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Der Tag
Chinas Macht

Zum 70. Gründungstag der Volksrepublik lässt Chinas kommunistische Führung das Militär aufmarschieren. Doch die Demonstration der Macht verdeckt die schleichenden Gefahren von Zentralismus, Führerkult und Repression. Außerdem: Wie die Weltgemeinschaft ein Jahr nach dem Mord an Jamal Kharshoggi achselzuckend zur Tagesordnung übergeht.

Von Jasper Barenberg | 01.10.2019
Hunderte Marinesoldaten stehen in Reih' und Glied bei der Großen Militärparade
Hunderte Marinesoldaten stehen in Reih' und Glied bei der Großen Militärparade (Cao Can/XinHua/dpa )
Eine wichtige Lehre hat Kai Strittmatter von der Süddeutschen Zeitung aus vielen Jahren der Berichterstattung über China mitgenommen: Propaganda, Zensur und Repression funktionieren so gut, dass die Militärparade zum 70. Jahrestag viele Chinesen beeindruckt. Der zunehmende Zentralismus, der Führungskult des Staats- und Parteichefs und die forcierte Überwachung der eigenen Bevölkerung aber werden dem Aufstieg der Volksrepublik zur Weltmacht am Ende schaden.
Viele Möglichkeiten hätte die Weltgemeinsachaft in den Augen des Journalisten Georg Mascolo, um Saudi-Arabien für den staatlichen Mord an Jamal Karshoggi zur Verantwortung zu ziehen. Dass sie ungenutzt bleiben, untergrabe die Staatengemeinschaft eigene Prinzipien wie etwa die Meinungsfreiheit.