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Der Wunsch nach Einheit

Am 22. Januar wählt Israel ein neues Parlament. Eigentlich ist Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Wiederwahl sicher. Doch vor allem viele junge Israelis sind noch unentschieden - und nicht wenige haben den Glauben an die Politik verloren.

Von Torsten Teichmann | 19.01.2013
    "Guten Morgen. Ich bin froh und stolz diese demokratische Aufführung zu erleben. Ich bin gekommen, um für die Schüler und Schülerinnen der Blich Schule zu stimmen. Von allem, was ich bisher gehört habe, stimme ich nur einem zu: Dieses Mal müssen wir den großen Parteien unsere Stimme geben. Jeder Junge, jedes Mädchen, das 18 Jahre alt ist, muss seine Stimme unserem Bündnis geben."

    Es hat Tradition: Vor jeder israelischen Parlamentswahl organisieren Schüler und Lehrer der Blich Schule eine Politiksimulation. Die oberen Jahrgänge geben bei einer internen Wahl ihre Stimme einer Partei. Das Ergebnis aber wird landesweit bekannt gegeben und gilt als zuverlässiger Stimmungstest. Das macht die Sache über die Schule hinaus interessant. Unter einem Partyzelt steht der frühere israelische Verteidigungsminister Shaul Mofaz. Mofaz gehört bereits jetzt zu den Verlierern der anstehenden Parlamentswahl. Seine Kadima-Partei droht aus dem Parlament gewählt zu werden. Der Ex-Militär versucht zu retten, was zu retten ist.

    "Die Blich Schule ist eine ganz besondere Schule. In der Vergangenheit wurden hier die richtigen Wahlergebnisse bereits vorausgesagt. Deshalb bin ich hier, um mit den Schülern zu reden. Es ist mir wichtig, auf das Ergebnis Einfluss zu nehmen."

    Mofaz, Netanjahu, Liebermann oder Livni, die Namen und die dazugehörigen Politiker kennt fast jeder in Israel. Likud, Shas oder Arbeitspartei - wer sind die Menschen, die sie wählen? Vor welcher Entscheidung stehen junge Israelis? Was beschäftigt sie? Ist es der Konflikt mit den Palästinensern, der weltweit so häufig die Schlagzeilen bestimmt? Oder sind es die wachsenden sozialen Unterschiede im Land? Es ist eine Reise zu sehr unterschiedlichen Vertretern einer jungen israelischen Generation.

    Der Motor brummt, aber es geht nicht weiter. Der Wachmann neben der Straßenschranke nimmt seine Aufgabe sehr ernst. Warten an der Einfahrt zur Siedlung Elon Moreh. Der Weg steht nicht jedem offen. Schließlich kann man doch passieren. Die jüdische Siedlung Elon Moreh liegt im von Israel besetzten Westjordanland – südlich der Stadt Nablus. Also auf Land, das einmal zu einem palästinensischen Staat gehören soll. Wer höher und höher kommt auf den Berg Kabir, der erkennt von oben ein Dorf. Einfamilienhäuser und Gärten, neben Schulen und anderen größeren Gebäuden. Jonathan wohnt hier.

    "Wir befinden uns in Samaria, in der zentralen Bergkette Israels. Eine Bergkette, die nördlichen Berge Samarias umfasst, die Berge Binyamins, die Berge Jerusalems, die südlichen Berge Jerusalems, also Bethlehems und die Berge Hebrons. Ich glaube nicht, dass es neben einem jüdischen Staat noch Platz gibt. Dieses Land gehört uns, und das hat nichts mit den Sicherheitsanforderungen zu tun oder damit, dass man den Juden aufgrund des Holocausts Land geben wollte. Der Grund dafür ist sehr simpel. Gott, er sei gepriesen - der die Welt erschuf, er gab dem Volk Israel dieses Land."

