was ihr für euer Land tut - Gott wird es erkennen!"
    Nicht als Ausländer auffallen
    Mehr als zwanzig malische Soldaten legen ihre Schusswesten an, setzen Helme und Sturmbrillen auf, verteilen sich auf drei tarnfarbene Pick-Up-Geländewagen. Auf den Ladeflächen sind großkalibrige Haubitzen montiert. Die Männer überprüfen ihre Waffen. Die nächsten Stunden werden sie im staubigen Fahrtwind verbringen. Wir reihen uns in die Kolonne ein, vor uns ein Wagen, hinter uns zwei. Ich drücke mich in den Rücksitz und wünsche mir, ich wäre unsichtbar. Ich trage einen beigefarbenen Turban, weite Kleidung und sehe aus wie ein Tuareg. Ein lächerlicher Versuch, nicht sofort als Ausländer aufzufallen, als Toubab.
    Die Sonne geht auf und taucht die endlos weite Landschaft erst in zartrosa Pastell, dann in metallisches Weiß. Wir sind auf der wichtigsten Route der Schmuggler unterwegs, begegnen völlig überladenen Lastern aus Algerien und Geländewagen mit zwielichtigen, turbanvermummten Gestalten. Vielleicht transportieren sie Zigaretten, Kokain oder Waffen, oder alles gleichzeitig. In dicke Staubwolken gehüllt rasen wir im Militärkonvoi über die Sandpisten, vorbei an zerfetzten Autoreifen, Kadavern von überfahrenen Schafen und Ziegen. Steckenbleiben ist keine gute Idee, anhalten sollte man hier so wenig wie möglich. Die Strecke ist teilweise vermint, bewaffnete Banditen überfallen immer wieder liegengebliebene Fahrzeuge. Vor kurzem wurden am Rande eines Wochenmarktes zwei Dutzend Frauen und Kinder exekutiert, ein komplettes Team des Roten Kreuzes ist spurlos verschwunden - für die Entführung hat Al Kaida die Verantwortung übernommen.
    Unfall auf freier Strecke
    Nach drei Stunden hält plötzlich der Konvoi auf freier Strecke. Der erste Militär-Pick-Up wendet und kommt uns hupend entgegen, der Fahrer rudert nervös mit den Armen. Wir sollen umkehren. Ein Unfall. Kein Wunder bei dem Gelände und dieser Geschwindigkeit. Der Wagen hinter uns hat sich in den Sanddünen mehrmals überschlagen, die Soldaten wurden herausgeschleudert. Benommen sammeln sie ihre Waffen ein, sichern das Gelände, bergen einen Schwerverletzten. Er blutet stark im Gesicht und verliert das Bewusstsein. Ich gebe unsere Koordinaten in der Militärkaserne in Gao durch. Niemand außer mir hat ein Satelliten-Telefon. Einer der Wagen rast mit dem Verletzten zurück nach Gao. Wir fahren weiter - mit weniger Autos, weniger Soldaten, weniger Schutz. Aber wir schleppen den Unfallwagen bis zur nächsten Militärbasis ab. Mit unserem Abschleppseil. Denn die Soldaten haben keins. Und dabei gehört unsere Eskorte zu einer Elite-Einheit der malischen Armee.
    Guantanamo - so nennen die malischen Soldaten das Militärcamp Anefis, auf halber Strecke zwischen Gao und Kidal. Hier, mitten im trostlosen Nichts, will niemand gerne Dienst tun. Aus einer Wand aus Staub tauchen weit verstreute Gebäude auf, die meisten davon übersät mit Einschusslöchern. In alten Schulgebäuden und der Ruine eines Hubschrauber-Hangars hatten sich letztes Jahr die Islamisten verschanzt, im Kampf mit französischen Spezialeinheiten. Heute weht hier wieder trotzig eine kleine grün-gelb-rote malische Fahne im Wüstenwind. Unsere Eskorte wird ausgetauscht. Wir rollen weiter, vorbei an alten Panzerspuren von Franzosen, UN, malischer Armee. In der Hitze flimmert ein See am Horizont. Eine Fata Morgana wie aus dem Bilderbuch. Herden von Dromedaren, Schafen, Ziegen und Rindern ziehen vorbei. Mir fallen immer mehr ausgebrannte Autowracks auf, und dutzende Steinhaufen: Es sind Gräber getöteter Islamisten, die hier von Kampfgenossen beerdigt wurden.
