Donnerstag, 25. April 2024

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Deutschland will "Museum für Europäische Kunst" in Ägypten gründen

Der Direktor des Ägyptischen Museums in Berlin, Professor Dietrich Wildung, hat die Gründung eines Museums für Europäische Kunst im ägyptischen Alexandria angekündigt. Wildung sagte im Deutschlandfunk, das geplante "Museum of European Art" solle der Dank europäischer Länder an Ägypten dafür sein, dass man fast 200 Jahre lang von dort Kunstwerke für die europäischen Museen erhalten habe. Geplant sei das Museum als europäisches Projekt. Gespräche mit der italienischen Regierung, die sich beteiligen wolle, hätten bereits stattgefunden.

13.04.2007
    Der Ägyptologe reagierte damit auf aktuelle Forderungen einer privaten Initiative, die in seinem Museum ausgestellte weltberühmte Büste der Nofretete solle aus moralischen Gründen für eine Ausstellung nach Ägypten zurückkehren. Wildung lehnte das aus konservatorischen Gründen ab und wies auch auf andere unkalkulierbare Risiken hin: "Was meinen Sie, was in Ägypten an dem Tag los wäre, an dem die Nofretete wieder nach Deutschland zurückreisen soll? Dafür, dass sie das dann auch tatsächlich darf und kann, will auch keiner unserer ägyptischen Kollegen die Garantie übernehmen. Weder die ägyptische Altertümerverwaltung noch unsere Kollegen im Ägyptischen Museum in Kairo oder gar die ägyptische Regierung fordern eine Rückkehr der Büste." Abgesehen davon, so Wildung weiter, gebe es nach wie vor genügend ägyptische Kunst im Lande selbst: "Aber europäische Kunst ist dort nach Aussage unserer Kollegen ein Defizit."

    Das Europäische Museum in Alexandria, in dem wechselnde Ausstellungen stattfinden sollen, wollten sich die beteiligten Länder auch nicht bezahlen lassen, so Wildung im Deutschlandfunk: "Projekte wie die Dependance in Abu Dhabi, die sich der Louvre mit 400 Millionen Euro honorieren lässt, sehen wir nicht als Kulturaustausch an. Das ist Geschäftemacherei." Denkbar seien ähnliche Pläne vielleicht irgendwann auch wieder für den Iran, den Irak oder südamerikanische Länder.

    Das vollständige Gespräch mit Professor Dietrich Wildung können Sie für begrenzte Zeit nach der Sendung in unserem Audio-On-Demand-Player hören.