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Die Abgründe zwischen guten Absichten und der Wirklichkeit:

So findig man in Ghana bei Kauf und Verkauf ist, so bescheiden ist die Produktion. Die Südhälfte des tropischen Landes ist sehr fruchtbar, und mehr als die Hälfte der rund 20 Millionen Menschen lebt von der Landwirtschaft. Aber viele Bauernfamilien produzieren hauptsächlich für den Eigenbedarf. Die Weiterverarbeitung, die Arbeitsplätze schaffen und Geld hereinbringen würde, spielt hier eine viel zu geringe Rolle.

Von Gaby Mayr und Günther Beyer | 23.01.2004
    Abeka ist ein typischer Stadtteil in Ghanas Hauptstadt Accra: Niedrige, mit Wellblech gedeckte Häuser, dazwischen grob gezimmerte Holzverschläge für Werkzeuge, Tiere - und mitunter auch für Menschen. Die unbefestigte, lehmige "Hauptstraße" ist durchzogen von tiefen Furchen, ausgewaschen von tropischen Regenfällen. Autos fahren hier selten. Immerhin: Ein offener, betonierter Kanal entlang der Straße nimmt das Abwasser auf, und seit kurzem gibt es Straßenbeleuchtung.

    Die Versorgung von Abeka mit allem Notwendigen ist gut: Der Stadtteil hat einen Markt, wo frische Lebensmittel angeboten werden. Auf Verkaufskarren entlang der "Hauptstraße" präsentieren Händlerinnen und Händler ihr Angebot. Kofi Asamoah führt den Laden mit dem größten Sortiment - von Seife und losem Reis bis zu Süßigkeiten und Coca Cola. Sein Shop ist ein blauer 20-Fuß-Container, wie er weltweit auf Schiffen und Lastwagen transportiert wird.
    Kofi Asamoah ist zufrieden:

    Die Lage hat sich verbessert. Die Regierung hat das Land für Importe geöffnet. Deshalb kommen mehr Waren herein. Wenn man arbeitet, wenn man nicht faul ist, hat man Geld in der Tasche.

    Ein Stück die Straße hinunter hat Existenzgründer Emmanuel Mortey seinen Laden eröffnet. Top Ten Communication Centre steht in roten Lettern über der Eingangstür.

    Ich biete die einfachsten Kommunikationsmittel an. Andere kann ich mir nicht leisten. Ich habe normales Telefon und Satellitentelefon. Aber Internet? Wir haben keinen Computer. Drüben am Markt gibt es ein paar Internetcafés, da kann man alles machen.

    Communication Centres sind in den letzten Jahren in Ghanas Städten wie Pilze aus dem Boden geschossen. Denn erst ein kleiner Teil der Haushalte besitzt Telefon, Fax, Computer und Internetzugang:Die Menschen in Ghana sind ein Volk von Händlerinnen und Geschäftsleuten. Wo sich eine Marktlücke auftut, die durch Handel und Organisation geschlossen werden kann, wird sie gefüllt. Und wo das nicht ganz offiziell geht, findet sich bestimmt ein "anderer" Weg, den Konsumwunsch zu erfüllen. Seshie Richmond hat sich spezialisiert auf die Einfuhr von technischen Geräten, insbesondere Unterhaltungselektronik:

    Ich kaufe Geräte im Nachbarland Togo und verkaufe sie hier. Ich mache einen kleinen Gewinn. Manchmal bezahlen wir Zoll, und manchmal schmuggeln wir.

    So findig man in Ghana bei Kauf und Verkauf ist, so bescheiden ist die Produktion. Die Südhälfte des tropischen Landes ist sehr fruchtbar, und mehr als die Hälfte der rund 20 Millionen Menschen lebt von der Landwirtschaft. Aber viele Bauernfamilien produzieren hauptsächlich für den Eigenbedarf, kaum für den Markt. Wer für den Markt produziert, liefert Rohstoffe. Gold, Kakao und Holz sind wichtige Exportartikel. Die Weiterverarbeitung, die Arbeitsplätze schaffen und Geld hereinbringen würde, spielt in dem westafrikanischen Land von der Größe der alten Bundesrepublik eine viel zu geringe Rolle.

    Tropische Früchte beispielsweise werden kaum zu Säften und Konservenobst weiterverarbeitet. Saftig-süße Ananas kann man frisch auf dem Markt kaufen; will man Ananassaft trinken, muss man zu Importware aus Südafrika greifen. Dabei haben nicht wenige Ghanaer eine gute Ausbildung. Die Infrastruktur ist für afrikanische Verhältnisse zufrieden stellend, die Sicherheitslage ist akzeptabel. Staatliche Reglementierungen für Unternehmen wurden gelockert. Ghanas Präsident John Kufuor, selber Jurist und Geschäftsmann, fordert seine Landsleute regelmäßig auf, Unternehmen zu gründen und in die Produktion einzusteigen - bisher mit mäßigem Erfolg.

