Donnerstag, 25. April 2024

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Diagnostik
Vorsorge und Behandlung familiärer Krebserkrankungen

Bei erblichen Varianten von Krebserkrankungen können sich Tumore schneller entwickeln, als bei nicht genetisch vorbelasteten Patienten, sagte die Krebsspezialistin Gabriela Möslein im Dlf. Sei die genetische Veranlagung aber einmal festgestellt, könne man Präventiv-Maßnahmen ergreifen.

Gabriela Möslein im Gespräch mit Martin Winkelheide | 03.04.2018
    Besucher betrachten am Dienstag Wucherungen und Polypen in der 30 Meter langen Nachbildung eines menschlichen Darmes in Dresden. Das begehbare, etwa drei Meter hohe Modell soll für die Darmkrebs-Vorsorge werben. Gezeigt werden die Funktionen des Verdauungsorganes und mögliche Erkrankungen.
    Begehbarer Riesendarm in Dresden soll für die Darmkrebs-Vorsorge werben. (picture alliance / dpa / Ralf Hirschberger)
    Beim sogenannten Lynch-Syndrom, einer Variante des Dickdarm-Krebses, helfe etwa die hoch dosierte Einnahme von ASS, so Möslein. Es sei nachgewiesen, dass dies 50 Prozent dieser Krebserkrankungen im Langzeitverlauf verhindern könne. Dabei müsse aber auf die Nebenwirkungen geachtet werden.
    Auch Bewegung und Vermeidung von Fettleibigkeit könnten dabei unterstützen, "das schicksalhafte Gen nicht zur Wirkung kommen zu lassen", sagte Möslein. Patienten mit dieser erblichen Vorbelastung werde ab dem Alter von 25 Jahren zudem eine jährliche Darmspiegelung empfohlen, um eine mögliche Erkrankung schnell zu erkennen.
    Festellung der genetischen Veränderung
    Voraussetzung für diese Präventiv-Maßnahmen sei jedoch, dass die genetische Veranlagung festgestellt worden sei, so Möslein. Das sei nur zweifelsfrei möglich, wenn eine bereits erkrankte Person aus der Familie Tumorgewebe zur Untersuchung zur Verfügung stellen könnte. Man könne nicht einfach zum Arzt gehen und sagen: "Ich habe eine Familiengeschichte, untersuchen Sie mal". Die jeweilige familiäre genetische Veränderung sei sehr spezifisch und müsse genau bestimmt werden.
    Gabriela Möslein ist Chefärztin im Zentrum für hereditäre Tumorerkrankungen am Chirurgischen Zentrum des Universitätsklinikums Wuppertal.