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Deutschland sieht alt aus

Selbst wenn unter dem Strich pro Jahr 200.000 Menschen nach Deutschland einwandern, wird die deutsche Bevölkerung bis 2050 drastisch sinken. Spürbar ist der Wandel schon jetzt im Ruhrgebiet und, noch dramatischer, in Ostdeutschland.

Von Gerhard Schröder | 01.01.2006
    Die Hiobsbotschaft kam kurz vor Weihnachten. Schulleiterin Heike Freitag muss mit ihren Schülern umziehen, in die drei Kilometer entfernte Nachbarschule. Denn die steht halb leer, weil der Nachwuchs im Essener Süden fehlt.

    "Wir haben vier Grundschulen. Angesichts sinkender Schülerzahlen sind es für vier Schulen zu wenig Kinder. Die Nachbargrundschule, die nur noch einzügig ist, wird geschlossen und unsere Schule wird an den Standort verlegt."

    Nachwuchssorgen haben viele Schulen in Essen. Und sie werden sich in den kommenden Jahren noch verschärfen. 40 Eingangsklassen an den 105 Grundschulen werden in den kommenden fünf Jahren überflüssig, hat die Stadtverwaltung berechnet. Die Folge: Schulen werden geschlossen, die Anfahrtswege für die Schüler werden länger.

    "Essen verliert ja schon seit Jahren Bevölkerung,wie auch Gelsenkirchen, auch Düsseldorf. Natürlich merkt man das da, denn ein Grund für demographischen Wandel ist niedrige Geburtenziffer."

    Im Ruhrgebiet ist jetzt schon zu beobachten, was in wenigen Jahren dem ganzen Land blüht: Die Bevölkerung schrumpft. Der Grund: Die Geburtenzahlen sind in den vergangenen 30 Jahren dramatisch gesunken. Anders als im Kohlerevier wurde der Nachwuchsmangel bundesweit aber durch den Zustrom von Einwanderern ausgeglichen.

    Das wird in den kommenden Jahrzehnten nicht mehr gelingen. Selbst wenn unter dem Strich pro Jahr 200.000 Menschen nach Deutschland einwandern, wird die deutsche Bevölkerung bis 2050 drastisch sinken.Der Bielefelder Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg:

    "Die Nichtgeborenen der letzten 30 Jahren fehlen jetzt als Eltern, sie können beim besten Willen keine Kinder haben. Folglich schrumpft die Bevölkerung. Auch wenn Geburtenrate nicht weiter sinkt, muss die Bevölkerung mit mathematischer Sicherheit schrumpfen, weiter abnehmen, denn das tut sie seit 1972. … Schrumpfung ist für mindestens fünf Jahrzehnte unvermeidlich."

    Spürbar ist der Wandel schon jetzt im Ruhrgebiet und – noch dramatischer – in Ostdeutschland. Städte wie Rostock, Greifswald oder Magdeburg sind seit dem Mauerfall um knapp ein Fünftel geschrumpft. Dort hat die wirtschaftliche Krise den demografischen Wandel verschärft. Die jungen, mobilen verlassen die Regionen und ziehen dorthin, wo es Arbeit gibt. Zurück bleiben die Alten und Hilfsbedürftigen. Der Osten blutet aus. Martin Spangenberg vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung:

    "In einigen Regionen sind bestimmte Angebote überhaupt nicht mehr aufrecht zu erhalten. Betriebswirtschaftlich nicht mehr machbar. Schulen brauchen bestimmte Größe. Krankenhäuser auch. Gibt Strukturen, die weg brechen könnten."
    In einigen Regionen werden schon Nebenstraßen gesperrt, weil der Unterhalt zu aufwendig ist. Und es könnte noch schlimmer kommen. Nach einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg schrumpft die erwerbstätige Bevölkerung in Ostdeutschland bis 2050 um über 50 Prozent. Eine gefährliche Abwärtsspirale, warnt der Bevölkerungswissenschaftlicher Herwig Birg:

    "”Die gut ausgebildeten wandern ab, das wiederum führt dazu, dass wenig investiert wird, das führt zu geringen Arbeitsmarktchancen, das führt wieder zu verstärkten Abwanderungen. Diese Abwärtsspirale ist dramatisch weit gediehen. Führt zu Vergrößerung der Unterschiede zwischen Ost und West. Wollten Unterschiede ja eigentlich überwinden. Ist leider nicht möglich.""