    Der zweite Engpass in Ghanas Wirtschaft ist die schwache Nachfrage: Es gibt ein paar reiche Familien, wie in allen so genannten Entwicklungsländern. Die Mittelschicht aber, die ein solides Nachfrage-Fundament für die heimische Wirtschaft bilden könnte, ist schmal. Zu ihr gehört Kwadwo Mensah Bonsu, verheiratet, zwei Kinder, Oberbuchhalter bei den staatlichen Elektrizitätswerken. Sein Arbeitgeber fördert die Kaufkraft der Beschäftigten:

    Wir haben Betriebsvereinbarungen, die einem ermöglichen, einen Kredit aufzunehmen: für ein Auto, für den Hausbau oder wenn man eine größere Mietvorauszahlung leisten muss. Außerdem gibt es Gehaltsvorauszahlungen. Am besten bedacht werden die Spitzenkräfte, geringer Verdienende bekommen weniger. Als höherer Angestellter habe ich Anspruch auf einen Autokredit. Die einfachen Angestellten können nur Kredit für ein Motorrad bekommen, niemals für ein Auto.

    Am unteren, sehr breiten Ende der sozialen Pyramide drängen sich die Menschen ohne festen Arbeitsplatz oder eigenes Geschäft. Auch Alte und Kinder müssen für ihren Lebensunterhalt selber aufkommen oder wenigstens einen Beitrag zum Familieneinkommen leisten. Und die sind es auch, die in den etwa 50 Steinbrüchen rund um Accra Knochenarbeit für wenig Geld leisten. Eine alte Frau schuftet mit vier Enkeln unter sengender Sonne. Die achtjährige Deborah schleppt Steinbrocken auf ihrem Kopf herbei, die Großmutter zerkleinert das Gestein mit einem wackligen Hammer zu Schotter:

    Ich klopfe Steine. Ich brauche Geld.

    Mit dem Geld, erklärt die Frau, kaufe sie Essen. Die Enkelkinder, die ihr helfen, sind zwischen fünf und zwölf Jahren alt.

    Ein schmales Mädchen in abgerissenem Kleid kommt vorbei. Auf dem Kopf balanciert das Kind eine Schüssel mit Trinkwassertüten, die es an die Tagelöhner im Steinbruch verkauft. Das Mädchen heißt Jocelyn.

    Meine Schwester hat mich in die Stadt geholt. Sie sagte, sie will mich in die Schule schicken. Jetzt bin ich hier, und sie sagt, in zwei Jahren kann ich zur Schule gehen. Ich verkaufe nur Wasser.

    Der Sozialarbeiter Ken Amoah bezweifelt, dass die Schwester Jocelyn jemals in die Schule schicken wird. Seit Jahren zieht er gegen Kinderarbeit zu Felde. Ausbeutung von Kindern durch Familienangehörige ist in Ghana weit verbreitet.

    Sen, ein dürrer Junge im Burnus, ist 15 und geht nicht mehr zur Schule. "Die Lehrer haben gesagt, ich kann wiederkommen, wenn ich das Schulgeld mitbringe", erzählt er. Unterstützung von der Familie kann er nicht erwarten: Die Eltern leben getrennt und verdienen wenig, einige der sieben Geschwister arbeiten als Lastträger auf dem Markt. Sen lebt von der Hand in den Mund:

    Morgens esse ich nichts. Wenn ich dann Steine zerschlagen und 1000 Cedis verdient habe, kaufe ich mir was.

    Die Arbeit im Steinbruch führt viele Menschen in die Sklaverei. Ken Amoah:

    Sie müssen Trinkwasser kaufen, das oft verschmutzt ist. Sie kaufen Essen von Leuten, deren Hygiene fragwürdig ist. Sogar fürs Klo muss man bezahlen. Wenn man anfangs nichts zu essen hat, muss man sich Geld leihen. Man wird Sklave dieser Arbeit, denn man verschuldet sich. Viele Kinder arbeiten wie Sklaven hier, weil ältere Familienangehörige versklavt sind.

    Die schwere Arbeit im Steinbruch ist für Kinder nach ghanaischem Recht eigentlich verboten - das Problem ist die Umsetzung des Gesetzes.

