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Deutsch lernen im Ausland
"Die Studenten hassen die Grammatik"

In Lübeck haben sich Deutschlehrer aus Burkina Faso, Brasilien, Malaysia und anderen Staaten über den Unterricht der Sprache in ihren Ländern auszutauschen. Auch wenn es viele Unterschiede gibt sind - eine Gemeinsamkeit eint Deutschlernende weltweit: der Kampf mit der Grammatik.

Von Astrid Wulf | 29.07.2015
    Eine Frau liest im Duden.
    Deutsch gilt als schwer zu erlernende Sprache. (dpa / picture alliance / Tim Brakemeier)
    "So, dann wollen wir hier noch mal anhalten. Günter Grass-Haus, das haben wir hier direkt gegenüber..."
    Eine ganz besondere Führung durch die Lübecker Altstadt. Die Zuhörer kommen aus Vietnam, Südafrika und Algerien. Einen Dolmetscher braucht niemand. Alle arbeiten in ihren Heimatländern als Deutschlehrer. Beim Treffen des Internationalen Deutschlehrerverbandes in Lübeck nutzen Sie die Zeit, um sich fortzubilden, auszutauschen und gemeinsam Lübeck zu erkunden. Fatma Dahias aus Algerien und Alvaro Camu aus Chile gefällt es richtig gut hier:
    "Die Altstadt ist so gut erhalten und alles ist ruhig und schön und zum Spazierengehen - ich bin wirklich beeindruckt von Lübeck."
    "Gut, mit dem Wetter ist es nicht so... Aber es ist eine Stadt, die richtig neugierig macht, was Weiteres zu erleben."
    Alvaro Camu unterrichtet Erwachsene am Goethe-Institut in Santiago de Chile. Dort ist Deutsch eine sehr beliebte Fremdsprache, sagt er. Das liegt nicht nur daran, dass Mitte des 19. Jahrhunderts viele Deutsche nach Chile ausgewandert sind:
    "Deutschland ist natürlich beliebt, weil man denkt - und es ist ja auch so - dass deutsche Produkte sehr gut sind, dass sich der deutsche Fußball heutzutage natürlich sich bester Beliebtheit erfreut - also deutsch ist sehr beliebt in Chile."
    Aussicht auf Studium in Deutschland
    Auch in Malaysia interessieren sich viele junge Leute für die deutsche Sprache, sagt Pai Ling Chong. Sie unterrichtet Jugendliche bis 17 Jahre.
    "Sie haben große Lust, Deutsch zu lernen, weil sie diese Fußball-Leute besser kennen möchten. Dann möchten sie in Zukunft in Deutschland eine Reise machen und dann haben sie keine Probleme, mit den Deutschen zu sprechen."
    Nicht nur Fußballfans belegen in der Schule Deutsch als Fremdsprache, viele Jugendliche erhoffen sich bessere Berufsperspektiven, wenn sie deutsch sprechen können. Olivier Zongo aus Burkina Faso in Westafrika unterrichtet Jugendliche auf dem Gymnasium. Er motiviert seine Schüler mit der Aussicht auf eine Chance, mal in Deutschland studieren zu können.
    "Man kann hier ein gutes Diplom machen. Und wenn man von Deutschland aus nach Burkina Faso fliegt, kann man auch gute Stellen bekommen."
    Seine Schüler für die deutsche Sprache zu begeistern, fällt Olivier Zongo allerdings nicht so leicht wie seinem chilenischen Kollegen. Der Deutschunterricht ist für viele Gymnasiasten in Burkina Faso eher ein notwendiges Übel.
    "Nicht so beliebt. Einige Leute interessieren sich mehr für Englisch und Französisch. Bei uns ist Französisch eine Amtssprache. Und dann kommt Deutsch als dritte Sprache nach dem Französischen."
    Leidenschaft für die deutsche Sprache
    Deutsch zu lernen ist nicht gerade leicht. Vielleicht beschäftigen sich deshalb die Jugendlichen aus Burkina Faso lieber mit Englisch und dem vertrauten Französisch. Auch die Lehrerinnen aus Malaysia, Algerien und Brasilien kennen die Hürden, mit denen ihre Deutschschüler zu kämpfen haben, nur zu gut:
    "Ich denke, die Artikel. Es gibt drei verschiedene, die müssen sie auswendig lernen."
    "Die Studenten hassen die Grammatik und finden, dass die Grammatik sehr schwierig ist."
    "Die Grammatik. Auf Portugiesisch hat man zum Beispiel keine Deklinationen, und das ist schon kompliziert, wenn man das mit anderen Sprachen vergleicht."
    Trotz der komplizierten Grammatik - diese Lehrer versuchen, ihre eigene Leidenschaft für die deutsche Sprache auch in ihren Schülern zu entfachen. Für Unidozentin Fatma Dahias aus Algerien gibt es genug Gründe dafür:
    "Die Präzision der deutschen Sprache. Und die Literatur, die Philosophie, eigentlich alles."