    Aber auch die westdeutschen Wachstumszentren werden dem demografischen Wandel nicht entgehen. Nur wird er dort später und mit etwas geringerer Wucht zu spüren sein. Diese Zeit könnte genutzt werden, um sich auf die Verschiebungen einzustellen. Aber viele Kommunen, so hat Martin Spangenberg festgestellt, meiden das Thema.

    "”Schrumpfen kann man schlecht verkaufen, ist kein Zeichen für Erfolg im Wettbewerb, den Kommunen miteinander austragen, wenn es darum geht, Menschen und Arbeitsplätze zu gewinnen. Das ist mit wirtschaftlichem Erfolg, Wohlstand, Finanzzuweisung verbunden. Alles andere wird als Niederlage empfunden.""

    Dabei müssen sinkende Einwohnerzahlen in einem so dicht besiedelten Land kein Unglück sein, sagt der Ökonom Thomas Straubhaar vom Hamburger Weltwirtschaftsinstitut HWWI. Vorausgesetzt, man stellt sich rechtzeitig darauf ein:

    "Dieses Schrumpfen der Bevölkerung ist eigentlich kein so großes Problem, weil wir dann endlich mehr Platz und Zeit für einander haben. Weniger Menschen bedeuten weniger Stress und weniger große Ballungsprozesse."

    Ganz unproblematisch ist die Anpassung allerdings nicht. Schulen kann man noch vergleichsweise einfach zusammenlegen. Beim Kanalnetz, bei Straßen und Brücken ist das schon schwieriger, sagt der Essener Stadtentwickler Klaus Wermker:

    "Die Kanalisation ist da, in Essen paar tausend Kilometer und muss unterhalten werden. In Ostdeutschland gibt es Städte, die in 15 Jahren um 50 Prozent geschrumpft. Da wird die Kanalisation zweimal an Tag mit sauberem Wasser gespült, weil zu wenig Haushalte dran hängen, um das in Bewegung zu halten."
    Die Bevölkerung schrumpft aber nicht nur, sie wird auch immer älter. Und das ist das eigentliche Problem. Weil die Lebenserwartung steigt, und immer weniger nachrücken, verschiebt sich die Altersstruktur unserer Gesellschaft. Immer mehr Alten, Kranken und Pflegebedürftigen stehen immer weniger junge Leistungsträger gegenüber. Die Zahl der über 60-Jährigen steigt bis 2050 um 10 Millionen, während die Gruppe der 20- bis 60-Jährigen um 16 Millionen schrumpft. Und das hat Folgen, vor allem für die Sozialsysteme. Immer mehr Alte müssen gepflegt, immer mehr Rentner finanziert werden. Das werde die Kranken-, Pflege- und Rentenkassen in arge Bedrängnis bringen, meint Bevölkerungsökonom Birg:

    "Die Last lässt sich nicht mehr wegreformieren. Sie wird automatisch, unabänderlich steigen. Das ist bedauerlich. Wir hätten vor 30 Jahren die Chance gehabt, das zu beeinflussen. Jetzt nicht mehr."

    Es gehe nur noch um die Frage, wer die Lasten trägt, meint Birg: Die Jungen oder die Alten. Entweder müssen die Beschäftigten künftig einen immer größeren Teil ihres Einkommens abführen, um die Alten, Kranken und Pflegebedürftigen zu finanzieren. Oder deren Versorgung wird radikal beschnitten. Im Klartext: Alle müssen sich auf magere Zeiten einstellen:

    "Das scheint tatsächlich die schlimmste Folge des demographischen Wandels, dass er unseren Wohlstand drastisch beschneidet. Etwas, was noch nicht von allen realistisch gesehen wird. Stehen uns bittere soziale Verteilungskämpfe bevor, die auch schon im Gange sind. Hauptwirkung des demographischen Wandels: Vergrößerung der sozialen Unterschiede und Kontraste und Spannungen und damit von Ungerechtigkeiten."

