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Der Papst in den USA
Franziskus, wie er mahnt und lacht

Er fuhr im kleinen Fiat 500 vor, sprach umstrittene Themen an, lobte und mahnte die Regierung: Bereits am ersten Tag seines USA-Besuchs hat Papst Franziskus viele beeindruckt. Nun spricht er vor dem Kongress, als erster Papst überhaupt. Dort könnte er Themen ansprechen, die vor allem für die Republikaner unangenehm sein könnten.

Von Marcus Pindur | 24.09.2015
    Papst Franziskus inmitten vieler Menschen
    Begeistert begrüßt in den USA: Papst Franziskus (picture alliance/dpa/Tony Gentile/Pool)
    Wo immer er auftritt, kennt die Euphorie kaum Grenzen. Franziskus genießt ganz offensichtlich das Bad in der Menge. Kleine Kinder werden ihm zur Segnung entgegen gereckt, für viele ist es ein hochemotionaler Moment, wenn sie den Papst nur für wenige Augenblicke vorüberfahren sehen. Linda Franklin ist extra aus Detroit angereist und in Tränen aufgelöst, so berührt sie die Präsenz des Papstes. "Ich liebe Papst Franziskus. Ich liebe seine Botschaft und wofür er steht. Ich liebe es, dass er neues Leben in die katholische Kirche bringt, und nicht nur in die: Er ist ein Papst für alle Christen."
    Präsident Obama hieß Franziskus offiziell bei einem Staatsakt vor dem Weißen Haus in den USA willkommen. Zur Inszenierung des Papstes gehört es, dass der oberste Brückenbauer in einem Wagen der unteren Preisklasse vorfuhr, in einem Fiat 500.
    Obama begrüßte den gebürtigen Argentinier als ersten Papst Amerikas. Der Präsident wie auch Franziskus sprachen in ihren Reden Religionsfreiheit, Klimawandel und diplomatische Bemühungen zur Lösung internationaler Konflikte an. Obama betonte, er stehe an der Seite des Papstes in der Verteidigung der Religionsfreiheit; Papst Franziskus nannte sie einen der wertvollsten Schätze der USA. Und: Franziskus sprach ein Thema an, das auch im amerikanischen Wahlkampf hohe Wellen schlägt: "Als Sohn einer Einwandererfamilie freue ich mich, in einem Land zu Gast zu sein, das von Immigranten aufgebaut worden ist." Franziskus ist Sohn italienischer Einwanderer in Argentinien.
    Nach den offiziellen Reden zogen sich der Papst und Obama zu einer privaten Unterredung zurück, über deren Inhalt Präsidentensprecher Josh Earnest keine Auskunft geben wollte.
    Der Klimaschutz und die Republikaner
    In einer Rede vor den katholischen US-Bischöfen betonte Franziskus anschließend die besondere Verantwortung der Weltmacht USA für die globalen Entwicklungen. Mit seinen großen materiellen, politischen, technologischen und kulturellen Ressourcen stehe das Land in der Pflicht für die ganze Welt. Als ermutigend bezeichnete der Papst Obamas Initiativen zu mehr Klimaschutz, eine Aussage, die bei den meisten Republikanern nicht gut ankommt, die aber auch Teil seiner heutigen Rede vor dem Kongress sein könnte.
    Der katholische Kaplan des Repräsentantenhauses, Patrick Conroy, wird Franziskus heute als erster im Kongress begrüßen. Der Papst komme gut bei den Menschen an, weil er sich verständlich und versöhnlich ausdrücke. Die katholische Lehre sei zum Großteil unverändert. "Wenn der Papst sagt, dass die Wirtschaft in erster Linie den Menschen zu Diensten sein müsse, nicht den Aktienmärkten und den Konzernen, dann ist das eine Lehre, die die katholische Kirche seit langem vertritt."
    Eine Kontroverse gibt es um die Heiligsprechung des Jesuitenpaters Junipero Serra, der im 18. Jahrhundert nach Kalifornien gekommen war. Bei der indianischen Bevölkerung stieß dies wegen der oft gewaltsamen Missionierung der amerikanischen Ureinwohner auf Kritik.
    Nach seiner Rede im Kongress fährt Franziskus nach New York, wo er eine Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen halten wird.