Donnerstag, 18. April 2024

Archiv

Der Pianist Édouard Ferlet
Frei von Konventionen

Unter seinen flinken Händen wird das Klavier zum Orchester. Édouard Ferlet spielt gegen alle Klischees und ersinnt immer neue musikalische Begegnungen. So improvisiert er über Themen großer russischer Komponisten, kombiniert arabische mit karibischen Klängen, und seine Duette mit der Cembalistin Violaine Cochard werden zum funkensprühenden Hörerlebnis.

Von Karl Lippegaus | 18.06.2020
    Im Vordergrund sitzt ein grauhaariger Mann mit gesenktem Blick am Konzertflügel, ein Bassist schaut vertieft in sein Notenpult im Hintergrund
    Trägt auch die Fusion von Barockmusik und Jazz nach Jacques Loussier auf eine neue Stufe: Édouard Ferlet (Christophe Charpenel)
    Um seine weitverzweigte Arbeit zu dokumentieren, gründete der in Paris lebende Édouard Ferlet sein eigenes Plattenlabel Mélisse. Mit dem Namen unterstreicht er den Gedanken, dass Musik eine therapeutische Kraft sein kann. Ferlets Tastenartistik und sein Ideenreichtum entladen sich mit wuchtiger Vitalität und verführerischem Spielwitz. Bei ihm fußen Spontaneität und Ausdrucksfreiheit auf großem Wissen, viel Erfahrung und der unbändigen Lust, seinem Jazz die Sporen zu geben. Studiert hatte Ferlet einst am bekannten Berklee College in Boston. Im Trio des Bassisten Jean-Philippe Viret fand er vor 20 Jahren ein ideales Feld, um zu komponieren und zu experimentieren. Sein Album „Alterité" mit einem neuen Quartett feiert das „Anderssein" - was letztlich als Metapher dienen mag für seinen zeitgemäßen Jazz voll ungeahnter Möglichkeiten.