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DGE erneuert Ernährungsempfehlung
Bei vielen Lebensmitteln "ist Vollkornvariante die beste Wahl für die Gesundheit"

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat ihre zehn Regeln aktualisiert. Dabei empfehle der DGE vor allem, sich ausgewogen sowie abwechslungsreich zu ernähren und auch mehr Vollkorn zu verzehren, erklärte Antje Gahl, Pressesprecherin des eingetragenen Vereins, im Dlf.

Antje Gahl im Gespräch mit Jule Reimer | 04.09.2017
    Penne Semolato (o) und Vollkorn Spirelli-Packungen sind am Stand von Davert am 10.02.2016 während der BioFach-Messe 2016 in Nürnberg (Bayern) ausgestellt.
    Wenn man keine Vollkornnudeln möge, dann könne man zum Beispiel beim Brot auf die Vollkornvariante zurückgreifen, erklärte Antje Gahl vom DGE im Dlf. (dpa / picture alliance / Daniel Karmann)
    Jule Reimer: Seit 60 Jahren formuliert die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit Sitz in Bonn Empfehlungen, wie sich Verbraucher ausgewogen und genussvoll ernähren können. Mit zehn Regeln fasst der eingetragene Verein, der von Ernährungswissenschaftlern, der Ernährungsindustrie und vor allem vom Bundeslandwirtschaftsministerium getragen und finanziert wird, seine Empfehlungen zusammen. Die wurden jetzt aktualisiert. Frage an Antje Gahl, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: Von was sollen wir denn jetzt besonders viel essen, weil es besonders gesund ist?
    Antje Gahl: Wir fokussieren auf jeden Fall mehr die Qualität der Lebensmittel und weniger quantitative Aspekte. Uns geht es darum, insbesondere sehr ausgewogen zu essen, aber auch viel mehr Vollkorn zu wählen, denn gerade bei den Getreideprodukten, Brot, Nudeln, Reis und Mehl, ist die Vollkornvariante die beste Wahl für die Gesundheit.
    "Abwechslungsreich und ausgewogen" sollte man essen
    Reimer: Und was mache ich, wenn ich Vollkornnudeln nicht mag? Die sind ja durchaus kulinarisch umstritten.
    Gahl: Das ist sicherlich so. Wir sagen ja auch, abwechslungsreich und ausgewogen zu essen. Das heißt, nicht immer Vollkorn, aber dass man natürlich auch mal ein Weißmehlbrötchen essen kann oder auch mal die normalen Nudeln, aber dass man trotzdem darauf achtet, ein bisschen ein ausgewogenes Verhältnis darzustellen. Oder wenn ich sage, die Nudeln mag ich nur in der normalen Variante, dann vielleicht eher das Vollkornbrot zu wählen, oder auch andere Getreideprodukte zu verzehren, oder auch mal ein Müsli zu essen, dass man da schaut, dass man da etwas ausgewogener isst.
    Reimer: Sie haben in der Vergangenheit zum Beispiel beim Eierkonsum eher ein bisschen gebremst. Die Eier werden bei Ihnen jetzt nicht mehr extra erwähnt. Aber es gibt ja zum Beispiel viele Berichte über zu viel Antibiotika-Einsatz im Hühnerstall.
    Gahl: Die Eier werden nicht mehr in dem Sinne erwähnt, nur in Maßen zu konsumieren, sondern es ist natürlich so, dass das Cholesterin in der Nahrung sich bei den meisten Menschen nur unwesentlich auf den Cholesterin-Spiegel auswirkt, sodass wir jetzt nicht mehr sagen, nur zwei bis drei Eier. Das haben wir jetzt für die gesunden Menschen nicht mehr so explizit gemacht. Und was die Antibiotika-Belastung bei den Eiern angeht, wüsste ich sie jetzt nicht. Es gibt natürlich immer mal Belastungen, die nicht sein sollten. Grundsätzlich sind unsere Lebensmittel aber sicher und sollten auch möglichst frei von Antibiotika sein. Wir machen die Empfehlungen natürlich in der Hinsicht, dass zum Beispiel weißes Fleisch oder auch Hühnerfleisch gegessen werden kann, oder auch Eier gegessen werden können, und machen da aber keine so sehr quantitative Einschränkung mehr, so wie wir es vorher gemacht haben.
    "Eher das weiße Fleisch als das rote Fleisch"
    Reimer: Die Vielfalt zählt. Beim Fleisch differenzieren Sie jetzt nicht mehr zwischen rotem und weißem Fleisch - es gab ja tendenziell eine Empfehlung, eher weißes Fleisch zu essen -, obwohl zum Beispiel die Weltgesundheitsorganisation beziehungsweise das Krebsforschungszentrum der Weltgesundheitsorganisation ja rotes Fleisch noch mal kritischer gesehen hat, gerade in den letzten Jahren, und damit Aufsehen erregte.
    Gahl: Ja, das ist auch nach wie vor so. Das haben wir nur in dieser kurzen Version nicht gemacht; das ist diese populäre, leicht verständliche und kurze Version der zehn Regeln. Nichts desto trotz bleibt es dabei. Natürlich sollen wir möglichst wenig Fleisch und Fleischwaren essen, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm pro Woche. Und es ist auch sicherlich nach wie vor richtig: Das weiße Fleisch hat bisher jedenfalls keine Zusammenhänge mit Krebs gezeigt, sodass man da eher sagt, okay, eher das weiße Fleisch als das rote Fleisch. Daran hat sich im Grunde nichts geändert, auch wenn es jetzt in den zehn Regeln so explizit nicht mehr steht. Aber wir haben es einfach verkürzt.
    Reimer: Ernähren sich Vegetarier und Veganer trotzdem gesund?
    Gahl: Ja, natürlich können die sich auch gesund ernähren. In einer pflanzenbetonten Kost oder überhaupt – pflanzenbetont soll sie auch bei uns sein – kann es durchaus eine gesunde Ernährung sein, auch vegan und vegetarisch. Sie muss auch in dem Falle sehr ausgewogen sein. Auch da nicht einseitig ernähren, sondern da auch auf die Vielfalt der pflanzlichen Lebensmittel setzen, Hülsenfrüchte zum Beispiel zu verzehren und verschiedene Getreideprodukte, neben Gemüse und Obst.
    Reimer: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat ihre zehn Regeln für eine gesunde und ausgewogene Ernährung aktualisiert. Antje Gahl informierte. Vielen Dank!
    Gahl: Danke auch, Frau Reimer.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.