    Dass zwischen guten Absichten und der Wirklichkeit oft Abgründe klaffen - das hat das westafrikanische Land oft genug erfahren.

    1957 erkämpfte die britische Kolonie "Goldküste" ihre Unabhängigkeit und hieß nun Ghana. Kwame Nkrumah wurde zum ersten Präsidenten gewählt:

    Ghana, Euer geliebtes Land, ist für immer frei. Von nun an müssen wir unsere Einstellungen und unser Denken ändern. Wir müssen erkennen, dass wir nicht länger ein kolonisiertes, sondern ein freies und unabhängiges Volk sind.

    Nkrumah war ein Sozialist mit weit gespannten Idealen: Ghana und der ganze Kontinent sollten sich befreien, politisch und wirtschaftlich! Doch die Illusionen zerstoben schnell. Die Abhängigkeit von den Industrieländern blieb, wirtschaftliche Großprojekte scheiterten. Als sich Unruhe im Land ausbreitete, sperrte Nkrumah seine Kritiker ins Gefängnis. 1966 putschte die Armee und setzte ihn ab. Die nachfolgenden Regierungen - meist Militärs, manchmal Zivilisten - machten es nicht besser.

    1979 betrat Fliegerleutnant Jerry Rawlings, damals 32 Jahre alt, die politische Bühne. In den folgenden zwei Jahrzehnten putschte er sich zwei Mal an die Macht, zwei Mal wurde er in demokratischer Abstimmung zum Präsidenten gewählt. Bei der Wahl im Jahr 2000 trat er nicht mehr an, weil die Verfassung eine dritte Amtszeit nicht vorsieht. Obendrein akzeptierte er das Wahlergebnis, das den Kandidaten der Opposition vorne sah. Damit lieferte Rawlings einen in Afrika nicht selbstverständlichen Beweis demokratischer Gesinnung. Sein Nachfolger John Kufuor krempelte nach seinem Wahlsieg im Jahr 2000 die Ärmel auf:

    Das Team steht bereit. Ein Team von erfahrenen Männer und Frauen aus der öffentlichen Verwaltung, die in verschiedenen Bereichen ihre Kompetenz bewiesen haben. Es sind Menschen, die sich dem Land und der Nation verpflichtet fühlen und die eine Vision für das Land haben.

    Die Präsidenten Ghanas - ob demokratisch gewählt oder nach einem Putsch an die Staatsspitze gelangt - repräsentieren nur eine Seite der Macht im Land. Daneben, für europäische Betrachter auf den ersten Blick kaum erkennbar, existiert eine weitere Herrschaftsstruktur: Traditionelle Häuptlinge, beim Volk der Ashanti Nanas genannt, sowie Priesterinnen und Priester haben dort das Sagen.

    Die englischen Kolonialherren benutzten die Nanas für ihre Zwecke und setzten zusätzliche ein, wenn es ihnen hilfreich erschien. Die Kolonisierten begannen, sich von ihren traditionellen Führern abzuwenden, erzählt Nana Akuoko Sarpong:

    Es gab Zeiten, da wollte unser Volk eher europäisch als afrikanisch sein. Nkrumah war dann eine Kombination von beidem - modern und ein strahlender afrikanischer Nationalist. Nach Nkrumah haben wir Intellektuelle, die gut ausgebildete Elite, erkannt, dass die traditionellen Strukturen einen Wert haben. Man kann weiterhin westlich sein, ein Doktor, oder wie ich, ein Jurist. Aber man muss als Afrikaner einen afrikanischen Charakter behalten, auch als moderner Mensch. Deshalb machen jetzt viele gut ausgebildete Leute mit in dem traditionellen System.

    Nana Akuoko Sarpong war bis vor einigen Jahren Minister der ghanaischen Regierung in verschiedenen Ressorts. Heute beschränkt er sich auf seine Rolle als Fürst von Agogo, einer ländlichen Region im Ashanti-Reich. Im traditionellen Gewand, umgeben von einem vielköpfigen Hofstaat, präsidiert er bei Zeremonien in seinem Palast, einem weitläufigen Bungalow aus den Achtzigerjahren. Im Kreis seiner Ältesten entscheidet er zum Beispiel bei Streitigkeiten um Land. Eine Herzensangelegenheit ist ihm das Krankenhaus in Agogo, bekannt für seine Augenklinik, der ersten in ganz Ghana. Wenn man sich dem Provinzstädtchen nähert, fällt das segensreiche Wirken des Nana gleich ins Auge: Die letzten Kilometer der Straße sind vierspurig ausgebaut und sogar mit Straßenbeleuchtung ausgestattet.

