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Der Preis des X-Preises

Im Juni herrschte noch Euphorie in der Raumfahrt: Erstmals hatte ein rein privat finanziertes Fluggerät das All erreicht. Das Tür zum Weltraumtourismus stand offen, und es schien nur eine Frage von Wochen zu sein, bis SpaceShipOne oder einer seiner Konkurrenten den X-Preis gewinnen würde. Der gebührt dem Team, das es schafft, als erstes drei Menschen 100 Kilometer hoch zu schießen und den gleichen Flug binnen zwei Wochen mit demselben Transportfahrzeug zu wiederholen. Doch in den letzten Tagen ist die Zahl der konkurrierenden Raumschiffe geschrumpft.

Von Guido Meyer | 12.08.2004
    Und ab die Post für StarShipOne, das erste private Raumschiff der Welt. Ende Juni hatte Pilot Mike Melville das schwarz-weiße Fluggerät bis an die Grenze des Alls und zurückgeflogen und war mit ihm in der kalifornischen Mojave-Wüste wie mit einem Flugzeug gelandet.

    Doch schon kurz nach der Landung traten die ersten Pannen ans Licht der Öffentlichkeit. Eine unerklärliche Delle am Heck des Schiffs und der Ausfall eines Systems zur Lagestabilisierung, das SpaceShipOne vom geplanten Kurs abgebracht hatte. Burt Rutan, der Erbauer des Fluggeräts, Chef der Firma Scaled Composites.

    Das Raumschiff sollte in einem Feld von sieben Kilometer Durchmesser niedergehen. Sein Landeanflug fand dann aber rund 25 Kilometer davon entfernt statt. Es hätte sich aber noch doppelt so weit verfliegen können und hätte dennoch die Mojave-Wüste getroffen. Wir werden jedoch erst wieder fliegen, wenn wir diese Fehler verstanden und die Ursachen beseitigt haben.

    SpaceShipOne hatte noch Glück, denn zwei der anderen insgesamt 26 Teams, die sich um den X-Preis bewerben, erging es am letzten Wochenende schlechter. Da war zunächst die Rakete Black Armadillo, die zuvor schon erfolgreiche Flüge in niedrigeren Höhen absolviert hatte.

    Das war die Mission in Echtzeit: senkrechter Start, ein kurzer Seitwärtsflug und ein ebenfalls vertikaler Touchdown auf Landebeinen - ein revolutionäres Konzept für wieder verwendbare Raketen. Neil Milburn von Armadillo Aerospace aus Texas.

    Wir hatten anfangs eine kleinere Rakete von etwa zehn Kilo Gewicht entworfen. Daraus ist ein 250 Kilo schwerer Prototyp entstanden, den wir im letzten Jahr erfolgreich bemannt für zehn Sekunden getestet haben. Mit einem weiteren Testfahrzeug führen wir derzeit Fallschirmabwürfe durch.

    Black Armadillo gibt es in zwei Versionen: aufrecht stehend landend oder an einem Bremsfallschirm mit der Nase aufsetzend. Dazu wird die kleine schwarze Rakete mit einem Hubschrauber auf rund sieben-hundert Meter Höhe geflogen und dann fallen gelassen. Beim Aufprall verformt sich die Nasenspitze, was jedoch beabsichtigt ist.

    Beim jüngsten Test am Samstag versagte das Landesystem, Black Armadillo stieg hoch, verharrte kurz, die Motoren schalteten sich ab, die Rakete stürzte ungebremst auf den Boden und zerschellte.

    Optimismus jedoch beim Armadillo-Team: Bis Ende des Jahres soll eine weitere Rakete aus dieser Baureihe von New Mexiko aus starten und bemannt den Weltraum erreichen.

    Und noch ein Team hatte Pech, die Space Transport Corporation aus dem US-Bundesstaat Washington. Aus dem Olympic National Park an der Westküste Amerikas schnellt die Rakete binnen neun Sekunden nahezu senkrecht nach oben. Doch am Sonntag explodierte Rubicon 1 in 300 Metern Höhe. Sie soll nun komplett neu gebaut werden. Dazu ist noch bis Ende des Jahres Zeit; bis dahin muss der X-Preis vergeben werden. Entspannung jedoch beim Direktor der X-Preis-Gesellschaft, Greg Maryniak:

    Es geht gar nicht so sehr um eine bestimmte Technik. Wir brauchen generell einen anderen Zugang zum Weltraum. Und daran arbeiten all diese Teams.