    Mondlandschaft im Ifoghas-Gebirge
    Nach ein paar Stunden erreichen wir Kidal. Wie in einer Mondlandschaft liegt die ockerfarbene Lehmstadt eingebettet im schwarzen Fels des Ifoghas-Gebirges. Das perfekte Rückzugsgebiet für Terroristen, denke ich, als unser Konvoi sich an einem riesigen schwarzen Monolithen vorbeischlängelt: Kidal steht darauf in großen weißen Buchstaben, auf einem anderen Stein sehe ich die Fahne von Azawad: grün, rot, schwarz, mit dem gelben Dreieck an der Seite. Auch wenn die UN-Friedenstruppe Minusma hier Truppen stationiert hat, auch wenn die malische Armee über eine Kaserne verfügt: hier hat nicht der malische Staat die Kontrolle, hier regiert die Tuareg-Befreiungsbewegung MNLA. Die staubige Stadt scheint wie leergefegt. Es ist später Nachmittag, Marktzeit, aber fast alle Stände und Geschäfte entlang der Hauptstraßen sind geschlossen, Kinder gehen noch immer nicht zur Schule. Die Tuareg-Rebellen halten die Schulgebäude besetzt. Immer noch leben viele Bewohner von Kidal in Flüchtlingslagern. Jenseits der Grenze in Burkina Faso.
    "Wir leben hier in einer Geisterstadt. Niemand traut sich aus dem Haus. Wir haben große Angst. In Kidal gibt es viele schwer bewaffnete Gruppen, alle belauern sich. Kidal ist ein Pulverfass. Es kann jeden Moment hochgehen. Es ist ja schon so viel passiert." Tiefolo Coulibaly zittert beim Interview. Er ist einer der wenigen, die sich überhaupt vor dem Mikrofon äußern wollen. Er kommt aus Kidal, arbeitet für eine Hilfsorganisation. Er hat hier die Zeit unter den Islamisten von Ansar Dine erlebt, den radikalislamischen Tuareg, dann die Befreiung durch die Franzosen, und schließlich den Einmarsch der MNLA. Ganz offensichtlich sei die MNLA von Frankreich in den Sattel gehoben worden, erklärt Coulibaly. Und jetzt halte die "Grande Nation" ihre schützende Hand über die Tuareg. "Wir sind sehr enttäuscht von Frankreich, wir fühlen uns verraten. Die Franzosen haben mit ihrem Militäreinsatz den Weg freigebombt und die Islamisten verjagt, und dann durften sich die Tuareg-Rebellen hier breitmachen. Nur weil Frankreich sich Hilfe bei der Befreiung von Geiseln verspricht, weil es unsere Bodenschätze will, weil es sich einwickeln lässt von diesen Leuten. Das ist inakzeptabel. Früher hieß es, Frankreich gehe keinen Kuhhandel mit Verbrechern ein, aber heute sind genau diese Verbrecher hier", sagt Coulibaly. Er ist wütend auf Frankreich. Die Zeit, in der Frankreichs Präsident mit Dank überschüttet und liebevoll "Papa Hollande" genannt wurde, ist in Kidal definitiv vorbei. Frankreich habe Mitschuld an der Gewalteskalation im Norden Malis und am Zusammenbruch des Staates, sagt Coulibaly. Frankreich habe keine Freunde, sondern nur Interessen.
