Mittwoch, 24. April 2024

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DFB: Machtkampf zwischen Keller und Curtius
"Es wäre ein Witz, von einem neuen Burgfrieden zu sprechen"

Im DFB-Machtkampf haben Präsident Keller und Generalsekretär Curtius betont, einen neuen Versuch zur professionellen Zusammenarbeit unternehmen zu wollen. Sportjournalist Thomas Kistner glaubt, dass es jetzt wegen Posten in der UEFA um die internationale Außenwirkung geht.

Thomas Kistner im Gespräch mit Astrid Rawohl | 16.01.2021
DFB-Präsident Fritz Keller (links) und DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius beim DFB-Bundestag am 27.09.2019 im Messe Congresscenter in Frankfurt am Main.
Sind Präsident Fritz Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius Seite an Seite im DFB unterwegs? (imago images / Hartenfelser)
Stundenlang habe das DFB-Präsidium am Freitag (15.01.2021) diskutiert, so Sportjournalist Thomas Kistner von der Süddeutschen Zeitung: "Damit am Ende das gefühlt hundertste Versöhnungsgespräch zwischen Präsident und General steht, von dem jeder Insider jetzt schon weiß, dass es nichts bringen wird, weil es nichts bringen kann."
Der DFB hat nach der Sitzung bekannt gegeben, dass Fritz Keller und Friedrich Curtius "letztmalig einen gemeinsamen Versuch unternehmen, Regeln und Rollen für eine künftige gemeinsame professionelle Zusammenarbeit zu diskutieren und festzulegen".
Die Eskalation werde aber nicht mehr einzufangen sein, schätzt Kistner die Lage beim DFB ein. Außerdem bleibe zwischen dem DFB und der Deutschen Fußball-Liga DFL ein Klima des Misstrauens – und das sei begründet: "Kommunikation plus Geheimniskrämerei – das sind genau die zwei Reizthemen, die zum Bruch geführt haben."
27.09.2019, xfux, Fussball Deutscher-Fussball-Bund, 43. Ordentlicher DFB-Bundestag 2019, emspor, v.l. Dr. Friedrich Curtius Generalsekretaer Deutscher Fussball Bund DFB Frankfurt am Main  27 09 2019, xfux, Football German Football Association, 43 Ordinary DFB Bundestag 2019, emspor, v l Dr Friedrich Curtius Secretary General German Football Association DFB Frankfurt am Main
Vor DFB-Präsidiumssitzung - DFL schließt DFB-Generalsekretär Curtius aus
Weil er über einen Kommunikations-Dienstleister Interna nach außen getragen haben soll, hat die DFL den DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius von allen Gremien ausgesperrt. Auch DFB-Präsident Fritz Keller, der sich einen Machtkampf mit Curtius liefert, hat Curtius im Visier.
Die DFL, die Vereinigung der 36 Profivereine, hat DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius von allen DFL-Gremien ausgesperrt. Die Begründung: Ein von Curtius beauftragter DFB-Dienstleister soll Informationen und Interpretationen an Medien übermittelt haben – mit dem Ziel, das Ansehen der DFL zu beschädigen. Darauf weisen in mehreren Fällen Indizien hin, schreibt die DFL weiter.

Vizepräsident Rainer Koch gerät in den Fokus

Gleichzeitig gibt es einen DFB-internen Machtkampf. Dort stehe Generalsekretär Curtius mit Schatzmeister Stephan Osnabrügge und DFB-Vizepräsident Rainer Koch auf einer Seite, sagt Kistner. Koch agiere nach außen unscheinbar, sei aber "so weitflächig vernetzt" wie sonst keiner. Koch sei immer dabei gewesen, wenn ein DFB-Präsident gestürzt worden ist: Das sei 2011 bei Theo Zwanziger, 2015 bei Wolfgang Niersbach und 2019 bei Reinhard Grindel so gewesen.
Auch der jetzige Präsident Fritz Keller habe sich bald in Grabenkämpfen mit einem Vorstandslager um Koch gesehen: "Aber für den kann es dieses Mal ungemütlich werden, denn im Fokus steht weiter die Zusammenarbeit mit dem Kommunikationsberater, der offenbar lange und gut mit Koch vertraut ist."

Es geht um die internationale Wahrnehmung des DFB

Bei einem Sturz von Generalsekretär Curtius "kämen so manche Steine ins Rollen", vermutet Kistner. Die internationale Außenwirkung spiele deshalb jetzt eine Rolle. Für DFB-Vize Koch gehe es um ein Vorstandsamt im europäischen Fußballverband UEFA, für das er sich im April zur Wahl stellen will. In Fußballkreisen werde inzwischen registriert, dass der DFB seit einem Jahrzehnt von einem Skandal zum nächsten taumele: "Wenn Koch mit all den Pannen und Intrigen auf höchster DFB-Ebene, der er ja durchgehend selbst angehört hat, nie etwas zu tun hatte, dann stellt sich doch die Frage, weshalb man einen so konsequent naiven Funktionär auf internationaler Ebene braucht." Der Vizepräsident könne es sich am wenigsten leisten, dass Keller oder Curtius jetzt ihre Ämter verlieren.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.