    Nicht alle sind so pessimistisch. Es sei keineswegs ausgemacht, dass eine alternde Gesellschaft weniger leisten kann, dass der demografische Wandel zwangsläufig weniger Wohlstand bedeute, meint der Ökonom Straubhaar.

    "Gelingt es mit einer alternden Gesellschaft genug zu produzieren, um sich rechtzeitig auf den Wettbewerb mit jüngeren Gesellschaften, wie beispielsweise Südostasien, vorzubereiten? Diesen Wandel mitzumachen, offen für Neuerungen zu bleiben - das sind die viel wesentlicheren Fragen."

    Die bisherigen Erfahrungen stimmen allerdings nicht gerade optimistisch. Beispiel Rente. Hier ist es immerhin gelungen, die steigenden Lasten zu begrenzen, die Beiträge sollen bis 2030 nur auf knapp 23 Prozent steigen. 1986 gingen die Rententräger noch von einem Anstieg auf 36 Prozent aus.

    Gelungen ist dies vor allem durch eine schrittweise Senkung des Rentenniveaus. Gut verdienende können das verkraften, Geringverdiener und Arbeitslose dagegen werden die Folgen bitter spüren. Viele Renten werden so schmal sein, dass sie zum Lebensunterhalt kaum reichen werden, fürchtet Franz Ruland, bis zu vergangenen September Chef der gesetzlichen Rentenversicherung VDR:

    "Wenn gesetzliche Rente für die, die jahrelang eingezahlt haben, auf Sozialhilfeniveau sinkt, dann verliert Rente als gesetzliche Pflichtversicherung ihre die Legitimation. Das muss die Politik begreifen."

    Noch größer sind die Probleme, die auf die Kranken- und Pflegeversicherungen zukommen. Allein die Zahl der über achtzigjährigen wird sich in den kommenden Jahrzehnten verdreifachen auf über neun Millionen. Wer soll diese Menschen pflegen, wer soll sie betreuen? Die Pflegekassen sind schon jetzt überfordert.

    Mehr private Verantwortung sei nötig, meint Herwig Birg:

    "Wenn wir Verhalten radikal ändern und mehr Solidarität an den Tag legen als bisher, dann ist es keine Katastrophe. Aber das hieße: Reich müsste viel mehr für Arm einstehen, Gesund viel mehr für Krank. Ost für West. Diese Solidarität zwischen den sozialen Gruppen müsste sich vervielfachen. Was wir aber erleben, ist, dass Solidarität nicht zu- sondern abnimmt."

    Ähnlich düster beschreibt der Sozialforscher Meinhard Miegel die Perspektiven:

    "Werden schnell zu Existenzsicherung kommen, und das in allen Bereichen. Ich sage nicht, es wird nichts mehr geben, sage nicht, die Alten werden unter Brücken verhungern. Aber: ich sage, diese Vollversorgung wird es nicht mehr geben."

    Auch der Hamburger Ökonom Thomas Straubhaar sieht die Probleme, die der demografische Wandel aufwirft. Aber er sieht auch die Chancen. Es sei keineswegs ausgemacht, dass eine alternde Gesellschaft zwangsläufig ärmer werde. Sie müsse nur die Potenziale der Alten nutzen.

    "Wir werden immer und immer wieder auf die Schulbank oder in die Ausbildungs- und Weiterbildungsinstitutionen zurückkehren müssen und auch für 50- und 60-Jährige die Universitäten öffnen müssen, und zwar nicht nur in Form von Senioren-Universitäten. Hier sehe ich dann auch ein unglaubliches Potenzial für künftige Generationen."

    Das kann allerdings nur gelingen, wenn auch die Wirtschaft allmählich aufwacht. Die Unternehmen müssten sich dringend auf alternde Belegschaften vorbereiten. Sie tun es aber nicht.

