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Der Pianist Wilhelm Backhaus
Natürlichkeit und Menschlichkeit

Bis heute nennt die Fachwelt Wilhelm Backhaus meist einen Ausnahmepianisten. Vor allem seine Beethoven- und Brahms-Interpretationen gelten auch 50 Jahre nach seinem Tod immer noch als Meilensteine.

Von Christoph Vratz | 04.07.2019
    Der junge Pianist Wilhelm Backhaus sitzt am Klavier und spielt. Er schaut in die Kamera. Schwarz-Weiß Fotografie
    Der junge Pianist Wilhelm Backhaus auf einer Fotografie zu Beginn des 19. Jahrhunderts (imago stock&poeple)
    Zweifellos zählt Wilhelm Backhaus zu den bedeutenden Pianisten des 20. Jahrhunderts. Auf die komplexe Frage nach dem Warum antwortete der Pianist Jörg Demus in einem Artikel anlässlich des 75. Geburtstages im Jahr 1959: "Als hervorstechendste Merkmale des Musizierens von Wilhelm Backhaus wollen mir persönlich Natürlichkeit und Menschlichkeit erscheinen. […] Niemand spielt rein physisch so harmonisch und abgerundet wie er."
    Backhaus, der sich vor allem als Beethoven-Interpret einen Namen gemacht hat, verfügte stets über einen warmen, tragenden Ton, ohne Härte oder gar Brutalität. In Leipzig geboren und ausgebildet, u.a. bei d'Albert und Siloti, galt Backhaus schon in jungen Jahren als Vertreter der so genannten deutschen Klaviertradition, was am ehesten an seinem Repertoire gelegen haben dürfte. Er widmete sich neben Beethoven vor allem der Musik von Johannes Brahms, den er noch als Kind persönlich kennen gelernt hatte.
    Zu seinem Ruf als Ausnahmepianist hat sicher auch die Tatsache beigetragen, dass er bereits sehr früh damit begann, sein Spiel aufzuzeichnen, zunächst mit Hilfe von Klavierrollen, später auf einer Reihe von Schallplatten.