Dienstag, 23. April 2024

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Der Rote Planet und der Umsturz des Weltbildes
Mars wie einst zu Tychos Zeiten

In diesen Wochen zieht der Planet Mars die Blicke auf sich. Der auffallend rötliche Lichtpunkt steht nachts tief am Südhimmel und ist nach Sonne, Mond und Venus das hellste Gestirn am Firmament.

Von Dirk Lorenzen | 19.07.2018
    Mars und Saturn am Abend des 19. Juli – aber nicht 2018, sondern 1576. Die Stellungen ähneln sich sehr.
    Mars und Saturn am Abend des 19. Juli – aber nicht 2018, sondern 1576. Die Stellungen ähneln sich sehr. (Stellarium)
    Der Himmelsanblick in diesem Sommer ähnelt sehr dem des Jahres 1576. In jenem Jahr begann der dänische Astronom Tycho Brahe seine Beobachtungen auf der Insel Ven.
    König Frederik der Zweite hatte ihm dieses Eiland im Öresund zwischen Kopenhagen und Helsingör zur Verfügung gestellt. Tycho Brahe errichtete auf Ven die damals besten Observatorien der Welt.
    Mit ihnen hat er die Position der Sterne am Himmel und den Lauf der Planeten vermessen – noch ohne Teleskop, allein mit äußerst präzisen Winkelmessinstrumenten.
    Besonders wichtig waren die Beobachtungen des Planeten Mars, die im Sommer 1576 begonnen hatten. Auch damals stand Mars an der Grenze der Sternbilder Schütze und Steinbock und leuchtete besonders hell.
    21 Jahre lang erfasste Tycho Brahe von Ven aus die Positionen der Gestirne. Mit diesen Daten hat später der aus Weil der Stadt stammende Astronom Johannes Kepler die elliptische Form der Planetenbahnen entschlüsselt.
    Es gibt in diesem Jahr eine weitere Parallele zum Himmel über der Insel Ven vor 442 Jahren: Saturn leuchtet derzeit fast an derselben Position wie damals, ein Stück rechts im Sternbild Schütze.
    Mars und Saturn zieren die Sommernächte der kommenden Wochen – und bescheren uns einen Himmel wie zu Zeiten von Tycho Brahe.