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DFG-Präsident Strohschneider
Forschung braucht Dynamik und Kontinuität

Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Peter Strohschneider, hat sich dafür ausgesprochen, möglichst bald die Eckpunkte für eine Fortschreibung der Exzellenzinitiative festzulegen. Man könne Forschung auf sehr hohem Niveau nicht ins Blaue hinein treiben, betonte Strohschneider im Deutschlandfunk.

Peter Strohschneider im Gespräch mit Kate Maleike | 02.07.2015
    Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Peter Strohschneider, spricht am 19.03.2013 in Berlin während der Verleihung des Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preises.
    Peter Strohschneider wurde in dieser Woche als DFG-Präsident wiedergewählt (picture alliance / dpa / Soeren Stache)
    Kate Maleike: In Sachen wissenschaftlicher Nachwuchs hat der Bund heute ein gemeinsames Eckpunktepapier vorgelegt. Wie aber geht es weiter mit einem weiteren, wichtigen Förderthema in der Wissenschaft, nämlich mit der Exzellenzinitiative? Diese Frage stellen sich viele Forscher und Universitäten, denn über diesen Wettbewerb von Bund und Ländern war ja in den vergangenen Jahren viel zusätzliches Geld in die Spitzenforschung geflossen. Bisher liegen nur Absichtserklärungen auf dem Tisch. Das beschäftigt auch den Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Professor Peter Strohschneider. Denn die DFG organisiert die Exzellenzinitiative bisher ja zusammen mit dem Wissenschaftsrat.
    Auf der Jahrestagung der DFG in Bochum wurde Strohschneider jetzt wiedergewählt und wird die Fortschreibung der Exzellenzinitiative wohl als Hauptaufgabe für sich wählen. Ich habe ihn vor der Sendung gefragt, wie es denn aus seiner Sicht mit der Initiative überhaupt weitergeht.
    Peter Strohschneider: Also das ist im Moment wirklich nicht leicht zu beantworten. Wir wissen, dass es einen neuen Wettbewerb geben wird, der von 2017 an zehn Jahre lang mindestens vonseiten des Bundes 400 Millionen Euro pro Jahr umfassen wird. Insofern haben wir einen recht stabilen und, ich glaube, verlässlichen finanziellen und zeitlichen Rahmen. Aber es gibt doch eine Menge konzeptioneller Fragen, die diesen künftigen Wettbewerb betreffen: Wer nämlich soll in ihm überhaupt teilnehmen, nach welchen Kriterien soll dieser Wettbewerb durchgeführt werden, wer ist antragsberechtigt, welche Wissenschaftsfunktionen können in einem solchen Wettbewerb wie gefördert werden? Und das sind alles gegenwärtig noch offene Fragen, die präzisiert werden müssen, geklärt werden müssen, auch damit die Forschenden sich auf solchen Wettbewerb vorbereiten können.
    Maleike: Es ist ja eine Evaluierungskommission eingesetzt, die im Januar nächsten Jahres ihren Bericht vorlegen soll. Da werden wir sicherlich auch noch die eine oder andere Stellschraube erfahren, was die Weiterführung angeht, wie die Zukunft aussehen soll. Aber sagen Sie uns doch, wie ist konkret die Vorstellung der DFG? Wie soll exzellente Forschung in Deutschland aus Ihrer Sicht künftig gefördert werden?
    Strohschneider: Die DFG hat einen Vorschlag unterbreitet und in die politische Diskussion eingebracht, auch in den Gremien längst beraten, der unter dem nicht sonderlich originellen Stichwort Exzellenzzentren eine Weiterentwicklung des Förderinstruments, das wir bisher Exzellenzcluster genannt haben, vorschlägt, also ein Instrument, das die Universität in den Stand setzt, in bestimmten, jeweils definierten Forschungsfeldern sich zu Zentren der Spitzenforschung zu entwickeln mit einer internationalen Ausstrahlung und Anziehungskraft, durch Maßnahmen, die dann da gefördert werden könnten, wenn dieses Instrument in der neuen Bund-Länder-Initiative umgesetzt werden sollte.
    Wir stellen uns vor, dass diese Exzellenzzentren ein thematisch ganz offenes Format sind und dass sie auch ein formoffenes Förderinstrument sind, dass also die antragstellenden Universitäten und die Forschenden in den Universitäten und in den gegebenenfalls kooperierenden Einrichtungen ganz nach jeweiligem Bedarf des Forschungsfeldes, nach regionalen Gegebenheiten, nach strukturellen Gegebenheiten sehr offen sind darin, welche Maßnahmen sie in einem solchen Wettbewerb, falls sie denn erfolgreich sein würden, gefördert werden sollen.
    Maleike: Herr Strohschneider, das heißt aber doch, dass so manche Uni wahrscheinlich gerade ziemlich nervös ist, weil man nicht genau weiß, wie kann man eigentlich Projekte, die über die bisherigen Fördergelder betrieben worden sind, weiterführen? Heißt das, es muss jetzt eigentlich bald mal was zu Potte kommen?
    Strohschneider: Also das heißt es schon. Es ist erforderlich, dass die Eckpunkte auch einer inhaltlich konzeptionellen Ausgestaltung der Exzellenzinitiative möglichst bald deutlich werden. Man kann natürlich sagen, dass selbstverständlich jeder, der sich in einen Wettbewerb begibt, in dem um befristete Projektfördermittel man sich bemüht, dass in einem solchen Wettbewerb jeder weiß, bis wann die Finanzierung läuft. Und insofern ist die Terminiertheit dieser Förderung gar keine Überraschung, auch nicht für die, die diese Förderung für die Forschung entgegennehmen.
    Auf der anderen Seite glaube ich, dass wir für die Frage der Weiterentwicklung des deutschen Forschungssystems insgesamt gemeinsam ein großes Interesse daran haben müssten, Kontinuität zu wahren und die Dynamik, die bisher in der Exzellenzinitiative in die Entwicklung von Forschungsschwerpunkten sich herausgebildet hat, diese Dynamik auch sozusagen in eine Kontinuität hineinzubringen. Und diese beiden Pole stehen in einer Spannung. Und wie die nun politisch ausgehandelt wird oder aufgelöst wird, das durchschaue ich nicht wirklich.
    Aber aus der Perspektive derer, die die Forschung tatsächlich machen, meine ich schon, dass man mit Gründen sagen kann, es ist gut, wenn sie möglichst bald weitere Eckpunkte der inhaltlichen Ausgestaltung eines solchen Wettbewerbs kennen. Man kann mittelfristige Forschungsplanung in großen und komplexen Forschungsstrukturen auf einem sehr hohen Niveau, man kann sie nicht ins Blaue hinein treiben.
    Maleike: Professor Peter Strohschneider war das, der wiedergewählte Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, zu den Förderungen und Forderungen von exzellenter Wissenschaft in Deutschland. Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Strohschneider!
    Strohschneider: Schönen Dank, Frau Maleike!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.