Freitag, 29. März 2024

Archiv

Deutschland und Dänemark
Der lange Weg zur Fähre

Dänen und Deutsche begegnen sich an der Flensburger Förde immer seltener. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist schwieriger geworden. Eine neue Fährverbindung sorgt seit Jahren für Streit, doch der Widerstand bröckelt.

Von Johannes Kulms | 30.10.2018
    Die "Feodara II" (links) ist bereits heute zwischen Langballigau und dem dänischen Sønderborg unterwegs
    Die "Feodara II" (links) ist bereits heute zwischen Langballigau und dem dänischen Sønderborg unterwegs (Johannes Kulms)
    Der Wind bläst kräftig an diesem Vormittag und die Flensburger Förde ist aufgewühlt. Gleich wird die "Feodora II" zu ihrer vorletzten Fahrt in diesem Jahr auslaufen. Vom deutschen Langballigau rüber ins dänische Sønderborg.
    Gegenwind spürt Kapitän Alexander Klein auch von ganz anderer Seite. Geplant ist in Kürze eine neue Fährverbindung einzurichten. Auch wenn das Schiff dann auf einer anderen Strecke und mit weniger Plätzen an Bord unterwegs sein soll: "Ich sehe das skeptisch, ich sehe da handwerkliche Planungsfehler auch, die nicht unbedingt förderlich für den Tourismus sein werden."
    Knappe drei Kilometer ist die Flensburger Förde an dieser Stelle breit. Dänemark liegt zum Greifen nah. Doch wer von Langballigbau mit dem Auto hinüber will muss einen etwa 50 Kilometer langen Umweg über Flensburg in Kauf nehmen.
    Von diesem Anleger im dänischen Brunsnæs soll ab dem kommenden Sommer für vier Wochen in der Pilotphase die neue Fähre nach Landballigau fahren
    Von diesem Anleger im dänischen Brunsnæs soll ab dem kommenden Sommer für vier Wochen in der Pilotphase die neue Fähre nach Landballigau fahren (Johannes Kulms)
    Mit der neuen Fähre soll zumindest für Fußgänger und Radfahrer eine Alternative kommen. Seit rund 20 Jahren gibt es entsprechende Ideen für eine Verbindung ins dänische Brunsnæs. Doch mal bremste die dänische, mal die deutsche Seite. Zum Beispiel unter Verweis auf die strengen Sicherheitsvorschriften für derartige Fähren oder auf den Naturschutz, der das Anlegen an bestimmten Stellen ausschließe.
    Im Sommer 2019 soll die Probephase beginnen
    Nun könnte es im kommenden Sommer endlich losgehen. Mit einer vierwöchigen Probephase sagt Gerhard Jacobsen: "Ich bin mir hundertprozentig sicher."
    Gerhard Jacobsen hat lange Zeit in Deutschland gelebt. Er ist Mitglied der "Schleswigschen Partei", die die deutsche Minderheit in Dänemark vertritt. Und sitzt im Vorstand der Dorfgilde zu der sich die drei dänischen Ortschaften Brunsnæs, Iller und Busholm zusammengeschlossen haben. Sie alle erhoffen sich von der neuen Fährverbindung einen Impuls für den Tourismus in der hügeligen Region, die auch ein Spiegel der früher so blutigen deutsch-dänischen Geschichte ist. Nur wenige Kilometer sind es von Brunsnæs zu den berühmten Düppeler Schanzen – dort, wo sich 1864 der Krieg zwischen Dänemark und Preußen entschied…
    Diese schrecklichen Zeiten sind längst vorbei, weiß auch Gerhard Jacobsen. Und doch findet er, dass sich die Menschen auf beiden Seiten der Flensburger Förde seit dem Aus der Butterfahrten immer seltener begegnen. Noch vor rund 20 Jahren hatten unzählige Schiffe zum zollfreien Einkaufen gelockt und Gelegenheit zum Kartenspielen oder einem gemeinsamen Bierchen geboten:
    "Das viele Reden über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist dadurch kaputt gegangen. Wir sehen ja, dass es nur geringfügige Kontakte auf die andere Seite gibt. Und ich denke, mit unserer Fähre werden wir einen Start machen. Und ich bin mir recht sicher, dass wir in Zukunft weitere Fähren sehen werden."
    Ein Start, der allerdings nur im sehr Kleinen vollzogen würde. Denn wegen der Sicherheitsauflagen dürfte die Fähre zwischen Langballigbau und Brunsnæs gerade mal zwölf Passagiere mitnehmen. Immerhin: Bei der Weiterfahrt ins dänische Gråsten – zu Deutsch Gravenstein – wären 36 Passagiere erlaubt. Das Projekt werde sich rechnen, ist Gerhard Jacobsen überzeugt. Die Fähre solle auch für private Anlässe gemietet werden können. Und schon in zwei Jahren soll eine Solarfähre eingesetzt werden und zeigen: Hier findet umweltfreundlicher Tourismus statt!
    Auf der deutschen Seite hält sich er Enthusiasmus jedoch in Grenzen. Zum Beispiel bei Peter-Wilhelm Jacobsen, der Vorsteher des Amts Langballig. Zwar begrüßt er die neue Fährverbindung. Doch er fragt auch, inwieweit sich das ganze rechnen wird: "Und das ist vielleicht auch die Erklärung dafür, warum es eben in den letzten Jahren zumindest nicht von deutscher Seite forciert worden ist weil man eben die Wirtschaftlichkeit so nicht sieht von unserer Seite aus."
    Noch im Februar hatten die Gemeindevertreter von Langballig zunächst gegen eine Testphase für das Projekt gestimmt. Doch inzwischen hat die Gemeinde grünes Licht gegeben. Allerdings wird sich erst im kommenden Sommer zeigen, ob die neue Fähre auch wirklich fährt.