Donnerstag, 18. April 2024

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Deutsch-polnisches Gedenken
"Eine einmalige Geschichte der Versöhnung"

Der Bundestag hat des Beginns des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren gedacht. Polens Präsident Komorowski erinnerte als Gastredner an die schwierige Versöhnung seines Landes mit Deutschland bis zu einer jetzt freundschaftlichen Beziehung.

10.09.2014
    Der polnische Staatspräsident Bronislaw Komorowski bei der Gedenkstunde zum Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren.
    Der polnische Staatspräsident Bronislaw Komorowski bei der Gedenkstunde zum Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren. (AFP / Tobias Schwarz)
    Der polnische Staatspräsident Bronislaw Komorowski hat die Aussöhnung seines Landes mit Deutschland gewürdigt. Beide Völker könnten stolz darauf sein, sagte er bei einer Gedenkveranstaltung im Bundestag anlässlich des Beginns des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren. Es sei seine "einmalige Geschichte der Versöhnung". Er selbst stehe vor dem Bundestag als lebendiger Zeuge des Wunders der Versöhnung.
    Komorowski betonte: "Wir denken an den 1. September und vergessen dabei nicht den 17.September." Deutschland hatte Polen am 1. September 1939 überfallen. Am 17. September waren sowjetische Soldaten in Polen einmarschiert. Komorowski richtete auch den Blick nach vorne und betonte: "Wir brauchen eine deutsch-polnische Verantwortungsgemeinschaft für die Zukunft Europas."
    Lammert lobt Bundespräsident Gauck
    Bundestagspräsident Norbert Lammert sagte in seiner Rede in Richtung Komorowski: "Polen wurde das erste Opfer des Zweiten Weltkriegs. Ihre Landsleute litten länger als alle anderen unter der deutschen Besatzung." Es gehöre zur polnischen Tragödie im 20. Jahrhundert, dass dem Sieg über Hitler "bleierne Jahrzehnte" folgten, in denen den Polen die Selbstbestimmung weiter vorenthalten geblieben sei. Er sagte weiter: "In der Trauer über den erlittenen Verlust der eigenen Heimat fehlt es in Deutschland gelegentlich noch heute an Wissen über und an Verständnis für das Vertreibungsschicksal der Polen".
    Bundespräsident Joachim Gauck bei der Gedenkfeier in Danzig zum 75. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges.
    Bundespräsident Joachim Gauck bei der Gedenkfeier in Danzig zum 75. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges. (picture alliance / dpa / epa/ PIOTR PEDZISZEWSKI)
    Lammert lobte Bundespräsident Joachim Gauck für dessen umstrittene Rede Anfang September in Danzig. Dort hatte das deutsche Staatsoberhaupt mit Blick auf die Lage im Osten der Ukraine gesagt, die Geschichte lehre, dass territoriale Zugeständnisse den Appetit von Aggressoren nur vergrößerten. Der Westen müsse sich dem russischen Machtstreben daher entschlossen entgegenstellen. Gauck habe "am richtigen Platz zum richtigen Anlass das Richtige und Notwendige gesagt".
    Ein hoher Preis für die Freiheit
    Zum Auftakt der Sitzung erinnerte Lammert zudem an das Leid in bewaffneten Konflikten der Gegenwart wie in Syrien, im Irak und in der Ukraine. "Auch heute zahlen Generationen viel für ihre Freiheit - ohne die Gewissheit, sie tatsächlich zu erreichen. Auf welcher Seite stehen wir? Diese Frage stellt sich allen Generationen neu. Und für uns Deutsche ganz besonders." An der Feier nahmen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Gauck und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) teil.
    (hba/jcs)