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Der Weg in den Ersten Weltkrieg
Das Zarenreich: Imperium und Revolution

Bereits einen Tag nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien ordneten russische Generäle eine Teilmobilmachung der Streitkräfte an. Wohl wissend, dass Russland auf diese militärische Auseinandersetzung nicht vorbereitet war. Als die Armee zerfiel, war es auch um den Staat geschehen.

Von Jörg Baberowski | 29.12.2013
    Eine Militäreinheit marschiert Richtung Moskauer Innenstadt vor ihrem Abtransport an die Front, 1917
    Russlands inkompetente Heerführer schickten die Bauernsoldaten bedenkenlos in den Tod. (picture alliance / Itar-Tass)
    Es ging Schlag auf Schlag. Am 28. Juli 1914 hatte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg erklärt. Schon am nächsten Tag ordneten die russischen Generäle eine Teilmobilmachung ihrer Streitkräfte an. Am 31. Juli erreichte den Zaren ein Brief des deutschen Kaisers. Wilhelm II. forderte ihn auf, die Mobilmachung zurückzunehmen. Nikolaj zögerte, wie immer, wenn wichtige Entscheidungen zu treffen waren. Aber Außenminister Sergej Sazonov und die Generäle versicherten ihm, der Krieg sei unausweichlich geworden, weil Österreich-Ungarn und Deutschland ihn wollten. Wie könne der deutsche Kaiser es wagen, Russland ein Ultimatum zu stellen, obgleich er doch wisse, dass Österreich-Ungarn an seinen Kriegsabsichten festhalte. Der Zar und seine Regierung müssten ihr Gesicht wahren. Nikolaj fügte sich, und so nahm das Verhängnis seinen Lauf.
    Inkompetente Heerführung
    Russland war auf diese militärische Auseinandersetzung nicht vorbereitet. Seine Generäle und Minister wussten es, und dennoch lieferten sie sich einem Krieg aus, den sie nicht gewinnen konnten. Leichtfertig und bedenkenlos opferten sie alle pragmatischen Erwägungen dem Prestige und der Ehre des Imperiums. Zwar gelang es dem Generalstab, die Landstreitkräfte rasch zu mobilisieren, aber sie konnten nur mit Mühe auch an die Front geschafft werden. Umso überraschender waren die militärischen Erfolge, die die zarische Armee zu Kriegsbeginn erzielte.
    Am 7. August 1914 fiel sie in Ostpreußen ein, eine Woche später überrannte sie den österreichischen Teil Galiziens, und schon wenige Tage später war Lemberg in russischem Besitz. Auch an der Kaukasusfront kamen die Soldaten des Zaren voran, sie schlugen den Angriff der türkischen Streitkräfte nicht nur zurück, sondern drangen auf türkisches Territorium vor. Aber die russischen Siege waren Pyrrhussiege. Sie wurden unter hohen Verlusten an Material und Menschen errungen. Die Offensiven blieben stecken, weil Reserven und Nachschub nicht rechtzeitig eintrafen. Es gab nur wenige Schienenwege und befahrbare Straßen, auf denen die Truppen an die Front gebracht werden konnten. In chaotischem Zustand sei die Etappe gewesen, schrieb der General Aleksej Brusilov in seinen Memoiren. Am Ende mussten sich die Soldaten plündernd aus dem Land ernähren, weil es nicht gelang, sie mit Waffen und Lebensmitteln zu versorgen. In den meisten Einheiten besaß überhaupt nur die Hälfte der Soldaten ein Gewehr, und wer keines hatte, sollte es von den Toten nehmen, die auf dem Schlachtfeld gefallen waren.