    Trittbrettfahrer der Tuareg
    Fakt ist: Anders als oft behauptet, hat sich die Lage in Kidal nicht verbessert, seit Frankreich die Islamisten bis ins Ifoghas-Gebirge vertrieben hat. Dschihadistische Gruppen sind zwar in der Masse von der Bildfläche verschwunden, aber sie haben sich nur in kleinere Einheiten verwandelt. Als Trittbrettfahrer der Tuareg. Ein Selbstmordattentäter hat vor der Bank von Kidal senegalesische Minusma-Soldaten mit in den Tod gerissen, französische Truppen haben gerade erst ein Lager mit Tonnen von Ammoniumnitrat entdeckt. Und ein Trainingslager, das kurz zuvor noch benutzt worden war. Der Gouverneur von Kidal kann kaum in der Stadt arbeiten, er hat kein richtiges Büro und muss rund um die Uhr bewacht werden. Jederzeit kann es zur Eskalation von Gewalt zwischen Rebellen und der kasernierten malischen Armee kommen. Schon das Tragen eines T-Shirts mit den malischen Nationalfarben ist inzwischen lebensgefährlich. Einwohner von Kidal werden umgebracht, nur weil sie zu anderen ethnischen Gruppen wie den Songhay oder den Peul gehören.
    In einem dreckigen Hinterhof sitzen Frauen in bunten Kleidern auf niedrigen Schemeln. Auf einer Feuerstelle kochen sie Bananen in einem großen Topf, ein kleiner Junge spielt mit schmutzigem Geschirr. Immerhin sei es seit ein paar Tagen etwas ruhiger, erzählt Fatoumata, während ihre Freundin Zara Bananenscheiben in heißem Öl frittiert: Endlich mal eine Nacht ohne Schießereien. Denn normalerweise klinge das in Kidal trotz Ausgangssperre so: "Papapaaa paaaw. Wir wussten hier nicht, was Krieg ist. Es war hier immer friedlich, bis das hier alles losging. Und jetzt können wir vor lauter Angst kaum noch atmen. Es ist einfach furchtbar, wir wissen nicht mehr, wer wer ist, wer zu welcher Gruppe gehört. Ich kenne Familien, in denen von heute auf morgen klar wird: Der eigene Sohn, der eigene Bruder mischt bei den Terroristen mit," erzählt Fatoumata. Es sei mittlerweile unmöglich, noch zwischen Tuareg-Rebellen und Islamisten zu unterscheiden, sagt Fatoumatas Nachbarin Bintou: Die Kriminellen wechselten ihre Hüte, wie es ihnen passt. Fatoumata: "Heute sind sie Al Kaida, morgen sind sie MNLA-Rebellen, übermorgen gehören sie zum Hohen Rat für die Einheit von Azawad. Und dann, wer weiß, vielleicht sitzen sie eines Tages in der Regierung?"
    Bis an die Zähne bewaffnet
    Die Macht über Kidal liegt im extrem gefährlichen Viertel von Aliyou. Hier sind alle Einwohner bis an die Zähne bewaffnet, die malische Armee traut sich dort nicht hinein. Hier stehen die Häuser von Iyad Ag Ghaly, dem ehemaligen Anführer der radikalislamischen Tuareg-Gruppe Ansar Dine, und von Alghabass Ag Intallah, Gründer der "Islamischen Bewegung für Azawad". Vor vielen Jahren ging von diesem Ort der Kampf der malischen Tuareg für Freiheit und Mitbestimmung aus. Heute scheint dieser Aufstand völlig degeneriert. Fatoumata: "Die MNLA-Leute haben hier unvorstellbare Verbrechen begangen. Ich wage es nicht, darüber zu reden, was sie getan haben. Diese Rebellion der Tuareg hatte am Anfang noch ein ganz anderes Ziel." Bintou ergänzt: "Es sind nicht unbedingt die Islamisten, die böse sind. Unter ihnen gab es kaum Entführungen, Diebstähle oder Vergewaltigungen. Sie waren streng, aber sie waren korrekt. Aber die MNLA. Die haben uns geschlagen, bestohlen, entführt. Sie sind es, die unsere Schwestern, Töchter, Mütter in Massen vergewaltigen. Sie sind es, die uns hier töten. Sie sind die wahren Terroristen!"
    Tiefolo Coulibaly von der Hilfsorganisation in Kidal kann sich kaum noch vorstellen, wie die malische Regierung mit den MNLA jemals eine politische Lösung finden will. Und über was eigentlich verhandelt werden kann. Nach dem Abkommen vom letzen Sommer in Ouagadougou sollten die MNLA längst ihre Waffen abgegeben haben und kaserniert sein, nichts davon wurde erfüllt: "Es ist immer gut, mit Leuten zu reden, die bereit sind, etwas für unser Land zu tun. Aber in unserem Fall in Kidal weiß ich nicht, warum man mit Kriminellen verhandeln soll, mit Aufständischen, denen jedes Mittel recht ist, um Macht und Einfluss zu wahren und Menschen zu terrorisieren. Das sind doch Leute, die kein Interesse an einer stabilen Zukunft Malis haben."
