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Deutsch-französische Wirtschaftsbeziehungen
Uneinigkeit beim Handelsstreit mit den USA

Im Handelsstreit mit den USA wollen Frankreich und Deutschland höhere US-Zölle für die EU vermeiden. Darin sind sich Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und sein Amtskollege Bruno Le Maire einig. Doch der Weg dahin ist umstritten. Altmaier will Zölle senken - die Franzosen sind dagegen.

Von Jürgen König | 11.07.2018
    Das Bild zeigt aus größerer Entfernung Bruno Le Maire, Finanzminister von Frankreich. Er spricht beim Tag des deutschen Familienunternehmens der Stiftung für Familienunternehmen. Er steht an einem Rednerpult und hält sich daran mit beiden Händen fest.
    Bruno Le Maire, Wirtschaftsminister von Frankreich. Der bilaterale Handel beläuft sich auf 169 Milliarden Euro jährlich. Doch es gibt Differenzen mit Deutschland bei der Frage von EU-Zöllen. (dpa)
    Deutschland und Frankreich sind wirtschaftlich eng miteinander verbunden. Auf 169 Milliarden Euro belief sich nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes der Handel zwischen beiden Ländern im letzten Jahr. Das sind 1,6 Prozent mehr als 2016. Dabei stieg der deutsche Handelsbilanzüberschuss um 15,8 Prozent auf über 41 Milliarden Euro.
    Insgesamt sind derzeit rund 4.500 deutsche Unternehmen mit über 310.000 Beschäftigten in Frankreich aktiv, diese Zahlen entsprechen in etwa der Präsenz französischer Unternehmen in Deutschland. Und sie würden sich längst nicht mehr als erbitterte Konkurrenten gegenüberstehen, sagt der deutsch-französische Politologe Alfred Grosser, sondern mehr und mehr als Partner:
    "Es ist eine gemeinsame Wirtschaft, die beiden zusammen. Und das ist kein Problem mehr - ein deutsches Unternehmen in Frankreich ist nicht mehr deutsch, es ist europäisch, ist eigenständig. Und ich glaube, in keinem Fall kann man sagen, es gibt einen deutsch-französischen Wirtschaftskonflikt. Es gibt eine wirtschaftliche Ähnlichkeit, wo ein jeder beim anderen auch investiert. Und die Investitionen in Frankreich steigen ja ständig."
    Autozölle im Handelsstreit mit den USA im Fokus
    Im letzten Jahr um neun Prozent. Der Reformschwung Präsident Macrons lockte 208 deutsche Investitionsprojekte ins Land, fast ein Drittel davon im Bereich der Industrie. An die 6.000 Arbeitsplätze wurden dabei geschaffen. Nur die USA brachten mit 230 Projekten noch mehr neue Unternehmungen in Frankreich auf den Weg.
    Auch bei den Start-ups hat Frankreich gegenüber dem deutschen Nachbarn aufgeholt, etliche deutsch-französische Gemeinschaftsunternehmen haben sich etabliert. Um die Risikokapitalmärkte in Frankreich und Deutschland zu stärken, werden Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und sein französischer Amtskollege Bruno Le Maire eine Rahmenvereinbarung über gemeinsame Investitionen in Wagniskapitalfonds unterzeichnen. Vor allem aber gilt Altmaiers Besuch globalen Wirtschaftsfragen, allem voran die Frage der Autozölle im Handelsstreit mit den USA. Peter Altmaier am Morgen in der ARD:
    "Die Zollpolitik ist ja eine Zuständigkeit der Europäischen Union, deshalb ist die Kommissarin Malmström darauf angewiesen, dass sie von den Mitgliedsstaaten Unterstützung hat. Ich werbe seit vielen Wochen dafür, dass wir in der Zollpolitik einen Handelskrieg vermeiden, aber auch unsere europäischen Interessen und die Arbeitsplätze in Deutschland sichern und schützen - und das heißt für mich, dass es besser ist, wenn wir die Zölle senken, als wenn wir in einen Wettlauf um immer höhere Zölle eintreten."
    Auch Frankreich will Arbeitsplätze schützen
    Genau das aber will Frankreich nicht. Nach den Regeln der WTO, so wird argumentiert, müssten die Zölle dann generell gesenkt werden, auch gegenüber Japan zum Beispiel: doch genau deren Autos stellen für die französischen Autobauer eine enorme Konkurrenz dar, weit mehr als für deutsche Hersteller. Auch Frankreich will eben zunächst seine Arbeitsplätze "sichern und schützen" - so weit geht die Liebe zu Europa dann doch nicht.