    Russlands Heerführer waren inkompetent, sie kannten keine andere Strategie als den Frontalangriff, und sie schickten die Bauernsoldaten bedenkenlos in den Tod. Nicht Eignung und Talent, sondern Herkunft und Beziehungen zum Hof entschieden darüber, wer in der Armee des Zaren Befehle erteilen durfte, und wer nicht. Gegen Österreicher und Türken konnte die russische Streitmacht auch dann Sieger bleiben, wenn ihre Offiziere versagten, dem Kampf mit der modernen Kriegsmaschine des Deutschen Kaiserreiches aber war sie nicht gewachsen. Die Verluste des russischen Heeres waren gewaltig: 1,4 Millionen Soldaten waren seit Beginn des Krieges tot oder in Gefangenschaft geraten. Der Krieg brachte Verwüstung und Elend, Tod und Verderben über ein Land, das über eine Armee gebot, aber keine Staatsverwaltung besaß, die dieser Katastrophe gewachsen gewesen wäre. Als die Armee zerfiel, war es auch um den Staat geschehen.
    Konnte man bei einer solchen moralischen Vorbereitung auf den Krieg überhaupt eine Stärkung des Geistes und des Patriotismus in den Volksmassen erwarten? Welche Schuld trägt denn unser Soldat, der nicht nur nichts über die Absichten Deutschlands gehört hat, der nicht einmal weiß, dass ein solches Land existiert? Der Soldat wusste nicht nur nicht, was Deutschland war, ganz zu schweigen von Österreich, er hatte nicht einmal eine Vorstellung von Mütterchen Russland.
    Gesellschaft und Staat
    Als Aleksej Brusilov, der zu den fähigsten Generälen des Zaren gehörte, diese Sätze in den Jahren des Bürgerkrieges aufschrieb, war das alte Russland unwiederbringlich verloren. Was 1914 schon mancher ahnte, aber in der Regierung des Zaren niemand wahrhaben wollte, offenbarte sich vier Jahre später in brutaler Konsequenz. Russland war ein Land ohne Gesellschaft und ein Land ohne Gesellschaft konnte nicht mit einer Stimme sprechen. Die Minister des Zaren vertrauten auf die patriotischen Gefühle der Besitzenden und Gebildeten und auf die Gottergebenheit der Bauern.
    In den ersten Wochen nach dem Ausbruch des Krieges schienen sich diese Hoffnungen auch zu erfüllen, denn auf den Straßen der großen Städte fielen die Bürger in einen patriotischen Taumel. Erstmals sprachen Liberale und Konservative, Minister und Generäle mit einer Stimme über die Kriegsziele des Imperiums: die Verteidigung der Slawen auf dem Balkan und die Annexion der Meerengen am Bosporus. Und auch die Soldaten gehorchten, solange es den Offizieren gelang, Disziplin und Ordnung aufrechtzuerhalten. Aber schon im zweiten Kriegsjahr zerfiel die Einheitsfront. Die Niederlagen des Jahres 1915 offenbarten die begrenzten Möglichkeiten der Regierung in Petrograd, ihre Armeen mit Munition, Lebensmitteln und fähigen Offizieren zu versorgen. In der Duma, dem russischen Parlament, verbanden sich die liberalen und konservativen Parteien zu einem "Progressiven Block" und verlangten, an der Macht beteiligt zu werden. Pawel Miljukow, der Führer der Konstitutionellen Demokraten im Parlament, warf der Regierung Versagen vor und konfrontierte sie mit der Opposition des Parlaments. "Ist es Dummheit oder Verrat?", so rief er. Er ließ die Antwort auf diese Frage offen, aber jedermann erfuhr nun, dass das Tischtuch zwischen Regierung und Parlament zerschnitten war. Der erste Akt der russischen Revolution hatte begonnen.
    Was den Bürgern alles war, bedeutete den Bauernsoldaten nichts. Die russischen Bauern waren nicht Teil der Gesellschaft, und es gab nichts, was sie mit den Besitzenden und Gebildeten verband. Zwar hatte Alexander II. im Jahr 1861 die Leibeigenschaft aufgehoben und die Bauern von der Erbuntertänigkeit befreit. Aber die Befreiung erreichte nicht, was die Reformer sich erträumt hatten. Denn die Bauern wurden an das Land gebunden und ihre Gemeinden kollektiv in Haftung genommen, damit sie Ablösezahlungen und Steuern aufbrachten und Rekruten stellten.
