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Deutsche Bahn
Fehlende Lokführer und kriselnder Güterverkehr

Fast 4.000 Nahverkehrszüge sind in diesem Jahr ausgefallen - weil es niemanden gab, der sie fahren konnte. Die Deutsche Bahn kämpft mit dem Lokführermangel. Doch das ist nur eine Baustelle. Einem Medienbericht zufolge rutscht der Güterverkehr noch tiefer in die roten Zahlen.

Von Dieter Nürnberger | 23.10.2019
Auf einem Bahngelis im Hauptbahnhof München steht ein Regionalzug nach Nürnberg.
Fast 4.000 Züge sind in diesem Jahr im Nahverkehr schon ausgefallen (picture-alliance / dpa / Bernd Settnik M. C. Hurek)
Weichere Rückenlehnen, mehr Bewegungsfreiheit für Schultern und Kopf – damit wollte die Deutsche Bahn eigentlich punkten, als sie an diesem Mittwoch die neuen ICE-Sitze vorstellte. Doch ein Reutersbericht über einen hohen Verlust und abertausende ausgefallene Züge im Nahverkehr in diesem Jahr stellten die Sitze in den Hintergrund.
Es geht es vor allem um die wirtschaftliche Lage des Schienengüterverkehrs der Deutschen Bahn (DB Cargo). Dieser Bereich schreibt seit Jahren rote Zahlen. Und die heutigen Meldungen zeigen, dass sich die Lage wohl nochmal verschlechtert hat. 2018 musste ein Verlust von 190 Millionen Euro verkraftet werden - und für dieses Jahr könnte die Verlustsumme sogar noch einmal steigen, obwohl sich die Konzernspitze eigentlich eine Verlustreduzierung vorgenommen hatte. Es gibt Vermutungen, dass das Minus bei DB Cargo in diesem Jahr sogar bei 300 Millionen Euro liegen könnte.
Industrienachfrage geht zurück
Da schlägt nun auch die abgeschwächte Konjunktur in Deutschland zu Buche. Vor allem die Automobilindustrie und ihre Zulieferer sowie die Stahlbranche fragen im Moment weniger Transportleistungen auf der Schiene nach. Eine Entwicklung, die sich auch schon zur Halbjahresbilanz der Bahn im Juli zeigte.
Diese schlechten Nachrichten kommen zur Unzeit: Bundesverkehrsminister Scheuer hatte erst am Wochenende einen Brandbrief an die Konzernspitze verfasst hat, in dem er gerade im Bereich DB Cargo Defizite wie Personalmangel, stehende Züge und schlechtes Fahrzeugmaterial aufgelistet hatte. Die nun kursierenden Zahlen über das sich zuspitzende Minus im Güterverkehr sollen aus einem Antwortbriefentwurf des Vorstands stammen. Das allerdings weist die Bahn zurück, eine finale Version gebe es noch nicht.
Weiteres Problem: 3.900 DB-Regio-Züge sollen in diesem Jahr bereits ausgefallen seien – wegen fehlender Lokführer. Die Bahn versucht das Problem anzugehen: Sie hat in diesem Jahr bereits 1.500 Lokführer neu eingestellt, weitere sollen folgen. Allerdings verweisen nicht nur die Gewerkschaften im Konzern darauf, dass der Markt für Lokführer inzwischen leergefegt sei. Nun räche sich, dass jahrelang zu sehr gespart und wegrationalisiert worden sei. Und gerade im Nah- und Güterverkehr hat die Bahn längst Konkurrenz von anderen Schienenunternehmen, auch die suchen händeringend Lokführer.
Entschädigung für Verspätungen künftig online beantragen
Eine der besseren Bahnnachrichten von heute: Künftig soll das umständliche Einschicken von auszufüllenden Formularen per Post der Vergangenheit angehören. Kleine Einschränkung - allerdings wohl erst ab 2021. Das kommt spät. Das bisherige komplizierte Verfahren haben Bahnkunden oft kritisiert - schließlich können Bahntickets ja schon lange online gebucht werden. Nun also hat die Bahn darauf endlich reagiert.