    Und auf diesem Land bewohnt Jonathan nun ein kleines Haus mit seiner schwangeren Frau. 160 Euro Miete kosten die drei Zimmer mit Küche und Bad und kleinem Vorgarten. Ein unvorstellbar billiger Preis im Vergleich zu den Mieten im Kernland Israel. Jonathan ist 23 Jahre alt, und er hat immer in Siedlungen gelebt. Nach Elon Moreh zog es ihn, weil er an der örtlichen "Yeshiva", der Religionsschule lernen wollte. Jetzt studiert er zusätzlich Kommunikation in Jerusalem. Alles was er sagt, bringt er mit einem Lächeln rüber. Die Gelassenheit und Coolness des 23-Jährigen wirken verstörend. Wenn er zum Beispiel erklärt, die Palästinenser seien gar kein richtiges Volk. Das seien Nomadenstämme, die in den letzten Jahrhunderten hierher gelangt seien. Wie soll das weitergehen?

    "Als Erstes werde ich euch ein Scoop verraten. Vor Kurzem wurden drei Jugendliche mit dem Verdacht festgenommen, einen Wagen angezündet zu haben. Habt Ihr davon gehört? Einer von ihnen ist mein Cousin. Also angenommen, er hat es getan – dann denke ich nicht, dass er ein Idiot ist. Er ist ein Mensch mit Idealen. Ihm ist vor allem wichtig, seinen Werten treu zu bleiben, seine Werte kommen vor seinem persönlichen Wohlbefinden. Unsere Regierung, die für eine rechte Regierung gehalten wird, führt eine linke Politik aus. Er fühlt, dass alle gegen ihn sind, und ich verstehe seinen Willen, das zu tun. Ich weiß nicht, ob er es getan hat aber falls ja, dann lag es daran und nicht an der Dummheit."

    Price Tag, Preisschild Aktionen nennen sie die Übergriffe junger Siedler auf Palästinenser, auf palästinensische Autos, Moscheen, aber auch Kirchen. So als müssten die Palästinenser einen Preis dafür zahlen, dass sie überhaupt existieren. Die israelische Regierung erklärt, sie werde Kriminelle verfolgen. Aber nur wenige Fälle sind auch aufgeklärt worden. Jonathan wird Ministerpräsidenten Netanjahu nicht wählen. Er hat Sorge, Netanjahu könnte die Siedlungen doch noch aufgeben. Bei den Parlamentswahlen in Israel lassen sich linke und rechte Parteien unterscheiden. Es gibt religiöse und säkulare Bündnisse. Zwischen den Koordinaten bewegt sich alles. Große Parteien und Splittergruppen. Jonathan wird für eine kleine ultra-rechte Partei stimmen, die seine Überzeugungen vertritt.

    "Bei den kommenden Wahlen werde ich die Partei 'Kraft für Israel' wählen, und ich erkläre auch warum: Die Partei, die mich in der Knesset grundsätzlich vertritt, ist die Partei "Das jüdische Haus". Beim Jüdischen Haus geht man davon aus, dass es zwischen 13 und 15 Mandate haben wird, aber die Kraft für Israel befindet sich noch an der Zwei-Prozent-Hürde daher ist es mir wichtig, denen meine Stimme zu geben, damit man deren wichtige Kandidaten auch in der Knesset hören kann."

    Jonathan aus Elon Moreh.
    "Dieses Land gehört uns": Jonathan (r.) aus Elon Moreh. (ARD / Torsten Teichmann)
    Die Schwulenhochzeit mit Rabbiner war ein Erfolg
    Zurück in Tel Aviv. Vor einer Bar ganz in der Nähe der Allenby Straße steht ein grüner Pappaufsteller. Wahlwerbung der kleinen linken Meretz Pearti. Die Aktivisten werben um Erstwähler, aber es sind nur etwa 20 Parteianhänger gekommen. Die Bar rechts ist am Donnerstagabend gut gefüllt. Der kleine Club mit dem Pappaufsteller macht dagegen einen traurigen Eindruck. Dror ist ein bisschen enttäuscht. Die 24-Jährige wollte die Bar als ein gutes Beispiel für den laufenden Wahlkampf vorführen. Die Silvesterparty sei erfolgreicher gewesen, auch die Hochzeit eines schwulen Paares vor einem Rabbiner, organisiert von der Partei, war ein Erfolg, sagt sie. Wenn Dror über Politik spricht, dann über Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und über soziale Probleme. Sie erinnert an die Proteste im Sommer 2011. Damals demonstrierten Zehntausende gegen steigende Wohnungspreise und Aufschläge beim Hüttenkäse. Wir schaffen es nicht bis zum Monatsende skandierten sie:

