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Deutsche Bank und Commerzbank
Finanzminister Scholz bestätigt Fusionsgespräche

Seit Monaten wirbt Berlin für stärkere deutsche Banken. Die Botschaft scheint in den Frankfurter Konzernzentralen von Deutscher und Commerzbank angekommen zu sein. Beide Unternehmen loten die Chancen einer Fusion aus. In der Bankenwelt stößt das nicht nur auf Zustimmung.

Von Brigitte Scholtes | 11.03.2019
Die Zentralen der Deutschen Bank (l) und der Commerzbank sind durch das Teleobjektiv zusammengezogen. Immer wieder gibt es Spekulationen über eine mögliche Fusion der beiden Banken.
Bald zwei Großbanken vereint zu einer? (dpa / Frank Rumpenhorst)
Sie reden also. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und Commerzbank-Chef Martin Zielke tun das ohnehin regelmäßig, aber jetzt ist es offiziell: Bundesfinanzminister Olaf Scholz sagte am Rande des Treffens der Euro-Finanzminister in Brüssel, es gebe "Beratungen über die Situation, wie sie ist."
Scholz und sein Finanzstaatssekretär Jörg Kukies drängen seit Monaten die beiden Banken, ein Zusammengehen auszuloten. Eigentlich hatte Deutsche Bank-Chef Christian Sewing zunächst die Eingliederung der Postbank beenden wollen. Die Beratungen finden Insidern zufolge im sehr kleinen Kreis statt, man versucht offenbar auszuloten, wie beide Institute in einer Fusion möglichst wenig Schaden nehmen könnten. Denn in ihren Bilanzen schlummern noch immer erhebliche Risiken, die bei einer Fusion öffentlich würden.
Berlin möchte die Fusion
Doch die Bundesregierung wünscht einen nationalen Bankenchampion, der mit den Wettbewerbern aus den USA oder China mithalten könnte. Das Größenargument kann Helmut Schleweis nachvollziehen, viele Geschäfte seien inzwischen skalengetrieben, sagt der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands:
"Wir als Sparkassenorganisation würden uns wünschen, dass wir einen sehr leistungsfähigen Privatbankensektor haben. Ich glaube schon, dass auch viele deutsche Kunden bei größeren Geschäften, die nicht letztendlich unser Home Turf sind, also DAX-Unternehmen und ähnliches, dass hier die Auslandsbanken inzwischen den Markt bestimmen."
Uwe Fröhlich, Co-Chef des genossenschaftlichen Spitzeninstituts DZ-Bank, warnt jedoch vor einer staatlich gelenkten Industriepolitik wie in Frankreich:
"In Frankreich hat man ja schon immer viel mehr die Nähe von Staat und großen Wirtschaftsunternehmen propagiert, ich habe aber bisher nicht den Eindruck gehabt, dass das die Franzosen besonders viel glücklicher gemacht hat oder wirtschaftlich leistungsfähiger oder erfolgreicher auf dem Weltmarkt."
Auch wenn bei einem Zusammenschluss wegen der Überlappungen wahrscheinlich zehntausende Mitarbeiter ihre Stelle verlieren würden: Die Bundesregierung, mit 15 Prozent Großaktionär der Commerzbank, macht Druck auf die beiden Großbanken, offenbar auch mit dem Argument, dass ansonsten eine ausländische Bank eines der beiden deutschen Geldhäuser übernehmen könnte.
Keine Gefahr aus dem Ausland
Diese Gefahr sieht Bankenexperte Dieter Hein von fairesearch nicht:
"Beide Institute sind die günstigsten in Europa. Man kann also ein Euro Eigenkapital für 25 Cent kaufen. Wenn da jemand gedacht hätte, das wäre ein Schnäppchen, dann hätte er schon längst zugeschlagen."
Denn beide Institute tun sich seit Jahren schwer mit ihrer Neuaufstellung. Und da gibt auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann in seiner Rolle als Bankenaufseher zu bedenken:
"Entscheidend ist, dass aus Fusionen entstehende Institute am Ende des Tages ein tragfähiges Geschäftsmodell haben. Das ist der bankaufsichtlich und auch vor dem Hintergrund der Finanzstabilitätsauswirkungen entscheidende Punkt. Das Geschäftsmodell muss tragfähig sein."
Auch einige Investoren sehen eine Fusion deshalb kritisch, sie sind aber vor allem daran interessiert, dass es schnell zu einem Ergebnis kommt. Die Zeit drängt tatsächlich, schließlich legt am 25. April die Deutsche Bank ihre Bilanz für das erste Quartal vor, am 8. Mai die Commerzbank.