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Deutsche Wirtschaft wächst zum Jahresstart
Die Konjunktursorgen bleiben

Es wird konsumiert und gebaut: Die deutsche Wirtschaft ist zu Jahresbeginn wieder gewachsen – um 0,4 Prozent im Vergleich zum Jahresende 2018. Dass dies das ganze Jahr über so bleiben werde, "ist eher unwahrscheinlich,“ sagt der Ökonom Carsten Brzeski im Dlf.

Carsten Brzeski im Gespräch mit Konrad Busen | 15.05.2019
Menschen in der Fußgängerzone "Hohe Straße" in Köln werfen in der Mittagssonne lange Schatten.
Vor allem der starke Konsum stützt die deutsche Wirtschaft zu Jahresbeginn (picture-alliance / dpa / Oliver Berg)
Der Ölpreis ist gestiegen, die Handelskonflikte sind noch nicht beigelegt. Für Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Diba sind das die wesentlichen Unsicherheiten für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Am Wochenende könnte US-Präsident Donald Trump Sonderzölle auf europäische Autos ankündigen. Brzeski ist sich sicher: "Trump wird die Strafzölle ankündigen, Samstag vielleicht noch nicht, aber er wird sie definitiv ankündigen."
Die Frage sei, ob der US-Präsident zwei Handelskriege auf einmal führen möchte. Einen mit China und einen mit der EU. Doch es sei nicht auszuschließen, "dass er hier stochern werde. Das passt in seine Strategie, um das letztmögliche aus solchen Verhandlungen rauszuholen, damit wird der Druck auf 110 Prozent hochgehoben." Denn Trump wisse, dass Autozölle, den Europäern am meisten wehtun würden.
Inländische Nachfrage stärken durch Investitionen
Mit Blick auf die deutsche Wirtschaft sagte der ING-Chefvolkswirt, es brauche mehr Sicherheit, da sich diese nicht beeinflussen lasse, sei es nun wichtig, mehr zu investieren. "In Digitalisierung, neue Maschinen, Bildung." Nicht nur der Staat müsse Geld in die Hand nehmen, sondern vor allem auch die Unternehmen. "Dann haben wir noch ein stärkeres inländisches Wachstum über die Investitionen, die auch zukünftiges Wachstum sichern - dann können wir relativ beruhigt in die Zukunft schauen." Dazu gehöre auch, die Beschäftigungsquote zu erhöhen. Es gebe noch immer zu wenig Frauen, die im Arbeitsmarkt aktiv seien.
Zum Wachstum im ersten Quartal sagte Brzeski, die starke stabile inländische Nachfrage, sei "von vielen der Untergangspropheten immer wieder übersehen" worden.