    "Es wurde über soziale Gerechtigkeit gesprochen, aber gemeint war eigentlich soziale Gerechtigkeit, die sich auf jüdische Israelis bezieht. Das ist im Grunde auch unsere Kritik, an der Arbeitspartei: Die spricht über eine wirtschaftliche Gleichstellung, aber nicht über die Besatzung der Palästinenser. - Naja, die Menschen haben etwas Angst vor dem Wort links. Mir ist nicht ganz klar, warum."

    Die Arbeitspartei unter ihrer Vorsitzenden Shelly Yachimovitch hat versucht, das Thema Besatzung weitgehend aus dem Wahlkampf herauszuhalten, um sich nicht zu deutlich positionieren zu müssen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat sich dagegen nicht gewehrt. Viele Israelis glauben ohnehin, dass es eine Verständigung mit den Palästinensern nur noch zu israelischen Bedingungen geben kann. Keine Kompromisse mehr. Dror bewirbt sich auf ein Studienprogramm, bei dem Israelis und Palästinenser gemeinsame lernen. Ausgeschrieben – nicht in der Region – sondern in London.

    "Ja, das stimmt. Es besteht das Problem des Abbruchs der Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern. Das ist irre, ich meine, wir leben eine Stunde Autofahrt voneinander entfernt, und die Israelis wissen nicht, wie die Menschen im Westjordanland leben. Und ich denke mir, dass auch die Menschen im Westjordanland und im Gazastreifen nicht wissen, wie die Israelis hier leben."

    Es geht noch tiefer in die Nacht. Mit einem Taxi fährt Dror zu einer Geburtstagsfeier. Streberfreunde vom Armeeradio seien das, sagt die 24-Jährige. Sie hat ihre Zeit bei der Armee hinter sich. Im vergangenen Jahr war viel gestritten worden in Israel, ob alle jüngeren Israelis zum Wehrdienst eingezogen werden müssen, also auch arabische Jugendliche und ultra-orthodoxe Juden – sie waren bisher vom Dienst ausgenommen. Erst erschien das Problem sehr dringend, dann ist nichts mehr geschehen. Beim Geburtstag sind Diskussionen über Politik eigentlich untersagt. Wer dagegen verstößt, müsse drei Seiten Essay über das Thema schreiben. Lange können sich die Gäste aber nicht daran halten:

    "Ach, ich mische mich nicht gerne in Politik ein. Aber wenn ich wählen könnte, würde ich 'Das grüne Blatt' wählen, obwohl ich weiß, dass sich das doof anhört, und dass viele Leute sagen, dass sie nicht einmal die Zwei-Prozent-Hürde schaffen werden. Sie haben eine sehr liberale Seite, die mir gefällt."

    Die politische Linke ist auch deshalb in der Minderheit, weil ihre Vorschläge zu Ausgleich und Gesprächen in der Vergangenheit scheinbar nicht zu Erfolgen geführt haben. Zudem stellen sie vieles infrage – zum Beispiel die Besatzungspolitik. Das ist in Israel nicht populär. Noch schwieriger wird es im Fall echter Minderheiten in Israel.

    Ich glaube nicht an Wahlen."
    "Haifa hat viel Geschichte. Haifa hat einen Hafen. Dadurch sind verschiedene kulturelle Einflüsse in die Stadt gekommen. Historisch und kulturell ist es eine palästinensisch-arabische Stadt. Die berühmte Sängerin Um Khultum und der palästinensische Dichter Mahmoud Darwish zogen hier durch die Straßen. Es ist halt Haifa."

