Mittwoch, 24. April 2024

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Unterstützung für den Berufseinstieg

Guckeisen: Die Zeit als man weitgehend sorglos studieren konnte ist längst vorbei. Der Berufseinstieg ist auch für Akademiker schwieriger geworden. Wer klug ist, denkt bereits während des Studiums über den Schritt vom Campus in den Beruf nach. An der Uni Göttingen bekommt man dafür künftig gezielt Unterstützung, vorausgesetzt, man studiert Physik, Chemie oder Geowissenschaften. Für diese Fächer wird nämlich noch heute Nachmittag ein Berufsqualifizierungsprogramm vorgestellt. Sylke Ernst an der Uni Göttingen, Leiterin des Programms, was haben Sie denn konkret im Angebot?

Moderation Lothar Guckeisen | 10.05.2005
    Ernst: Wir sind dabei, ein strukturiertes Qualifizierungsprogramm zu erarbeiten zur Vermittlung von Schlüsselqualifikationen für die Zielgruppe, die Sie gerade genannt haben. Es geht also um die Förderung der Beschäftigungsfähigkeit, eines dieser Schlagworte im Rahmen von Bologna. Konkret haben wir fachspezifische Maßnamen im Angebot, das heißt wir bieten Exkursionen an, die Einblicke in die Arbeitsgebiete der Unternehmen hier in der Region Südniedersachsen bilden sollen und Einblick in die Berufsbilder geben sollen.

    Guckeisen: Für wen ist denn dieses Angebot gedacht, ab dem wievielten Semester kann man daran teilnehmen, wann ist es sinnvoll?

    Ernst: Sinnvoll ist es in das Programm einzusteigen, wenn der berufsqualifizierende Studienabschluss circa in einem Jahr ist, das heißt, wenn es auf das Ende zugeht, kann man in das Programm einsteigen. Man sollte allerdings ein Jahr Zeit mitbringen, denn in einem ersten Block wird zuerst eine Analyse der Kompetenzen und Ziele erfolgen, das heißt, eine gewisse individuelle Behandlung. Es geht darum, erst mal herauszufinden, wo möchte ich beruflich hin, welche Kompetenzen brauche ich dafür und wo stehe ich im Moment und dann in einem zweiten Block die entsprechenden Qualifikationen zu schulen und zu trainieren.

    Guckeisen: So eine individuelle Beratung kostet einerseits Personal, andererseits auch sehr viel Zeit. Haben Sie sehr viel Unterstützung dafür?

    Ernst: Dieses Projekt wird zur Hälfte von der Universität getragen, zur anderen Hälfte aus europäischen Mitteln durch den europäischen Sozialfond finanziert.

    Guckeisen: Sie kooperieren auch mit Partnern außerhalb der Universität, Industrie- und Handelskammer, Firmen et cetera?

    Ernst: Genau. Es gibt ein Vorläuferprojekt, Chemiestudium unter Genderaspekten, daraus haben sich schon viele Kontakte zur chemischen Industrie entwickelt. Wir weiten das jetzt aus auf die Physik und Geowissenschaften aus und arbeiten da sowohl mit Partnern innerhalb der Universität, es gibt ja career service und Kooperationsstellen hier innerhalb der Universität, die schon Kontakte in die Wirtschaft der Region haben und hier in Südniedersachsen gibt es zum Beispiel das measurement valley, mit dem wir kooperieren.

    Guckeisen: Warum sind nur die drei und nicht alle Fächer der Uni eingebunden, ist das eine Frage des Geldes gewesen?

    Ernst: Es wäre schön, wenn das für alle wäre, aber wie ich eben sagte, es fing in der Chemie an, lief dort sehr erfolgreich und es kam die Idee, es auszuweiten. Sie wissen, die Leitung des Projekts hat die Frauenbeauftragte der Universität, Frau Kirsch-Auwärter. Und aus Gleichstellungsaspekten haben wir schon immer auf die Naturwissenschaften geschaut und da geht es darum, die Frauenanteile zu erhöhen. Es war also sehr unser Anliegen, das auf weitere naturwissenschaftliche Fächer auszuweiten.

    Guckeisen: Es gibt Praktika und Vorbereitungskurse. Findet das denn alles neben dem Studium statt oder ist das dann integriert?

    Ernst: Zunächst läuft es neben dem Studium ab. Das sind Studierende, die wirklich neben ihrem Studium sicher sind, dass es ihnen hilft, später im Beruf Fuß zu fassen, wenn sie diese Schlüsselqualifikationen mitbringen und Untersuchungen zeigen ja, dass die Unternehmen da sehr großen Wert drauf legen und es läuft im Moment parallel. Es ist aber angestrebt, in den Hochschulen werden ja die ganzen Studienstrukturen reformiert, es werden neue Studiengänge gebildet, Modularisierung und so weiter und es ist schon angestrebt, diese Angebote in das Studium zu integrieren.