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Diesel-Krise
Zukunftsangst bei Bosch in Homburg

Mit der Diesel-Krise fürchten die Mitarbeiter der Robert Bosch GmbH um ihre Jobs. Denn in dem saarländischen Unternehmen werden exklusiv Teile für Dieselmotoren hergestellt. Die IG Metall fordert Garantien und Investitionen in neue Produkte.

Von Tonia Koch | 25.09.2018
    Autos fahren in Stuttgart unter einer Brücke mit Bosch-Logo hindurch.
    Bosch fertigt in Homburg Diesel-Einspritzpumpen - Beschäftigte wollen Alternativen (dpa / Sebastian Kahnert)
    Eine Lösung oder zumindest eine Perspektive hatte Rolf Bulander, der Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH offenbar nicht im Gepäck, fasst Jörg Hofmann, der Vorsitzende der IG Metall die Situation zusammen.
    "Es ist gestern offensichtlich viel geredet worden, aber Konkretes weiter nicht sichtbar."
    Dabei drängt die Zeit, denn Bosch Homburg setzt mit Dieseleinspritzpumpen auf ein einziges Produkt, eine Monokultur, die sich längst als nicht mehr zukunftsfähig erweist, sagt Hofmann. Das Management war lediglich bereit, sich hinter verschlossenen Türen mit den Betriebsräten und den Vertretern der IG Metall auszutauschen.
    Auslaufen der Produktion befürchtet
    Und die IG Metall fürchtet, dass die Geschäftsführung beabsichtigt das Werk parallel zur sinkenden Nachfrage nach und nach auslaufen zu lassen. Das aber werde die IG Metall nicht mitmachen, so Hofmann.
    "So ein Aussterben auf lange Zeit ist für uns nicht akzeptabel. Es geht hier nicht darum sozialverträglich abzuwickeln, sondern dem Standort Perspektiven zu geben. Und da ist das Management gefordert und Bosch hätte die Möglichkeit und das ist auch das, was deutlich zu benennen ist, Bosch ist in der Verantwortung auch für einen Standort, der dazu beigetragen hat, dass Bosch auf dem Weltmarkt das ist was es heute ist, nämlich ein erfolgreiches Unternehmen."
    Die Beschäftigten fordern eine Transformationsvereinbarung, das heißt Investitionen in neue Produkte, die über die Verbrennungstechnologie hinausweisen, um die 4.500 Arbeitsplätze am Standort zu sichern.
    Drängen auf Entscheidungen
    Die Belegschaft drängt, denn Entscheidungen müssten kurzfristig fallen, wenn sich diese noch zum Wohle des Standortes auswirken sollen, sagt der Betriebsratsvorsitzende des Homburger Werkes Oliver Simon.
    "Wir brauchen bis Frühjahr eine Regelung, dass wir auch die Zeit haben, die Menschen zu qualifizieren. Das steckt doch dahinter. Es ist doch nicht so, dass wir für all das die Kompetenzen haben. Wir brauchen für diese neuen Produkte die Kompetenzen und damit die Qualifizierung."
    Das Unternehmen müsse einsehen, dass der notwendige Transformationsprozess Geld koste. Es dürfe nicht so kommen, dass allein die Mitarbeiter die Anpassung an neue technologische Herausforderungen bezahlen müssen. Das gelte nicht nur für den Standort Homburg, sondern auch für andere Betriebstätten der Boschfamilie, so Simon.
    "Wir brauchen eine Regelung wie wir mit den Standorten solidarisch umgehen. Wir wollen nicht, dass Homburg überlebt und andere absaufen Unser Verständnis ist solidarisch für alle Standorte eine Perspektive, um alle mitzunehmen, das ist das, was wir verlangen werden."
    Ministerpräsidentin äußerte sich über Bedeutung des Standortes
    Auch die Politik ist alarmiert. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, SPD, hob noch einmal die Bedeutung des Standortes Homburg hervor, an dem sich neben Bosch noch eine Reihe anderer Automobilzulieferbetriebe angesiedelt hat.
    "Klar ist: Wir wollen auf diesen Standort nicht verzichten, wir brauchen ihn in der gesamten Südwestpfalz und dieser Standort hat immer gezeigt, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht nur innovativ sondern auch bereit sind, den Wandel mitzugestalten und diese Chance muss die Belegschaft auch bekommen."
    Auch Dreyer forderte heute das Bosch-Management dazu auf eine Produktinnovation am Standort Homburg zu starten.