Donnerstag, 25. April 2024

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Deutsch-chinesische Handelskonsultationen
Gemeinsam gegen Trumps Handelspolitik

Deutschland und China haben sich gemeinsam zum freien Welthandel bekannt und sich damit gegen die Abschottungspolitik von US-Präsident Donald Trump gestellt. Am Rande der fünften Regierungskonsultationen beider Länder wurden Wirtschaftsverträge im Wert von 20 Milliarden Euro unterzeichnet. Probleme gibt es aber dennoch.

Von Mischa Ehrhardt | 09.07.2018
    Bundeskanzlerin Merkel und Chinas Ministerpräsident Li in Berlin
    Beste Handelsfreunde? Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Li Keqiang in Berlin (dpa)
    Es könnte einfach sein: Amerika schottet sich zunehmend ab, China springt in die Bresche und vertieft seine Beziehungen zu anderen Ländern und Regionen wie Europa. Allerdings stehen dem einige Vorbehalte im Weg.
    "Wenn wir erleben, dass Investitionen die aus China getätigt werden, einen politischen Hintergrund haben; wenn wir sehen, dass Engagement Chinas beispielsweise in Griechenland dazu führen, dass in politischen Entscheidungen der Europäischen Union Griechenland dann eine Außenseiterrolle einnimmt; also hier ist man dieser Form der staatlichen Intervention in die Wirtschaft ausgesetzt. Und das ist es, was die westlichen Länder skeptisch sein lässt". Sagt der Chefvolkswirt der Deka Bank, Ulrich Kater.
    So lautet ein Vorbehalt gegenüber Peking, dass China sich das Ziel gesetzt hat, in vielen Zukunftstechnologien bald die Weltführerschaft übernehmen zu wollen – sozusagen eine chinesische Spielart eines "China First". Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des deutschen Industrie- und Handelskammertags:
    "Die Chinesen müssen Teile ihrer Strategie auch ändern. Denn sie hatten ja sehr stark die Strategie, dass man ab 2025 überwiegend in China produzieren muss und nicht mehr wirklich dorthin exportieren darf".
    China "muss Vertrauen schaffen"
    Im Ausland dagegen versucht China als Investor zu punkten. Dazu bedient sich das Reich der Mitte auch des Mittels der Direktinvestitionen beispielsweise in Technologieunternehmen. Der deutsche Roboterbauer Kuka etwa ist so vom chinesischen Weißwarenproduzenten Midea übernommen worden.
    Auf der anderen Seite dürfen viele westliche Unternehmen nicht in gleichem Maße frei in China investieren und wirtschaften, lautet der Vorwurf. Deswegen hat China noch eine Menge Arbeit vor sich, meint Ulrich Kater:
    "Es muss Vertrauen schaffen, bei den westlichen Investoren aus Europa, aus Amerika: Dass Bedingungen und zwar nicht nur für die nächsten zwei oder drei Jahre sondern langfristig herrschen, die Wirtschaften auch im chinesischen Wirtschaftsraum möglich machen. Hier hat China insbesondere Vertrauensarbeit zu leisten – und das wird nicht einfach sein".
    Deutschland-China: kein Selbstläufer
    Martin Wansleben vom deutschen Industrie- und Handelskammertag, sieht in der derzeitigen Situation aber auch eine Chance: eine Chance, genau dieses Vertrauen zwischen den Wirtschaftsmächten China und Europa zu schaffen:
    "Das Beispiel Amerika zeigt, was es bedeutet, wenn Unsicherheiten statt Vertrauen entstehen, und jetzt kann Europa - im Übrigen auch innerhalb Europas – und Europäer und Chinesen zeigen, dass man Vertrauen auch in schwierigen Situationen aufbauen kann, und damit wieder mehr Investitionen in China und Europa zulassen kann".
    Ein Selbstläufer allerdings werden sie vorerst wohl nicht sein, die deutsch-chinesischen Beziehungen. Weder in wirtschaftlicher Hinsicht noch in politischer beispielsweise bei der Frage nach Menschenrechten.