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Deutsche Bank
Auf der Suche nach einer neuen Ausrichtung

Einst als Champion unter den Finanzinstituten angesehen, ist die Deutsche Bank zuletzt stark zurückgefallen. Will sie zu alter Stärke zurückfinden, muss sie kämpfen - und das weiß auch der neue Vorstandschef Christian Sewing. Die Frage ist, welche Rolle das Investmentbanking dabei spielen soll.

Von Brigitte Scholtes | 10.04.2018
    Das Logo der Deutschen Bank leuchtet am 08.01.2014 im Abendlicht auf der Fassade des größten deutschen Geldinstituts in Frankfurt am Main (Hessen). Foto: Arne Dedert/dpa
    Es hängt auch vom Zuspruch der deutschen Industrie ab, ob sie "ihre" Deutsche Bank noch benötigt (dpa)
    Die Deutsche Bank war einst der Kern der Deutschland AG, sie diente den deutschen Unternehmen, wenn diese ins Ausland exportieren oder expandieren wollten. Doch sie ist zuletzt stark zurückgefallen.
    Aufsichtsratschef Paul Achleitner begründet das heute in der FAZ damit, dass die Deutsche Bank unter anderen Bedingungen arbeite als etwa die amerikanischen Institute, etwa in der Regulierung. Und die haben die Schwäche des deutschen Champions ausgenutzt, sagt Markus Rießelmann, Analyst von Independent Research:
    "Dass sich Amerikaner hier breitgemacht haben und stark sind, ist durchaus zu beobachten. Aber am Ende verfügt die Deutsche Bank immer noch über einen Namen, der ihr auch hier auf dem Heimatmarkt helfen kann. Das Alleinstellungsmerkmal, muss man schon sagen, fehlt in gewisser Weise. Es lebt dann doch schon mehr vom Namen."
    Zu stark vom Investmentbanking abhängig
    Die Deutsche Bank muss also kämpfen und das weiß auch der neue Vorstandschef Christian Sewing. Der strebt an, dass die Bank Marktführer im Heimatmarkt bleibt, vor allem im Privat- und Firmenkundengeschäft. Aber dazu brauche man auch das Investmentbanking, sagte er gestern im ZDF. Doch er weiß auch, dass die Bank sich dafür sehr anstrengen muss:
    "Dort muss es jeden Tag darum gehen, am Markt zu sein, jeden Tag darum gehen, unsere Ziele zu erreichen, sei es aufs der Ertragsseite, sei es auf der Kostenseite. Und ich glaube, diese Umsetzung, diese Disziplin, die ist von uns jetzt gefordert und das müssen wir tagtäglich angehen."
    Denn die Deutsche Bank hat eben viel Geschäft verloren in den vergangenen Jahren. Sie stecke in einem Dilemma, urteilt Analyst Rießelmann, weil sie zu stark vom Investmentbanking abhängig sei:
    "Einen Rückzug aus dem Investmentbanking halten wir für sehr schwierig bei einer gleichzeitigen Fokussierung auf den Heimatmarkt, weil dieser Heimatmarkt einfach total overbanked ist. Hier lässt sich auch kein Geschäft machen. Im Vergleich zu Banken bei der Credit Suisse oder der UBS, die sich schon viel früher auf ein starkes Standbein in der Vermögensverwaltung zurückgezogen haben zu Ungunsten des Investmentbanking, hat die Deutsche Bank dieses zweite starke Standbein einfach nicht, was sie in ein strategisches Dilemma führt, aus der ich im Moment auch keinen richtigen Ausweg sehe."
    Dieses Dilemma scheint auch Deutsche-Bank Aufsichtsratschef Paul Achleitner zu sehen, in der FAZ sagt er heute:
    "Hätte ich einen Zauberstab, würde ich mir auch eine sehr große Vermögensverwaltung wünschen. Aber ich kann nicht zaubern."
    Abhängig vom Zuspruch der Industrie
    Allerdings warnt Christoph Schalast, Bankenexperte der Frankfurt School of Finance and Management davor, den Kopf in den Sand zu stecken:
    "Bei uns ist das Glas halt immer halb leer, aber auf der anderen Seite würden wir uns, glaube ich, nicht sehr wohl fühlen, wenn unser Investmentbanking und das gesamte internationale Banking nicht mehr von deutschen Banken, sondern nur noch von amerikanischen, spanischen oder britischen Instituten in Zukunft bestimmt wird."
    Es hängt aber auch vom Zuspruch der deutschen Industrie ab, ob sie "ihre" Deutsche Bank noch benötigt. Im Aufsichtsrat ist sie jedoch bald gar nicht mehr vertreten.