    Wala’a erzählt von seiner Heimatstadt, und sein Vater hebt mit einer Kelle neue Falafel-Bällchen in heißes Öl. Der 26-Jährige trägt eine schwarz-weiße Kafiyeh um den Hals. Er bezeichnet sich selbst als israelischen Araber, als Palästinenser und Flüchtling. Und er räumt offen ein, dass er Schwierigkeiten mit seiner Identität hat. Dazu muss man etwas erklären: Ein Teil von Wala’as Familie stammt aus dem Dorf Ikrit. Das liegt im Norden Israels in unmittelbarer Nähe zur libanesischen Grenze. Während des israelischen Unabhängigkeitskrieges 1948/1949 kam die israelische Armee zu den Bewohnern des Dorfes Ikrit. Sie forderte die christlichen Araber auf, ihr Dorf für zwei Wochen zu verlassen. Aus militärischen Gründen. Doch nach 14 Tagen durften die Menschen nicht in ihre Häuser zurück, und auch nicht nach einem Jahr, erzählt Wala’a. Am Weihnachtsabend 1952 zerstörte die Armee schließlich das Dorf, nur der Friedhof und die Kirche blieben stehen. Der Staat habe das Land heute an einen israelischen Viehzüchter verpachtet. Seit ein paar Wochen fährt Wala’a jedes Wochenende von Haifa nach Ikrit:

    "Das Dorf war hier, rund um die Kirche. Es ist eine sehr klassische katholisch-orientalische Kirche. Wir sind auf der Spitze eines Berges. Und ganz oben steht die Kirche – der traditionelle Grundriss eines arabischen Dorfes. Eine Geschichte, die sie uns erzählen: Man konnte das ganze Dorf durchqueren, in dem man über die Dächer der Häuser springt. Von einem Hausdach zum nächsten. Die älteren, die erste Generation der Vertriebenen aus Ikrit, die haben in der Kirche auch geschlafen, sie haben sie besetzt. Man kann sagen, das machen wir jetzt auch. Aber diesmal für immer."

    Wala’a begrüßt Freunde, die unter der Woche in der Küche neben der Kirchenmauer ausgehalten haben. Wer zu Besuch kommt, kann sehen, dass es den jungen israelischen Palästinensern nicht schlecht geht. Wala’a konnte dank eines Stipendiums in Boston studieren. Er hat ein Auto und verdient Geld als Lehrer und Künstler. Aber Ikrit ist ihm ein Anliegen. Er spricht darüber, dass die Erinnerung an die palästinensische Kultur das Selbstbewusstsein der israelischen Araber stärken könne. Er sagt, er fühle sich auch seinem Vater verpflichtet, der nach der Flucht seiner Eltern aus Ikrit einen Falafelladen in Haifa übernehmen musste, um die Familie überhaupt durchzubringen. Der 26-Jährige antwortet sehr überlegt. Doch Anerkennung bekommt Wala’a in der israelischen Gesellschaft dafür nicht. In der vergangenen Woche hatten Mitglieder verschiedener israelischer Parteien dazu aufgerufen, in den kommenden zehn Jahren soziale Unterschiede zwischen jüdischen und arabischen Israelis zu verringern. Eine Zeremonie war geplant für diese Erklärung. Doch viele Stühle blieben leer. Warum also solle er wählen gehen, fragt Wala’a. Nicht einmal die Vertreter arabischer Parteien genießen sein Vertrauen.

    "Mich interessiert das nicht. Ich glaube nicht an Wahlen. Ich glaube einfach nicht, dass ich mit dem Wahlschein Einfluss nehmen kann. Selbst wenn die arabischen Vertreter in die Knesset kommen, weiß ich nicht mal, ob die mich vertreten."

