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DFG-Präsident wiegelt Vorwürfe ab

Die Deutschen Forschungsgemeinschaft sei zu intransparent bei der Vergabe von Fördergeldern, von Geheimbündelei war sogar die Rede. DFG-Präsident Matthias Kleiner hat sich dazu bei der Jahrespressekonferenz in Berlin geäußert. Er habe die Vorwürfe ganz eindrucksvoll und nachvollziehbar widerlegt, sagt Jürgen König.

Jürgen König im Gespräch mit Ulrike Burgwinkel | 07.07.2011
    Matthias Kleiner: Ist es ein Geheimbund, wenn die im Kern der Entscheidungsverfahren der DFG stehenden Fachkollegien, 48 an der Zahl, alle Fächer in der Wissenschaft abdeckend, 611 Mitglieder in diesen 48 Kollegien, wenn die von 100.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gewählt werden, dann kann das doch kein Geheimbund sein. Sondern dann ist das ein Höchstmaß an Transparenz und an Legitimation in diesem, wie ich sagen möchte, Parlament der Wissenschaft.

    Ulrike Burgwinkel: Matthias Kleiner heute aus Anlass der Jahrespressekonferenz der DFG in Berlin. Die sollte 2011 ja auch auf 60 Jahre erfolgreiche Forschungsförderung Bezug nehmen. Die DFG wurde 1951 gegründet. Allerdings waren die Wut-Wissenschaftler dazwischengekommen mit ihren Vorwürfen. Jürgen König in Berlin, Kleiner hat abgewiegelt, haben wir gerade schon gehört, wie wurde denn generell mit den Vorwürfen umgegangen?

    Jürgen König: Na, was wir eben gehört haben, das ist schon die Grundlinie der Argumentation innerhalb der DFG. Man ist stolz darauf, die zentrale Selbstverwaltungsorganisation der Wissenschaft in Deutschland zu sein, seit nunmehr 60 Jahren, und eben mit dem Herzstück der Fachkollegen, dem Parlament der Wissenschaft, von dem Matthias Kleiner eben sprach. Er hat das ausführlich erläutert: 12.000 ehrenamtliche und unabhängige Gutachter hätten im Jahr 2010 insgesamt rund 17.000 Förderanträge geprüft und Förderempfehlungen ausgesprochen oder eben auch nicht. Hinzu kommen Gremien, Kommissionen, Ausschüsse innerhalb der DFG, da arbeiten weitere etwa 900 Wissenschaftler über grundsätzliche wissenschaftliche, auch wissenschaftspolitische Fragen, und die entscheiden dann eben gemeinsam wiederum mit noch Zuwendungsgebern aus Bund und Ländern, treffen dann die Förderentscheidungen, die dann wiederum auch transparent der Öffentlichkeit vermittelt würden. Vielleicht hören wir noch mal Matthias Kleiner, warum er die jetzt geäußerten Vorwürfe mangelnder Transparenz nicht verstehen kann.

    Matthias Kleiner: Wenn Sie sich anschauen, mit welcher Transparenz unsere Entscheidungen nach draußen gebracht werden, wenn Sie unseren Jahresbericht sich anschauen, wenn Sie sich anschauen, wie weit sie in unserem Datenbanksystem GEPRIS übers Internet, wenn Sie da in die Projekte hineinschauen können, wenn Sie sehen, welche Projekte werden von der DFG gefördert, wenn Sie sehen, dass wir regelmäßig nach Bewilligungsausschusssitzungen im SFB oder im Graduiertenkolleg-Verfahren Pressemitteilungen rausgeben – diese werden gefördert –, dann kann ich das nicht verstehen.

    König: Und auch den Rechnungshof hat er erwähnt, weil auch das ein Vorwurf gewesen war, Frau Burgwinkel, dass natürlich der Rechnungshof jedwede finanzielle Aktivität innerhalb der DFG nachprüft.

    Burgwinkel: Aber ein bisschen unübersichtlich hört sich das für meine Verhältnisse schon an, die Gremienvielfalt.

    König: Na ja, das ist halt … Nehmen wir als Gegenbeispiel die Helmholtz-Gemeinschaft, da haben sich 17 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren zusammengeschlossen. Die Aufgabe ist wirklich hier, langfristige Forschungsziele des Staates, und der Gesellschaft damit natürlich auch, zu verfolgen. Also da wird von oben nach unten bestimmt, was erforscht wird. Bei der DFG, um dieses Bild zu vollenden, da laufen die Entscheidungswege genau umgekehrt, also von unten nach oben, basisdemokratisch, von Menschen, die gewählt worden sind, die auch wieder abgewählt werden können. In ganz vielen Gremien werden diese Entscheidungen getroffen, und das wird halt transparent gemacht. Es ist kompliziert, aber ich habe auch mit wissenschaftlicher Hilfe, also mit einem Kollegen zusammen, mal im Internet Stichproben gemacht und in der Tat: Wenn man lange genug sucht, findet man, was man will. Mich hat das am Ende schon überzeugt.

    Burgwinkel: Gab es denn noch andere Punkte auf der Tagesordnung? Das nehme ich an.

    König: Es gab noch andere Punkte, dass man mit der Exzellenzinitiative, überhaupt mit den drei großen Pakten – also Exzellenzinitiative, Pakt für Forschung und Innovation und Hochschulpakt – überaus zufrieden ist. Man wünscht sich natürlich eine weitergehende Finanzierung nach Ende dieser drei Maßnahmen. Man will sich internationaler noch geben, man sucht internationale Kooperationen zwischen Wissenschaftlern, Institutionen und Förderorganisationen. Man will, wie es heißt, neue Kooperationspotenziale erschließen. Alles in allem war das natürlich auch eine Jahresversammlung unter dem Eindruck dieses 60-jährigen Jubiläums. Die Bundeskanzlerin war da, hat eine Rede gehalten über die Rolle – über die Rolle der Bedeutung hätte ich jetzt fast gesagt –, also über die Bedeutung der Wissenschaft in unserer und für unsere Gesellschaft. Also man war grundsätzlich schon sehr guter Stimmung, wenn eben auch die Vorwürfe, die es jetzt gerade gegeben hat, doch das ein bisschen überdeckt haben – aber wie gesagt, die wurden doch, wie ich fand, ganz eindrucksvoll und nachvollziehbar widerlegt.

    Burgwinkel: Danke schön für die Informationen. Jürgen König war das aus Berlin über die Jahrespressekonferenz der DFG.

    Die Äußerungen unserer Gesprächspartner geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

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