    Nirgendwo gelang es dem Staat und seinen Beamten, die Funktionen der entmachteten Gutsbesitzer zu übernehmen. Die Macht des autokratischen Staates endete an den Rändern der großen Städte, auf dem Land blieben die Bauern unter sich. Man könnte auch sagen, dass Bauern und Bürger in einer Apartheitsgesellschaft lebten, die von der Gewalt der Autokratie zusammengehalten wurde. Der Staat nahm, aber er hatte seinen Untertanen wenig zu geben. Von den Eliten wurden Bauern als Angehörige eines fremden Volkes wahrgenommen, als Menschen fremder Kultur.
    Diese Zerrissenheit spiegelte sich in der Armee des Zaren. Sie war ein Bauernheer, das sich selbst versorgte, eine Ansammlung mobiler Dörfer, die von adligen Offizieren geführt wurden, die mit den Bauern nichts verband als Befehl und Gehorsam. Warum hätten die Bauern, deren Welt am Ende des Dorfes endete, sich für eine Ordnung aufopfern sollen, die sie nicht kannten und zu der sie nicht gehören durften? Für die Bauernsoldaten war der große Krieg, in den sie geworfen wurden, nichts als Schicksal, eine Katastrophe, die unverschuldet über sie gekommen war und die sie nur als Strafe Gottes empfinden konnten. Nation, Volk und Vaterland hatten für sie keine Bedeutung. Als die Verhältnisse unter dem Eindruck der Versorgungskrise sowohl in den Städten als auch in der Armee unerträglich wurden, rebellierten die Bauern, und als die Autorität der Offiziere zerfiel, war es um die Autokratie geschehen, die nichts als die Armee zu ihrer Verfügung hatte, um ihre Macht durchzusetzen. Mit dem Ende der Autokratie kam aber auch das Ende der bürgerlichen Gesellschaft. Als die Bauern ihre Waffen gegen die Herren erhoben, gab es nichts und niemanden, der sie daran hindern konnte, die Welt auf den Kopf zu stellen und die Herren von einst die Macht der Sklaven und Erniedrigten spüren zu lassen. Der Erste Weltkrieg war der Totengräber der liberalen, bürgerlichen Ordnung. Er gab Russland den Bauern zurück.
    Das Leben der Hebräer, die in Czortkow leben, ist bemitleidenswert. Sie werden von den Russen mit rachsüchtiger Feindseligkeit behandelt. Als österreichische Bürger genossen sie fast vollständige Freiheit und brauchten nicht unter der grausamen Unterdrückung zu leiden, der ein russischer Jude ausgesetzt ist. Aber mit ihren Rechten und ihrer Freiheit ist es unter dieser neuen Verwaltung vorbei.
    Das Vielvölkerreich
    Diese Worte schrieb die englische Sanitäterin Florence Farmborough, die zu Beginn des Krieges in russische Dienste getreten war, im April 1916 in ihr Tagebuch. Sie irritierte, was in der russischen Kriegsverwaltung offenbar für normal gehalten wurde: dass Juden stigmatisiert und terrorisiert werden durften, nur weil sie Juden waren. Aber nicht nur Juden widerfuhr diese Gewalt. In den Grenzregionen, die vom großen Krieg heimgesucht wurden, lebten nur wenige Russen, aber Polen, Ukrainer, Deutsche, Esten, Letten, Litauer und Juden, im Kaukasus waren es Armenier und Aserbaidschaner, die zwischen die Fronten gerieten. Wie würden sich die Polen verhalten, die seit Jahrzehnten unter der russischen Fremdherrschaft litten und im eigenen Land wie Fremde behandelt wurden, was war von Juden zu erwarten, die mit dem Staat des Zaren nur schlechte Erfahrungen gemacht hatten? Konnte man den deutschen Siedlern trauen, die in den Dörfern Wolhyniens lebten, und würden sie sich mit den Angreifern verbünden, deren Sprache sie teilten? Wie sollte die Regierung der muslimischen Bevölkerung begegnen, seit der osmanische Sultan den Heiligen Krieg ausgerufen hatte?
