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DGB
Geteiltes Echo auf Teilrente mit 60

Für seine Forderung nach einer Teilrente ab 60 Jahren erhält der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB)Zustimmung kommt von der SPD. Auf Ablehnung stößt die Idee des vorgezogenen Renteneintritts dagegen bei der CDU. Sie fordert vielmehr einen flexibleren späteren Ausstieg aus dem Beruf.

Von Stefan Maas | 22.06.2014
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    Einen Teil seiner Rente schon in Anspruch nehmen, während man noch Teilzeit arbeitet - der DGB möchte Arbeitnehmern diese Flexiblität ermöglichen. (picture alliance / dpa / Stefan Sauer)
    Flexibel aussteigen aus dem Beruf. Und das schon ab 60 Jahren statt wie bisher mit 63. Für den Deutschen Gewerkschaftsbund ist ein Recht auf Teilzeit für Ältere dringend nötig, damit die Tarifparteien die Möglichkeit hätten, Brücken vom Erwerbsleben in den Ruhestand zu bauen, sagt DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach:
    "Für uns ist ganz entscheidend, dass wir wirklich die Auseinandersetzung darüber führen, wie können wir den Absturz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern verhindern. Wie können wir die Übergänge am Ende des Arbeitslebens absichern."
    Es gebe viele Arbeitnehmer, die es aus ganz unterschiedlichen Gründen – etwa Arbeitslosigkeit oder Krankheit – gar nicht bis zur gesetzlichen Altersgrenze schafften. Deshalb sollten Beschäftigte zukünftig die Möglichkeit haben, schon ab 60 eine Teilrente zu beziehen. "Man kann einen Teil seiner Rente schon in Anspruch nehmen, man kann mit einem Teil weiterarbeiten."
    Dabei gehe es keinesfalls darum, eine Frühverrentungswelle loszutreten. Damit reagierte Buntenbach auf Kritik der Arbeitgeber und aus der Union. Sie warf dem Wirtschaftsflügel der Union vor, alle Modelle für mehr Flexibilität vor dem gesetzlichen Renteneintrittsalter von vorneherein zu diskreditieren.
    Der Deutsche Gewerkschaftsbund solle seine Glaubwürdigkeit nicht mit irrwitzigen Forderungen aufs Spiel setzen, sagte CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeld:
    "Es ist in der Tat an der Realität vorbei. Wir müssen die Realität betrachten. Und die Realität heißt, wir haben ein Demografieproblem."
    Der sozialpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Karls Schiewerling, forderte auch vom DGB realistische Vorschläge. Vorschläge zu einer Teilrente mit 60 Jahren setzten falsche Signale und verminderten in aller Regel die Rentenansprüche.
    "Ich glaube, dass wir andere Regelungen finden müssen, wo wir zwar klar machen, dass man fließende Übergänge in das Renteneintrittsalter braucht, aber dass wir unter dem Strich alle Wege eröffnen müssen, damit Menschen länger arbeiten können. Das muss im Vordergrund stehen."
    Erstmals werden in der kommenden Woche Union, SPD und die Tarifpartner in einer Arbeitsgruppe zusammensitzen, die Wege diskutieren soll, einen flexibleren späteren Ausstieg aus dem Beruf zu ermöglichen. Die sogenannte Flexi-Rente ist eine Forderung der Union für das Rentenpaket, in dem auch die Mütterrente und die abschlagsfreie Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren stecken. Dem Chef der CDU-CSU-Mittelstandsvereinigung, Carsten Linnemann, ist die Flexirente wichtig:
    "Wir treffen uns in den kommenden Wochen und Monaten, damit wir Beschäftigungshürden abbauen für Menschen, die freiwillig gerne länger arbeiten wollen. Da gibt es noch viele Hürden, die wir abbauen wollen. Wir wollen keine neuen Frühverrentungsprogramme oder gar die Rente mit 60."
    Unterstützung für die DGB-Forderung kommt aus der SPD. Generalsekretärin Yasmin Fahimi sagte, die Empörung vonseiten der Union sei übertrieben. Eine gesinnungsgetriebene Debatte müsse vermieden werden. SPD-Vize Carola Reimann sagte den Dortmunder Ruhrnachrichten, es müsse bessere Kombinationsmöglichkeiten geben von Rentenbezug und sozialversicherungspflichtiger Arbeit. Bisher werde der Rentenbezug meist nur mit einem Minijob kombiniert.
    SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann warb zwar dafür, auch über das gesetzliche Rentenalter von 67 hinaus zu arbeiten, aber über den DGB-Vorschlag müsse ebenso diskutiert werden.