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Deutsche Bank
Ärger mit der britischen Finanzaufsicht

Die Deutsche Bank hat Ärger mit der britischen Finanzaufsicht, der Financial Conduct Authority. Bei einer Routineprüfung stellte diese "gravierende systembedingte Mängel zur Verhinderung von Geldwäsche, Terrorismus-Finanzierung und Sanktionsverstößen" fest. Der Vorwurf: Das Management habe den Kampf gegen Finanzkriminalität lange Zeit vernachlässigt. Die Deutsche Bank bestätigte heute den Vorwurf.

Von Michael Braun | 02.05.2016
    Dunkle Wolken über der Zentrale der Deutschen Bank: Das Unternehmen muss kräftig sparen.
    Nach den Vorwürfen der britischen Finanzaufsicht verlor die Deutsche-Bank-Aktie an der Börse (dpa / picture alliance / Arne Dedert)
    Die Altlasten nehmen kein Ende. Jetzt hat die Deutsche Bank Ärger mit der britischen Finanzaufsicht, der Financial Conduct Authority. Die hatte die Deutsche Bank einer Routineüberprüfung unterzogen und festgestellt, es gebe "gravierende systembedingte Mängel zur Verhinderung von Geldwäsche, Terrorismus-Finanzierung und Sanktionsverstößen." Das Management habe den Kampf gegen Finanzkriminalität lange Zeit vernachlässigt. Die Bank bestätigt diese Vorwürfe, kleidet das natürlich in ihrer heutigen Erklärung in eine vornehme Sprache:
    "Wir kooperieren mit unseren Regulatoren, um unser Programm zur Abwehr von Finanzkriminalität grundlegend zu korrigieren. Wir sind uns der Bedeutung dieses Themas bewusst und bemühen uns intensiv und mit Engagement um eine Lösung."
    Jetzt wird auch der Hintergrund klar für das, was der bald alleinige Vorstandsvorsitzende der Bank, John Cryan, im November voriges an die Belegschaft schrieb: Er habe stets betont, hieß es da an die "lieben Kolleginnen und Kollegen", "wie wichtig es ist sicherzustellen, dass die Überwachung unserer Geschäftsaktivitäten den höchsten Standards genügt." Dafür müsse man natürlich den Kunden kennen, für den man arbeite. Das war bei der Bank offensichtlich zuvor nicht der Fall. Da wurden für den Kunden Geldgeschäfte abgewickelt, auch wenn man ihn noch nicht richtig überprüft hatte und kannte. Es war erlaubt bei der Bank, die Kundenprüfung und die Erledigung der Geschäfte parallel laufen zu lassen. Dieses zumindest nachlässige Verhalten mag sich erklären auch aus dem Datensystem der Bank. "Lousy" seien die, hatte Cryan bei seinem Amtsantritt gesagt und dann konkretisiert:
    "Unsere Systeme arbeiten nicht zusammen, sind umständlich in der Anwendung und oft inkompatibel. Ungefähr 35 Prozent unsrer gesamten Hardware befindet sich am Ende ihres Lebenszyklus oder ist bereits darüber hinaus."
    Cryan untersagte dann Ende November, Geschäfte mit Kunden zu tätigen, die den Kennenlernprozess der Bank noch nicht durchlaufen und beendet hatten - offenbar schon damals auf Druck der britischen Bankenaufsicht.
    Im Moment gibt es nur einen Trost: Weil die Defizite bei Routinekontrollen aufgefallen sind, dürfte die Behörde die Bank zwar mit einer Menge lästiger Berichtspflichten überziehen. Aber nicht mit einer Strafe. Die finanziellen Rechtsrisiken sollten also nicht steigen. Aber das Image der bisherigen Vorstände, vor allem das des voriges Jahr ausgeschiedenen Investmentbankers Anshu Jain, ist schon jetzt weiter schwer beschädigt.