Donnerstag, 18. April 2024

Der Tag
Das Nobelpreiskomitee: So ehrenwert wie IOC und FIFA

Aufgrund eines großen Skandals um sexuellen Missbrauch sieht sich die schwedische Akademie nicht in der Lage, den Literaturnobelpreis in diesem Jahr zu vergeben. Braucht man den Preis überhaupt noch? Und: Die US-Justiz macht Ernst und klagt Ex-VW-Chef Winterkorn an. Was sagt das über den Selbstreinigungsprozess bei Volkswagen aus?

Von Philipp May | 04.05.2018
    Sitzung der Schwedischen Akademie im Jahr 2011. Dabei wurde das neue Mitglied Professor Tomas Riad vom damaligen ständigen Sekretär Peter Eglund eingeführt.
    Sitzung der Schwedischen Akademie im Jahr 2011. Dabei wurde das neue Mitglied Professor Tomas Riad vom damaligen ständigen Sekretär Peter Eglund eingeführt. (picture alliance / dpa / Henrik Montgomery)
    Der Skandal um Vetternwirtschaft und sexuellen Missbrauch in der Schwedischen Akademie, die den Literaturnobelpreis vergibt, ist für DLF-Literaturredakteur Hubert Winkels nicht überraschend. Denn die Strukturen der Akademie seien vergleichbar abgeschlossen, intransparent und abgehoben wie beim Internationalen Olympischen Komitee, der FIFA oder dem Vatikan. Das Nobelpreiskomitee müsse transparenter werden. Abschaffen sollte man den Literaturnobelpreis keinesfalls, man müsse ihn nur anders begreifen, plädiert Winkels. Weniger als "Gesetz", dafür mehr als ein "spielerisches Angebot".
    Am selben Tag, an dem der Vorstandsvorsitzende Diess sagt, VW müsse anständiger werden, gibt die US-Justiz bekannt, dass sie gegen Diess' Vorvorgänger Martin Winterkorn aufgrund der Dieselaffäre Anklage erhoben hat. Das heißt aber nicht, dass im Gegensatz dazu die deutschen Strafermittler untätig seien, erklärt Niedersachsen-Korrespondent Alexander Budde. Die letzten Hausdurchsuchungen würden zeigen, wie groß das Misstrauen der Behörden gegenüber dem Selbstreinigungsprozess bei VW ist. Einen richtigen Kulturwandel bei solch einem Riesenkonzern einzuleiten, sei äußerst schwierig, glaubt Budde.