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Deutsche Bahn stellt Fahrradverleihsystem um

Anrufen, aufsteigen, losfahren und dann das Rad irgendwo wieder abstellen - so kennt man es seit Langem vom Fahrradverleihsystem der Deutschen Bahn. Die Flexibilität am Zielort sorgt allerdings dafür, dass man nie weiß, wo das nächste freie Fahrrad steht. Feste Radstationen sollen Abhilfe schaffen.

Von Anja Nehls | 25.03.2011
    Wer ein Rad der Deutschen Bahn benutzen will, wird in Zukunft weniger flexibel sein, kann sich aber dafür sicher sein, auch ein Rad zu finden, wenn er eines sucht. Bisher waren die silbern glänzenden Call-a-bike-Räder oft ziemlich versteckt. Unter Umständen musste man lange danach suchen.
    Denn jeder konnte das Rad überall abholen, aber auch an jeder Ecke oder jeder Kreuzung wieder abstellen. Damit ist jetzt Schluss. Wie schon in Hamburg und Stuttgart wird es auch in Berlin in dieser Saison feste Stationen geben, wo das Rad abgeholt und auch wieder abgestellt wird. Anke Borcherding von der Bahn:

    "Das kommt bei den Kunden sehr gut an, die Kunden haben eine Verlässlichkeit. Sie wissen, an welchen Stationen sie Fahrräder finden, sie können sicher sein, dass sie immer Fahrräder finden. Wenn eine Station überraschenderweise komplett leer sein sollte, wissen sie, wo die nächste Station ist. Man wird ein dichtes Stationsnetz haben, sodass man nicht lange suchen muss."

    Zunächst wird es 30 Stationen in Berlin geben, allerdings zuerst nur im Bezirk Mitte, später dann auch in Prenzlauer Berg und Kreuzberg. Insgesamt 80 Stationen sollen es insgesamt werden. Dennoch wird damit nur ein kleiner Teil des Berliner Stadtgebiets abgedeckt. Die Gegenden rund um den Zoo oder Charlottenburg sind nicht dabei. Das gefällt längst nicht jedem. Aber die Bahn argumentiert, dass die Stationen nun genau da entstehen, wo auch jetzt schon die meisten Fahrräder genutzt wurden.

    Bisher wurde so ein Fahrrad im Durchschnitt 45 Minuten pro Tag genutzt - mit den neuen Stationen soll das erheblich mehr werden, wünscht sich die Bahn.

    Darüber hinaus hat die Bahn die Abrechnung vereinfacht, um neue Kunden zu gewinnen. Bisher musste mit dem Handy eine Telefonnummer angerufen werden, wenn das Fahrrad wieder abgestellt wurde, jetzt soll das alles leichter gehen:

    "Dadurch, dass wir die Stationen haben, die mit Terminals ausgerüstet werden, wo die Kunden die Fahrräder entleihen und auch zurückgeben können und sich auch anmelden können, müssen sie nicht auf die Rückgabe über das Mobiltelefon zurückgreifen, was einfacher ist. Aus Kundensicht ist das strukturierter und geordneter."

    Das heißt: Jeder Nutzer muss sich erst über das Internet registrieren und kann dann mit einer Nummer und der EC Karte oder Kreditkarte ein Rad abholen, das dort dann über Funk automatisch freigeschaltet wird. Wenn das Rad abgegeben wird, wird die Zeit angehalten. Pro Minute kostet so ein Rad zurzeit acht Cent. Es gibt Tagespauschalen von 15 Euro oder 9 Euro für Bahncard-Besitzer. Es gibt 1600 Räder in Berlin und gut 6000 in ganz Deutschland. Das klingt gut, wenn die Räder nur erstmal da wären. Bisher sind sie das in Berlin zumindest nicht. Ausgerechnet jetzt ist eine Fahrradmesse in Berlin und ein Kongress zum Thema Mobilität. Die Teilnehmer wollten selbstverständlich das Fahrrad nutzen:

    "Gestern bei einer Veranstaltung wollte sich einer ein Rad leihen, aber die sind wohl noch nicht aufgestellt, das kommt wahrscheinlich noch. Jetzt war das Wetter so ideal und alle dachten, rauf aufs Rad und da war die Bahn noch nicht so weit. Sehr enttäuschend."

    Ende April, Anfang Mai wird es in Berlin soweit sein, dann stehen die Räder zur Verfügung, die man dann an festen Stationen ausleihen kann. Das alte Flex-System, mit dem man die Räder überall abstellen konnte, wird es dann nur noch in Karlsruhe und München geben. Aber auch dort wird das System bald abgeschafft werden.