    Wala'a im Falafelladen.
    Wala'a im Falafelladen in Haifa. (ARD / Torsten Teichmann)
    In Modi'in wohnt Israels Mainstream: Die Wähler von Netanjahu

    Torsten Teichmann: "Ich sitze im Auto und fahre gerade auf die Stadtautobahn von Tel Aviv. Es hat den gesamten Tag über heute geregnet. Und auch jetzt am späten Abend, und das hat zwei Effekte: Zum einen war die Stadtautobahn heute teilweise gesperrt, weil der Fluss in der Mitte drohte überzulaufen. Und zum anderen sagen alle Israelis, die man anruft: Besuch mich doch lieber zu Hause, als dass wir irgendwo hingehen. Das mache ich jetzt mit Yuval. Mit Yuval wollte ich eigentlich nach Jerusalem. Mit ihm dort ein bisschen durch die Stadt gehen, damit er mir etwas zeigt. Aber er hat gesagt, nicht bei dem Wetter, komm nach Modi’in, und ich werde ihn anrufen, wie wir eigentlich zu ihm kommen."

    Modi’in ist eine Schlafstadt. Seit ein paar Jahren hochgezogen, auf halben Weg zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Mehr als einhunderttausend Bewohner. In der Nacht sind die Straßen dort menschenleer. Flutlicht leuchtet verlassene Basketballfelder aus. Die Häuser erinnern an übereinander gestapelte Schuhkartons. Es gibt aber auch Hochhäuser und sandfarbenem Stein. Hier wohnt der israelische Mainstream, heißt es. Die Wähler von Ministerpräsident Netanjahu.

    Yuval steht im Treppenhaus und unterhält sich mit seinem Nachbarn über Wasserflecken an den Wänden. Der Sturm hat die Feuchtigkeit durch die Mauern gedrückt – überall, sogar im Bad der Kinder. Die Wohnungen sind neu. Vierhunderttausend Euro habe alles gekostet. In der Garage stehen zwei Mazda, im unteren Geschoss schlafen drei Kinder, beide Ehepartner gehen arbeiten, so beschreibt Yuval seine Familie. Es gehe ihnen vielleicht sogar etwas besser als der Mittelschicht in Israel. Und was wird er wählen? Während Yuval versucht, die Chips aus der Tüte zu befreien, spricht er über Iran und dass keine israelische Regierung allein militärisch handeln sollte. Er fragt, ähnlich wie Jonathan aus Elon Moreh, wer eigentlich die Palästinenser seien. Er hält Meretz für eine extremistische Partei und glaubt, die Welt werde Israel nie verstehen. Die Wirtschaft laufe gut, jeder finde Arbeit. Nur die Preise für Häuser seien in Israel zu hoch. Eine Folge der niedrigen Leitzinsen, erklärt der Banker. Insgesamt klingt das alles nach einer klaren Stimme für Ministerpräsident Netanjahu. Und dann zögert Yuval doch:

    "Beim ersten Mal hatte ich Bibi gewählt. Danach Ehud Barak. Dann die Partei der Grünen. Aber dieses Mal habe ich kein Team, für das ich stimmen kann. Ich will, dass Netanjahu Ministerpräsident bleibt. Aber ich habe ein Problem mit den Orthodoxen. Die Orthodoxen und ihre Kinder lernen nur die Bibel, den Talmud. Und die leben auf unsere Kosten. Und mit Netanjahu wird sich am Status Quo nichts ändern."

    Es wird sich nichts ändern. Dafür hat Ministerpräsident Netanjahu bereits gesorgt. Er ist mit Ex-Außenminister Liebermann ein Wahlbündnis eingegangen, um in jedem Fall die stärkste Kraft im Parlament anzuführen. Das heißt, er wird voraussichtlich wieder Regierungschef. Es ist der große Wunsch nach Einheit und Geschlossenheit in Israel im Interesse der nationalen Selbstbehauptung. Aber das Leben ist komplizierter, als der Wahlkampf es zulässt. Es sind ganz unterschiedliche Erfahrungswelten in denen junge Israelis groß werden. Zum Teil stehen sie sich unvereinbar gegenüber. Bisher fehlt aber auch hier - wie in Europa - der Mut, diese Konflikte in der Gesellschaft jederzeit zu benennen.