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Deutsch-russische Beziehungen
Vertrauen zurückgewinnen

Mit einem Kulturfest ist in Moskau das Jahr der deutschen Sprache in Russland eröffnet worden. Als offizieller Vertreter kam der CSU-Politiker Peter Gauweiler, der deutlich machte, dass er von Sanktionen gar nichts hält. Die Kultur ist für ihn eine Chance, den Dialog fortzusetzen.

Von Thorsten Jabs | 15.09.2014
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    Moskau: Hier wurden viele der Organisationen durchsucht (Bild: picture alliance / dpa) (picture alliance / dpa)
    Auf der größten Bühne im Eremitage-Garten ist es die Sendung mit der Maus, die die zahlreichen russischen Kinder unterhält und begeistert - und ihnen die deutsche Sprache näher bringt. Der Vorsitzende des Unterausschusses für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik des Deutschen Bundestages, Peter Gauweiler, begrüßt das Publikum bei der offiziellen Eröffnung dagegen zunächst auf russisch und dann auf deutsch:
    "(Auf Russisch) Guten Tag, ich komme aus München. (Auf Deutsch): Ich kann überhaupt kein Russisch. Aber ich möchte euch die Grüße des ganzen deutschen Volkes bringen.“
    Die Bundesrepublik präsentiert sich mit einer bunten Bildungslandschaft - Stände laden zum Lernen und Mitmachen ein. Es gibt Theateraufführungen und Lesungen, Workshops und Wettbewerbe - so wie die größte Deutschstunde der Welt mit dem populären russischen Fernsehmoderator Alexander Puschnoj. Zum Abschluss singt er auf deutsch.
    Die Ukraine-Krise ist weit weg und schwebt doch über dem Festival "Deutsch hoch drei". Gerade erst hat der Westen neue Sanktionen gegen Russland beschlossen. CSU-Politiker Gauweiler kritisiert offen diese Politik:
    "Ich selber gehöre zu denen, die aus Erfahrung aus anderen Weltgegenden sagen: Die Sanktionspolitik des Westens hat auch in früheren Fällen nichts gebracht und birgt die Gefahr, die Situation eher noch zu verschärfen. Deswegen bin ich persönlich ein Gegner solcher Sanktionen."
    "Was geschieht, ist sehr belastend"
    Gauweiler betont die gemeinsame kulturelle Verbindung zwischen Deutschland und Russland. Für ihn ist das Jahr der deutschen Sprache und Literatur eine Chance, den Dialog fortzusetzen. Gleiches hofft der deutsche Botschafter in Russland, Rüdiger Freiherr von Fritsch:
    "Was geschieht, ist sehr belastend. Und wir sind in einer Situation, wo wir mit einer russischen Politik konfrontiert sind, die fundamentale Regeln umgestoßen hat, die wir glaubten, vereinbart zu haben, und wo wir erleben müssen, dass sehr sehr viel Vertrauen zerstört ist. Und das gilt es, wieder zu gewinnen. Ich denke, dass gerade der Versuch, sich in Bereichen wie der Kultur zu begegnen, dazu dienen kann, solches Vertrauen in Zukunft wieder aufzubauen."
    Vor einem Ende des Dialogs warnt auch der Leiter des Goethe-Instituts in Moskau, Rüdiger Bolz.
    "Wenn wir nicht mehr im Kontakt sind, wenn wir nicht mehr miteinander sprechen, dann zerbricht mehr als man in kürzerer Zeit wieder aufbauen könnte. Geschäfte kann man immer neu anbahnen, aber den Dialog zwischen Gesellschaften, das ist schwierig."
    Das Jahr der deutschen Sprache und Literatur könne helfen, zu verstehen, sagt der Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler. Sein Vergleich ist jedoch deftiger:
    "Das betrifft natürlich solche Grenzfragen, die uns selber in unserem eigenen Land ja auch über Generationen das Leben schwer gemacht haben und teilweise verbittert haben und dass man die durch andere Weise überwinden muss als mit 'Willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein'.“
    Ob deftig oder diplomatisch: An diesem Spätsommertag schwingen die Hoffnungen über weiterhin guten kulturellen Austausch mit Russland auf deutscher Seite mit. Und vielleicht hilft ja auch die Maus.