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Designierter US-Präsident
Trump spricht vom "globalen Jihad"

Der künftige US-Präsident Trump hat mit scharfen Worten auf die Ereignisse in Berlin reagiert. Er beschuldigte umgehend den "globalen Jihad". Eine Schuldzuweisung, die aus Berlin zu dem Zeitpunkt noch gar nicht zu vernehmen gewesen war.

Von Thilo Kößler | 20.12.2016
    Donald Trump spricht vor Anhängern in Pennsylvania.
    Donald Trump bei einer Veranstaltung seiner Dankes-Tour in Pennsylvania. (picture alliance / dpa / Sputnik / Caitlin Ochs)
    Das Weiße Haus sprach noch am Abend den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und versicherte der Bundesregierung, ihr im Kampf gegen all jene zur Seite zu stehen, die unsere Gesellschaften bedrohen, so wörtlich. "Die Vereinigten Staaten verurteilen auf das Schärfste das Ereignis in Berlin, das mutmaßlich ein Terroranschlag war", heißt es in der Erklärung des scheidenden Präsidenten Obama.
    Anders äußerte sich sein Nachfolger Donald Trump. In einem Tweet ließ er wörtlich wissen: ISIS – also die Milizen des IS – schlachten Christen in ihren Städten und Gotteshäusern ab als Teil ihres globalen Jihad". Eine Schuldzuweisung, die aus Berlin noch gar nicht zu vernehmen gewesen war. In einem weiteren Tweet erklärte Trump: "Es wird alles schlimmer, die zivilisierte Welt muss umdenken".
    Vorboten eines veränderten Politikstils
    Die beiden Erklärungen aus dem Weißen Haus und aus der Twitterwerkstatt Donald Trumps wurden als Vorboten eines in Zukunft veränderten Politikstils in den Vereinigten Staaten gelesen.
    Unterdessen ist Donald Trump die 45. Präsidentschaft der Vereinigten Staaten sicher: Am Abend hob der Bundesstaat Texas den president elect über die Schwelle der erforderlichen 270 Wahlmännerstimmen.
    Offiziell werden die Stimmen erst am 6. Januar in einer gemeinsamen Sitzung von Senat und Repräsentantenhaus ausgezählt – unter dem enormen Druck der medialen Öffentlichkeit wurden die Einzelergebnisse aus den 50 Bundesstaaten jedoch schon vorab bekannt.
    Trump kann ins Oval Office einziehen
    Damit kann Donald Trump mit der entscheidenden Mehrheit der Wahlmännerstimmen ins Oval office einziehen, obwohl er nach der absoluten Zahl der abgegebenen Stimmen eigentlich der Unterlegene dieser Wahl war: Hillary Clinton liegt beim sogenannten popular vote mit 2,8 Millionen Stimmen vorne. Diese Diskrepanz, die durch das System der indirekten Wahl und durch das Prinzip des "the winner takes all" hervorgerufen wird, war auch gestern erneut Anlass zu Protesten. In vielen Hauptstädten einzelner Bundesstaaten kam es zu Protestaktionen. In Wisconsin kam es zu tumultartigen Szenen, als eine Demonstrantin das Wahlmännergremium mit den Rufen "This is my America" konfrontierte und von "Schämt-Euch-Rufen" begleitet wurde.
    Indes kam es trotz einer Online-Petition von fünf Millionen Unterzeichnern und zum Teil massiver Versuche, die republikanischen Wahlmänner von einer Stimmabgabe für Donald Trump abzuhalten, nicht zu der erhofften Revolte: Lediglich zwei von ihnen votierten gegen Trump – beide in Texas. Einer von ihnen, Christopher Suprun, hatte sich zuvor in einem Zeitungsartikel geoutet und Donald Trump "gefährlich und unqualifiziert" genannt. Er wurde von Sicherheitskräften zur Wahl begleitet und sah sich seinerseits enormem Druck ausgesetzt, wie er gegenüber CNN bekannte.