    Als sich das Kriegsglück wendete und die Armeen des deutschen Kaisers die russischen Grenzen überschritten, entledigten sich die Vordenker der ethnischen Vertreibungaller Hemmungen. Generalstabchef Januschkewitsch sah keinen anderen Ausweg, als alle deutschen Kolonisten und Juden aus den Grenzregionen zu vertreiben, und ins Innere des Imperiums zu deportieren. Er erklärte sie zu inneren Feinden, die mit dem Gegner gemeinsame Sache machten und deshalb aus den Grenzstreifen entfernt werden müssten.
    Auf ihrem Rückzug hinterließ die Armee des Zaren nicht nur verbrannte Erde, sie zerstörte systematisch Dörfer und Äcker und vertrieb mehrere Hunderttausend Deutsche und Juden aus ihrer Heimat. Schon zu Beginn des Krieges wurden deutsche Staatsbürger interniert, deutschstämmige Einwohner in den baltischen Städten aus ihren Häusern geholt und nach Russland verschleppt. In der Ukraine verübten Kosaken und reguläre Einheiten der Armee Judenpogrome, denen Zehntausende zum Opfer fielen. Das Regime spielte mit dem Feuer des ethnischen Hasses, und es gelang ihm am Ende nicht mehr, die Flammen zu ersticken, die es entfacht hatte. Der russische Staat war schwach, er übte in den Grenzregionen des Imperiums nur sporadische Macht aus, und deshalb griff er, als er sich in existenzieller Bedrohung befand, auf maßlose Gewalt zurück, um zu erzwingen, was nicht von selbst geschah.
    Das Vielvölkerreich wurde durch den Krieg nationalisiert. Die Bauernsoldaten erfuhren, dass die Welt größer und bunter war als die Dörfer, aus denen sie gekommen waren. Aber das Regime zog aus dieser ethnischen Mobilisierung keinen Nutzen. Es schürte den Hass und gab den Nationalisten überall im Imperium eine Bühne, auf der sie dem Separatismus und dem interethnischen Krieg das Wort reden konnten. Der Pragmatismus der zaristischen Nationalitätenpolitik wurde in den Jahren des Ersten Weltkrieges zu Grabe getragen, und es dauerte mehr als ein Jahrzehnt, bis der innere Frieden wieder hergestellt war. Aus dem Imperium der Völker war ein Imperium der Nationen geworden, in dem die einen das Recht erhielten, die anderen zu töten und sie aus ihrer Heimat zu vertreiben. So gesehen waren nicht die modernen Nationalstaaten, sondern die vormodernen Vielvölkerreiche Brutstätten des ausgrenzenden Nationalismus und des Fremdenhasses.
    Der Erste Weltkrieg beendete die pragmatische Nationalitätenpolitik der Autokratie und entfachte eine Gewaltorgie gigantischen Ausmaßes. Er war die Geburtsstunde der ethnischen Säuberung. In ihr wurde nicht nur der äußere, sondern auch der innere Feind geboren, lange bevor die Nationalsozialisten diese Unterscheidung zur Richtschnur ihrer Vernichtungsstrategie machen sollten.
    Wo war der Zarismus? Es gab ihn nicht mehr. Im Nu fiel er in sich zusammen. In drei Jahrhunderten wurde er errichtet, und in drei Tagen verschwand er.
    Der Revolutionär Nikolai Suchanow im Februar 1917.