    Stabile Zukunft im Norden Malis unsicher
    Genau das ist die Frage: Wer hat überhaupt ein echtes Interesse an einer stabilen Zukunft im Norden Malis? Auch bei Frankreich sind sich die Menschen in Kidal nicht mehr sicher. Sie fragen sich, warum die Grande Nation eine so unhaltbare, so explosive Situation stützt. Und welche Interessen dahinter stehen, ob politische oder wirtschaftliche. Die Menschen wollen auch wissen, wie lange die malische Armee noch stillhalten und sich von Frankreichs Operation Serval diktieren lassen will, wann sie in der Gegend patrouilliert. Racheakte an der arabisch stämmigen Bevölkerung wären vorprogrammiert, wenn malische Soldaten in Kidal gegen die MNLA kämpfen. Im schlimmsten Fall würde Mali zurückgeworfen auf den Beginn der Krise, eine Spaltung wäre eine tatsächlich mögliche Folge. Eine geographische Spaltung des Landes, und eine Spaltung der Gesellschaft, die trotz aller Schwüre der Verbundenheit schon zerrissen scheint zwischen "peaux rouges", also Tuareg und Arabern auf der einen Seite, und "peaux noirs", also Bambara, Peuls und Songhay auf der anderen.
    All diese Szenarien dürften wohl auch die französischen Kollegen Ghislaine Dupont und Claude Verlon durchgespielt haben. Die Journalisten von Radio France Internationale hatten im Juli 2013 von Krisenherd Kidal aus über die Präsidentschaftswahlen berichtet, im November letzten Jahres kamen sie wieder nach Kidal, eskortiert von Blauhelmsoldaten. Nach nur einer Stunde in der Stadt waren sie tot. Vielleicht, so vermuten Zara und Bintou, haben sie den falschen Leuten die falschen Fragen gestellt: "Ghislaine und Claude kamen hier an, es war ein Samstagmittag, und sie waren sehr froh, nach dem letzten Besuch im Sommer wieder hier zu sein, sie wollten einen Hammel kaufen, am Abend sollte es Couscous für alle geben, zur Feier des Tages. Dann haben sie bei Zara Omelettes bestellt und sind schnell wieder aufgebrochen, um draußen kurz noch ein Interview zu machen. Sie wollten nach einer Viertelstunde wieder hier sein und zu Mittag essen. Wir haben gewartet und gewartet. Vergeblich. Dann rief uns der Kabinettschef des Gouverneurs an und sagte nur einen einzigen Satz: Zara, sie haben die beiden umgebracht."
    Journalisten in der Wüste erschossen
    Auch Ghislaine und Claude hatten im Viertel Aliyou recherchiert. Nach einem Interview mit einem wichtigen MNLA-Anführer wurden sie verschleppt. Und offenbar in der Wüste vor Kidal erschossen. Frankreich macht Al Kaida für die Tat verantwortlich. In Kidal munkeln jedoch viele, der französische Geheimdienst könnte seine Finger im Spiel gehabt haben. In der Nacht mache ich kein Auge zu. Ich liege in einem Verschlag aus Lehmziegeln und Beton, dem einzig sicheren und bewachten Ort in der Stadt. Genau hier haben auch Ghislaine Dupont und Claude Verlon übernachtet.
    Am nächsten Morgen krähen nicht einmal die Hähne in Kidal. Dafür lauern in der Stadt die "indicateurs", die Spione auf ihren Motorrädern, auf der Suche nach neuer Ware. Nach Entführungsopfern. Meine Kollegen machen bei einem befreundeten Dieselverkäufer einen Termin zum Tanken. Ich liege so auf dem Rücksitz, dass mich keiner sieht. Dennoch spüre ich die Blicke auf mir. Jeder vermummte Motorradfahrer, sagen meine Begleiter, könnte ein Selbstmordattentäter sein.