    "Wir müssen beginnen, ältere Menschen nicht als alt anzusehen. Konkret: Abkehr vom Jugendwahn. Abkehr davon, über 50-Jährige nicht im Produktionsprozess einsetzen zu können. Das ist ziemlich absurd."

    Über 40 Prozent der Unternehmen beschäftigen niemanden mehr, der älter als 50 ist. Und nur 40 Prozent der 55- bis 64-Jährigen ist überhaupt noch erwerbstätig, eine Quote, mit der Deutschland im europäischen Vergleich weit hinten liegt. Eine absurde Entwicklung in einer Gesellschaft, die sich aufs Altern vorbereiten will, mahnte Mitte Dezember auch Bundespräsident Horst Köhler:

    "Was ist das eigentlich für ein Land, in dem wir bald bis 67 arbeiten sollen, aber viele schon mit 50 keine Stelle mehr finden, weil die Unternehmensleitungen eine vergreisende Belegschaft befürchten, oder weil sie vorrechnen, ältere Mitarbeiter kosteten sie zu viel?"

    Eine Empfehlung, die die Unternehmen auch im eigenen Interesse befolgen sollten, mahnen Experten wie Hartmut Buck von der Fraunhofer Gesellschaft. Bislang verdrängen die Unternehmen hartnäckig, dass ihre Belegschaften in den kommenden Jahren immer älter werden. Und das hat Folgen. Die Fehlzeiten werden zunehmen, die Produktivität könnte leiden – wenn die Betriebe sich nicht rechtzeitig Gedanken machen, wie sie Arbeitszeiten und -abläufe altersgerecht gestalten.

    "Unternehmen müssen Produktivität jährlich steigern. Und dann muss ich mir schon die Gretchenfrage stellen: wie schaffe ich es, dass Ältere mit 55 nicht an Leistungsfähigkeit verlieren, weil sie sich in den Jahren davor aufgrund von Arbeitsverdichtung ausgepowert haben."

    Die Autoproduktion von Volkswagen in Wolfsburg. An den Montagebändern wird im Drei-Schichtsystem gearbeitet, eine – trotz aller Verbesserungen und Automatisierungen – körperlich anstrengende Arbeit.

    Derzeit ist die Belegschaft im Durchschnitt 38 Jahre alt, bis zum Jahr 2024 wird sich das ändern, dann steigt das Alter auf 48 Jahre. Wird die Belegschaft dann noch genauso leistungsfähig sein wie heute? VW-Personalmanager Wilfried Krüger:

    "Wenn wir uns das leisten, die Profitabilität sinken zu lassen, dann machen wir großen Fehler. Müssen große Anstrengungen unternehmen, dass Kosten weiter sinken. Wie Wettbewerb das erfordert. Ich denke nicht, dass ältere Mitarbeiter keine Leistung bringen kann, er muss nur richtig positioniert werden und an der richtigen Stelle sein und die muss seinen Fähigkeiten angepasst werden."

    VW hat ein Projekt gestartet, "work to work" nennt sich das. Das erlaubt Arbeitern, im Alter vom Montageband in den Dienstleistungsbereich des Unternehmens zu wechseln. Dort sind körperlichen Anforderungen geringer, die Arbeitszeiten angenehmer, die Beschäftigten legen unbezahlte Pausen ein, um sich zu erholen. Die Folge: Die Fehlzeiten sind deutlich gesunken, die Motivation der Beschäftigten gewachsen.

    Aber auch die Produktionslinien müssen sich auf alternde Belegschaften einstellen, schließlich können nicht alle im Alter auf einen Bürojob wechseln. Volkswagen hat daher neue Arbeitszeitmodelle entwickelt, die den älteren Beschäftigten längere Erholungspausen ermöglichen sollen. Auch in die Qualifikation soll mehr investiert werden. Ein Bereich, der bislang von den Unternehmen sträflich vernachlässigt wird, sagt Sven Völpel, Professor für Betriebswirtschaft an der International University Bremen:

    "Ältere Mitarbeiter über 45 haben kaum Fortbildung mehr. Sie werden entlassen. Und das ist das Zielpublikum, das qualifiziert werden müsste."