    Das Erbe des Ersten Weltkrieges
    Als die Revolution endgültig über die alte Ordnung triumphiert hatte, lag das Imperium in Trümmern. Im Jahr 1914 hatte der Große Krieg begonnen, und erst 1924 war er endgültig zu Ende gegangen. Was in drei Jahrhunderten mühsam errichtet worden war, fiel in wenigen Jahren zusammen. Es schien, als hätte es den Staat des Zaren niemals gegeben. Der Zar trat ab, niemand fand sich noch, der ihn und seine Ordnung verteidigen mochte. Bald teilten die Besitzenden und Gebildeten das Schicksal der Minister und Gouverneure, die sie aus dem Amt getrieben hatten.
    Als die liberalen Duma-Politiker die Regierungsposten der Abgesetzten übernahmen, glaubten sie noch an das Einverständnis von Volk und Nation. Sie redeten vom Sieg über die Mittelmächte, von der erfolgreichen Fortsetzung des Krieges, von Annexionen und Kontributionen, als die Armee sich vor ihren Augen auflöste. Die Bauern desertierten, und sie interessierten sich für nichts anderes mehr als für die Verteilung des Landes und die Enteignung der Gutsbesitzer. Als der Sturm auf die Herrenhäuser und die nationalen Erhebungen an den Rändern des Imperiums begannen, war der Krieg gegen den äußeren Feind vorbei. Die Armeen des deutschen Kaisers konnten nun tun, was ihnen gefiel, ohne dass ihnen noch ernsthaft Widerstand geleistet worden wäre. Für die Verteidigung des Vaterlandes waren die Bauern verloren. Ohne Staat und Armee aber waren die Minister der Provisorischen Regierung, die in Petrograd Gesetze ausfertigten, nichts weiter als ein Häuflein machtloser Politiker, die beschworen, was sie gar nicht mehr erzwingen konnte. Im März 1917 lag die Macht auf der Straße, und sie gehörte, wem es gelang, die Waffen der Bauernsoldaten für sich zu mobilisieren.
    Der Krieg hatte das Zarenreich in Chaos und Anarchie gestürzt, Millionen waren entwurzelt, aus ihrer Heimat vertrieben und getötet worden, Flüchtlinge waren überall. Der Flüchtling war der Repräsentant der neuen Zeit. Mit ihm kamen Ressentiments, Hass, Elend und Epidemien in das Zentrum des Imperiums. Überall, wo Menschen einander unter solchen Bedingungen begegnen müssen, entstehen Konflikte. So war es auch in Russland. Die Revolution war ein großer Pogrom, der die europäische Elite und ihren Staat für immer aus der Welt schaffte. Sie verwandelte das Imperium in einen unkontrollierbaren Gewaltraum, der von verrohten Soldaten und Offizieren und ihren Waffen dominiert wurde.
    Russland sei das schwächste Glied in der Kette der imperialistischen Staaten, schrieb Lenin in den Jahren des Weltkrieges, ein Koloss auf tönernen Füssen, der zusammenfalle, sobald er sturmreif geschossen sei. Lenins Prophezeiung sollte sich erfüllen, und er selbst sollte derjenige werden, der dem alten Russland den letzten Todesstoß versetzte. Aber was ein Aufbruch in die helle Zukunft hätte werden sollen, verwandelte sich in einen gewalttätigen Albtraum, der Russland, und mit ihm ganz Europa in den Abgrund riss. Ohne den Ersten Weltkrieg hätte es keinen Stalinismus, ohne Stalinismus keinen Nationalsozialismus, keine Vertreibungen und keine Massenvernichtungsexzesse gegeben. Im Krieg wurden Opfer und Täter neuen Typs geboren, gestählte Krieger, die erfahren hatten, was Gewalt in einem Raum bewirkte, den man nicht beherrschen konnte. Russland war die Geburtsstätte der totalitären Versuchung, die ordnen wollte, was sich nicht unterwerfen ließ. So gesehen war die Ostfront kein Nebenschauplatz im großen europäischen Krieg, er war, vom Ende her betrachtet, vielmehr der zentrale Ort jener zerstörerischen Gewalt, die sich zwei Jahrzehnte später wie eine Epidemie über ganz Europa ausbreiten sollte.