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Deutschlandtag der Jungen Union
Deutliche Worte für die Kanzlerin

Schnellere Abschiebungen, späteres Rentenalter: Der wiedergewählte Chef der Jungen Union, Paul Ziemiak, formulierte zum Auftakt des "Deutschlandtags" in Paderborn klare Erwartungen an Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin wird dazu Stellung nehmen müssen, auch wenn ihr einiges nicht gefällt.

Von Moritz Küpper | 15.10.2016
    Der Bundesvorsitzende der Jungen Union, Paul Ziemiak, spricht am 14.10.2016 in Paderborn (Nordrhein-Westfalen) auf dem Deutschlandtag der Jungen Union.
    Der Bundesvorsitzende der Jungen Union, Paul Ziemiak, wurde im Amt bestätigt. (picture-alliance/ dpa/ Guido Kirchner)
    Paul Ziemiak ist ein höflicher Mensch. Der 31-Jährige, Vorsitzender der Jungen Union, weiß es sehr zu schätzen, dass die Bundeskanzlerin und Vorsitzende der Mutter-Partei CDU extra nach Paderborn kommt, um mit dem Nachwuchs zu sprechen. Doch wenn man Ziemiak fragt, wie groß die Freude wirklich ist, klingt das so:
    "Ist groß die Freude, weil wir eine gemeinsame Jugendorganisation zwischen CDU und CSU haben. Wir haben zwei Möglichkeiten: Erste Möglichkeit ist, dass die Delegierten mit der Bundeskanzlerin diskutieren können, ihre Fragen auch stellen können und auf der anderen Seite hat die Bundeskanzlerin die Möglichkeit ihre Nachwuchsorganisation zu begeistern für ihre Position. Deswegen freuen wir uns sehr auf den Besuch."
    Loben, zugleich aber auch inhaltlich fordern – und sei es der Zusammenhalt von CDU und CSU. Es ist dieser Kurs, mit dem Ziemiak, der vor zwei Jahren mit der ersten Kampfkandidatur seit Jahrzehnten das große Erbe des langjährigen Vorsitzenden Philipp Mißfelder antrat, die JU'ler überzeugte: 85 Prozent bestätigten ihm am Abend bei seiner ersten Wiederwahl. Im Vorfeld dieses Deutschlandtages hatte Ziemiak, der bereits in der Vergangenheit durch Kritik an der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin aufgefallen war, sich erneut nicht zurückgehalten. Die Große Koalition stehe nur für Chaos, in der Sicherheitspolitik fehle es an Grundsatzentscheidungen, vor allem aber forderte er ein Moratorium in der Rentenfrage. Deshalb soll von der dreitägigen JU-Veranstaltung auch eine "Paderborner Erklärung" bleiben:
    "Wir sagen, wir brauchen ein gerechtes Rentensystem, ein Generationen-gerechtes System. Wir sollen jetzt nicht Klein-Klein-Lösungen machen in der Großen Koalition, damit schnell noch was vor der Wahl entschieden wird. Ich fordere eine große Rentenreform – und zwar nach der nächsten Bundestagswahl."
    Anstehende Bundestagswahl steht im Fokus
    Töne, die Bundeskanzlerin Merkel nicht unbedingt gefallen werden. Und nicht nur sie, so Ziemiak in seiner Rede am Abend zur Eröffnung:
    "Viele ärgern sich über mich, viele mögen mich deshalb nicht. Selbst mein Vater ruft mich manchmal an: Muss das sein, was Du da sagst? Bis 70 arbeiten? Und dann versuche ich das zu erklären und viele verstehen das auch."
    Ob die Kanzlerin auch dazugehört, wird sich dann heute ab 11 Uhr zeigen. Und nicht nur die Blicke des JU-Vorsitzenden werden sich auf sie richten, sondern auch von der JU-Basis:
    "Ich hoffe, dass sie ganz klare Worte dazu findet, wie die Bundestagswahl nächstes Jahr laufen soll. Ich hoffe, dass sie relativ klar was dazu sagt, wie wir zur AfD stehen, das ist für ein Thema, das extrem wichtig ist."
    "Von der Kanzlerin erwarte ich auf jeden Fall, eine Erklärung darüber, wie sie sich das vorstellt, wie es denn weiterläuft, vor allem in Bezug auf die Flüchtlingskrise, was ja sowieso ein großes Thema sein wird."
    "Ich lass mich eigentlich erstmal überraschen, ich habe jetzt keine großen Erwartungen mitgebracht."
    "Ich hoffe, dass sie sehr stark klarmacht, gerade für die junge Generation, die wir ja hier sind, TTIP oder auch CETA Zukunftsmöglichkeit ist und darauf verweist, wie wichtig das ist, das wir das mitnehmen in den Wahlkampf und den Leuten am Wahlkampf-Stand auch sagen, was das für einen Stellenwert für unsere Zukunft hat."
    Denn: Im Fokus stand und steht natürlich die anstehende Bundestagswahl im nächsten Jahr. Das weiß auch Ziemiak – genauso wie um das bislang noch offene Thema Kanzlerkandidatur:
    "Ich habe Verständnis dafür, dass wir jetzt erst über Inhalte diskutieren, dass wir jetzt erst schauen, wo kommen CDU und CSU zusammen, aber ich finde, wir sollten uns jetzt auch nicht zu lange Zeit lassen. Viele Menschen bauen auf die Kanzlerin und eine Entscheidung bei Zeiten wäre gut."
    Und das kann er ihr heute auch persönlich sagen. Es klingt zumindest mal nach Zustimmung.