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Deutschunterricht im Ausland
Die Zahl der Deutsch-Schüler ist gestiegen

Über 600.000 Kinder lernen momentan im Ausland deutsch. Verantwortlich dafür ist auch das Auswärtige Amt, das die Partnerschul-Initiative PASCH 2008 ins Leben gerufen hat. Seitdem steigt die Zahl der Deutschlernenden weltweit stetig an.

Von Mike Herbstreuth | 14.04.2016
    Die Aula des Wald-Gymnasiums in Berlin-Charlottenburg platzt aus allen Nähten: 170 ausländische PASCH-Schüler und Lehrer, dazu Schüler deutscher PASCH-Partnerschulen und natürlich auch Schüler des Wald-Gymnasiums. Gleich geht es los mit den Workshops - von Theater über Futsal bis Poetry Slam. Bhavika Sharma aus Neu-Delhi ist noch unentschlossen, welchen Workshop sie besuchen will. Fragt man sie allerdings nach ihrem deutschen Lieblingswort, dann kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen.
    "Ellbogengesellschaft! Ich habe das in einem Text gelesen und es kam mir so fremd vor. Dann habe ich nachgeguckt und die Bedeutung sagt mir etwas."
    Die 17-jährige Abiturientin hat sechs Jahre lang deutsch an ihrer Schule in Neu-Delhi gelernt. Am Anfang war das alles andere als einfach für sie.
    "Wie man im Deutschen so schön sagt, aller Anfang ist schwer!"
    2014 hat Bhavika die Deutsch-Olympiade in Indien gewonnen und letztes Jahr hat sie als erste indische Schülerin überhaupt das Deutsche Sprachdiplom verliehen bekommen. Aber wieso überhaupt deutsch lernen?
    "Vor sechs Jahren wusste ich nicht viel über Deutschland und die Deutschen. Und ich wollte eine Herausforderung annehmen und durch eine Sprache habe ich auch das Land und die Menschen und die Kultur kennen gelernt und ich bin hier nur wegen Deutsch. Ich habe so viele Erlebnisse nur wegen Deutsch. Die Sprache hat so viele Türen geöffnet. Ich kann ohne Zweifel sagen, mein Leben ist reicher geworden."
    Durch PASCH-Sprachstipendien ist Bhavika schon zum dritten Mal in Deutschland zu Besuch. Neben solchen Stipendien unterstützt die Initiative die ausländischen Schulen aber auch mit Lehrmaterial oder Technik, dazu bekommen die Lehrkräfte vor Ort Weiterbildungen. So will PASCH Brücken zwischen den Kulturen bauen und gemeinsame Werte schaffen, erklärt Andreas Görgen, Leiter der Kulturabteilung des Auswärtigen Amts, und zwar in dem die Initiative
    "Möglichkeiten gewährt zu einem Zugang zu unserer Sprache. Und über den Zugang zu unserer Sprache auch einen Zugang zu unserem Fühlen und Denken. Und wir vertrauen darauf, dass es keinen besseren Weg gibt für ein Individuum als über Bildung teilzuhaben am haben und am sagen an einer Gesellschaft, am Wohlstand und an den Entscheidungen."
    Eine Idee, die im Ausland ankommt. Beim Start von PASCH 2008 waren es 400 Schulen, die an dem Programm teilgenommen haben. Heute sind es 1800 Schulen in 120 Ländern, die die PASCH unterstützt. Görgen erklärt sich die Beliebtheit des Programms auch mit dem Wirtschaftsstandort Deutschland.
    "Über Deutsch, über die Leistungen an den Universitäten, über die Ingenieursausbildung, über das, was den Wohlstand in diesem Land ausmacht, kommt natürlich auch eine große Faszination und die Möglichkeit und der Wille daran Teil zu haben. Und den wollen wir fördern."
    Dieses Jahr mit einem Budget von 46 Millionen Euro. Görgen hofft auf noch mehr Mittel, damit die Initiative noch weiter wächst. 100 Schulen pro Jahr sollen dazukommen, und auch noch mehr Stipendien sollen vergeben werden. Ein weiteres, zukünftiges Ziel der Initiative ist:
    "Vor allen Dingen einen direkteren Zugang zu unseren Universitäten und Hochschulen ermöglichen, über die sogenannten Studienbrücken, mit denen das Goethe-Institut und verschiedene Universitäten vor allen Dingen in Nordrhein-Westfalen schon experimentieren."
    Darüber würde sich auch Bhavika freuen, die sich mittlerweile für den Koch-Workshop entschieden hat.
    "Ich habe große Interesse an Kochen und Essen. (lacht)"
    Noch größeres Interesse als an Kochen hat sie nämlich an einem Studium in Deutschland.
    "Ich möchte gerne Maschinenbau studieren, möglichst an der RWTH Aachen. Mein Vater ist ein Ingenieur und er arbeitet bei den indischen Railways. Daher habe ich das Interesse an der Ingenieurswissenschaften."
    Sie fühlt sich schon nach drei Besuchen in Deutschland so wohl, dass sie nicht nur hier studieren, sondern auch promovieren und arbeiten will. Sie kann sich Deutschland gut als neues Zuhause vorstellen. Aber würde sie nicht auch irgendwann wieder zurück nach Indien wollen?
    "Aber auch falls ich nach Indien zurückkehre, würde ich alle diese Erlebnisse anderen Leuten mitteilen und immer etwas mit der deutschen Sprachen zu tun haben."