    Spätestens 2009 wird dieser Bewusstseinswandel wohl zwangsweise einsetzen. Dann nämlich können sich die Unternehmen nicht mehr so bequem der älteren Beschäftigten durch Vorruhestand entledigen. Wer erst dann reagiert, könnte Probleme bekommen, meint Arbeitsexperte Hartmut Buck:

    "Habe viele Ältere, die wegen vergangener Belastungen gesundheitlichen Einbruch haben mit 50 oder 55. … Kann sich eigentlich kein Unternehmen mehr leisten bei den dünnen Personaldecken heute, dass längerfristig viele krank sind. Dann wird es wirtschaftlich bedrohlich."

    Vor allem für den Mittelstand. Der ist weder auf die Alterung der Belegschaften gut vorbereitet, noch auf den sich abzeichnenden Mangel an Fachkräften, sagt Sven Völpel:

    "Im Mittelstand noch wenig Beschäftigung damit. Ressourcen fehlen. Nur im Mittelstand wird sich demografischer Wandel noch verheerender auswirken als in Großkonzernen. Wenn Fachkräfte rar werden, dann gehen die eher in Großkonzerne. Mittelstand bekommt extremes Nachwuchsproblem."

    Die Unternehmen müssen sich auf die Folgen des demografischen Wandels vorbereiten, sind aber auch gefordert, wenn es darum geht, die Ursachen des demografischen Wandels zu bekämpfen: Familie und Beruf, Kinder und Karriere, das sind in vielen Unternehmen nach wie vor Begriffspaare, die schlecht miteinander vereinbar sind.

    Dabei zeigt ein Blick in die Nachbarländer, dass es keine Naturgesetze sind, die hier walten. In Frankreich und in den skandinavischen Länder sind die Geburtenziffern viel höher, denn dort ist es für junge Paare einfacher, Familie und Beruf zu vereinbaren, sagt Hans Bertram, Familienforscher an der Humboldt-Universität in Berlin.

    "Skandinavier haben sich bemüht, Kinder als Teil der Zukunftsinvestition einer Gesellschaft zu sehen, für die Eltern nicht individuell verzichten müssen."

    In Deutschland dagegen sind Kinder das Armutsrisiko Nummer eins. Wer sich für Kinder entscheidet, riskiert einen ökonomischen Abstieg. Junge Mütter – und manchmal auch die Väter - verzichten auf Einkommen, auf Karrierechancen, auf Rentenansprüche.

    Nun soll ein einkommensabhängiges Elterngeld für mehr finanzielle Sicherheit sorgen. Mehr Kindergartenplätze und Ganztagesschulen sollen das Betreuungsproblem lösen. Das wird aber nicht reichen. Vielen Berufstätigen fehlt schlicht die Zeit für Beziehungen, Familie und Kinder, sagt Hans Bertram:

    "Viele moderne Berufe erschweren Vereinbarkeit von Partnerschaft, Familie und Beruf für junge Männer und Frauen. Wir haben die Erwartung, dass ein junger Erwachsener hoch mobil zu jeder Zeit an jedem Ort Projekte machen kann. Beziehungen auf zu bauen bedeutet, dass man Zeit investiert. Und diese Zeit haben die jungen Leute nicht."

    Notwendig wären mehr Zeit, mehr Geld und eine bessere Betreuung, um Familien und Kindern wieder mehr Raum zu geben in unserer Gesellschaft. Und wenn gleichzeitig Schritte unternommen werden, um die Gesellschaft auf das Altern vorzubereiten, dann müsse niemand Angst haben vor der Zukunft, meint der Hamburger Ökonom Thomas Straubhaar:

    "Wenn wir den Mut haben, die Herausforderungen positiv zu sehen, so dass wir ohne falsche Ängste diesem demographischen Prozess entgegenblicken können, werden wir die Vorteile eines langen Lebens und einer weniger stressgeplagten Bevölkerungsdichte genießen können. Dann sehe ich genauso viele positive wie möglicherweise negative Herausforderungen."