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DFB-Präsident in der Kritik

Mal kritisiert Bayern-Präsident Uli Hoeneß den DFB-Präsidenten Theo Zwanziger, mal ist es Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge. Zwanziger kontert stets spitz - und wird nun auch vom DFL-Präsidenten Reinhard Rauball kritisiert.

Von Jens Weinreich | 07.08.2011
    Zunächst die Fakten: Anfang Juni hatte DFB-Boss Theo Zwanziger großspurig einen handverlesenen so genannten Runden Tisch - besetzt mit den üblichen Verdächtigen - zum Thema Korruption in der FIFA angekündigt. Der Termin wurde dann auf die Zeit nach der Frauen-WM verschoben, um die FIFA nicht zu verärgern und die Jubel-WM nicht mit ernsthaften Themen zu belasten. Die WM ist nun schon einige Wochen vorbei. Gemäß der DFB-nahen Zeitung "FAZ" soll nun in diesem Monat ein so genannter Jour Fixe stattfinden.

    Gesprächsbedarf ist gegeben - wobei man immer wieder sagen muss, dass die Vorgänge rund um die FIFA eigentlich nicht im trauten Kreise von Fußballfunktionären aufgeklärt gehören, ob nun in der abstrusen so genannten FIFA-Ethikkkommission oder in irgendeinem Sitzungsraum in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise. Gefragt sind vielmehr erfahrene Kriminalisten mit Ermittlungsbefugnis.

    Der Fußball-Weltverband FIFA versucht derzeit krampfhaft, die Beweise und Indizien für flächendeckende Korruption herunterzuspielen. So veröffentlichte die FIFA Anfang der Woche einen Brief ihres Generalsekretärs Jerome Valcke an John Whittingdale, den Chef jenes Komitees des britischen Unterhauses, das sich mit den Korruptionsgeschichten beschäftigte. Ausgerechnet Valcke, den man gemäß eines US-Gerichts als Wahrheitsallergiker bezeichnen kann, beschwerte sich mächtig über das Vorgehen der Politiker, die "auf der Grundlage von Fakten und nicht von substanzlosen Überschriften agieren und sprechen" sollten.

    Der Vorgang beweist einmal mehr, dass die FIFA-Bosse fernab der Realität in einem Lügen- und Betrugsuniversum residieren.

    Valcke hatte im Frühjahr in einer Email an einen damaligen FIFA-Vizepräsidenten, den hochkorrupten Jack Warner, unterstellt, Katar hätte die WM 2022 gekauft. Später behauptete er, es habe sich nur um eine private Email gehandelt, nicht für die Öffentlichkeit bestimmt - damit war die Sache erledigt.

    Reinhard Rauball aber, Präsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL), hat offenbar noch einige Fragen zu diesem Vorgang, wie er am Wochenende gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" erklärte: "Der Vortrag der FIFA deckt sich nicht mit dem klaren Wortlaut der Mail", sagte Rauball. "Da müssen wir mehr hören." Rauball plädiert zudem für eine Art Aufsichtsrat in der FIFA, der bei allen wichtigen Entscheidungen Mitspracherecht haben soll.

    Unterdessen erneuerte Bayern-Präsident Uli Hoeneß im TV-Sender Sky seine Kritik an der FIFA und dem neuen Exekutivmitglied Theo Zwanziger. Er könne neben den einschlägig bekannten FIFA-Vorständlern Bin Hammam, Blazer, Leoz, Warner und Grondona 50 weitere Personen nennen, "die Dreck am Stecken haben", erklärte Hoeneß, der zuvor von einem "Korruptionsstadl" in der FIFA gesprochen hatte. Wogegen der Bayern-Ehrenpräsident und ehemalige FIFA-Exekutivler Franz Beckenbauer einmal mehr erklärte, es lägen nur Gerüchte, aber keine Beweise vor. Eine höchst exklusive Sicht auf die Dinge, die sich in etlichen Fällen von Korruption und Amtsmissbrauch nicht mit den Tatsachen deckt.

    Hoeneß sagte, DFB-Chef Zwanziger hätte sich für den DFB auf dem absurden FIFA-Kongress am 1. Juni bei der Wahl von Joseph Blatter der Stimme enthalten und den englischen Vorstoß unterstützen sollen. Die Engländer wollten die Krönung Blatters, der keinen Gegenkandidaten hatte, bis zur Klärung aller Vorwürfe verschieben. Zwanziger aber gab auf dem Kongress lediglich Lobhudeleien für Blatter und die FIFA zu Protokoll.

    Zwanzigers Lager behauptet, der DFB-Präsident habe es nicht auf die Mitgliedschaft im FIFA-Exekutivkomitee angelegt, sondern vielmehr im vergangenen Jahr der Liga diesen Platz angeboten. Doch sowohl Rauball als auch Rummenigge und Hoeneß hätten abgelehnt.