    Mit den Nanas besteht der Aufgeklärte Absolutismus in Ghana fort: Die Geburt entscheidet, ob jemand für einen Posten in Frage kommt. Nach dem Tod eines Nana sucht der Ältestenrat einen Nachfolger. Die letzte Entscheidung, wer auf den Stool, den Herrschersitz, kommt, trifft die Queenmother. Sie ist ein wichtiges Mitglied im Ältestenrat und vertritt dort als "Ombudsfrau" die Belange der weiblichen Untertanen.

    Nanas gibt es nicht nur auf Provinzebene, sondern bis hinab in die Dörfer. Seit Mitte der Neunzigerjahre ist Kweisi Akrasi Nana eines kleinen Dorfes, eine Art Dorfbürgermeister. Zuvor hatte er als Politologe in Hamburg gelebt, er ist mit einer deutschen Kinderärztin verheiratet.

    Ich war auf Urlaub in Ghana. Plötzlich ging es meinem Onkel, dem Nana, sehr schlecht. Er starb. Also musste ich hier bleiben und das Begräbnis ausrichten. Wenn ein Häuptling stirbt, kommen die Stool-Ältesten zusammen und wählen einen Nachfolger. Sie entschieden sich - für mich.

    Der Ghanaer aus Hamburg lehnte ab und fuhr zurück nach Deutschland. Aber der Druck der Ältesten, allen voran der Queenmother, war zu stark. Schließlich zog er mit Frau und Kindern ins Ashanti-Land.

    Bei uns gibt es kein geschriebenes Gesetz. Bevor ich inthronisiert wurde, haben mich die Stool-Ältesten 40 Tage lang eingesperrt. Dann erzählen sie dir die Geschichte des Stool. Wie man sich als Häuptling benimmt. Wie man Streitfälle schlichtet. Man lernt, wie man Trankopfer darbringt und wie man mit den Ahnen spricht. Sogar wie man Kleidung anlegt, wie man geht, wie man in der Öffentlichkeit redet, wie man sich als Häuptling verhält.

    Hält ein Nana sich nicht an die Regeln, wird er abgesetzt. Fester Bestandteil des Nana-Systems ist die spirituelle Beratung der politischen Führer: Jedem Stool ist ein Priester oder eine Priesterin zugeordnet. Nana Kweisi Akrasis Priesterin ist eine noch junge Frau. Was dem westlichen Politiker oder Manager das Coaching, ist für einen traditionellen Herrscher in Ghana der Besuch beim Schrein der Priesterin:

    Meine Priesterin reinigt mich gründlich spirituell. Alle 40 Tage gehe ich zu ihr, und sie gibt mir etwas zu essen und zu trinken. Deshalb kann mir niemand einen Juju-Zauber anhängen.

    Traditionelle Herrscher mit starkem spirituellen Hintergrund sind aus Politik und Alltag in Ghana nicht wegzudenken. Sie sind mittlerweile auch in der Verfassung verankert. Die rigiden Anforderungen an die Moral der Amtsträger ist allerdings keine Garantie für good governance, für integres Regieren. Zahlreich sind die Streitigkeiten bei Neubesetzung des Stool. Juju - Zauberei - werfen sich die Konkurrenten gegenseitig vor.

    Doch nicht allein in der Politik spielt Übersinnliches eine Rolle. Witchcraft, Hexerei, ist allgegenwärtig in Familien und Nachbarschaften, berichtet Gabi Waibel, die für den Deutschen Entwicklungsdienst arbeitet:

    Witchcraft wird als negative Kraft definiert. Und das bedeutet, dass man negative Kräfte einsetzt, die jemandem schaden. Also im schlimmsten Fall zum Todesfall führt, aber es kann eben auch Krankheit bedeuten, den Verlust eines Arbeitsplatzes, Eifersucht, Eheschwierigkeiten, alles was man sich so vorstellen kann.

    Wer der Hexerei bezichtigt wird, ist in tödlicher Gefahr. Im Norden Ghanas gibt es ein halbes Dutzend Dörfer, in denen der Hexerei Beschuldigte Zuflucht finden. Die Dörfer stehen unter dem Schutz mächtiger Fetischpriester. Mma Salia lebt seit mehr als dreißig Jahren in einem solchen Asyl für Ausgestoßene:

    Das Kind meines Bruders wurde krank. Mein Bruder hat mich angeklagt, schuld daran zu sein. Wenn ich nicht weggegangen wäre, hätten sie mich geschlagen oder sogar getötet.

    Fast alle Ausgestoßenen sind Frauen. Manche sind alt, haben nur noch wenige Zähne und sind kinderlos - nach ghanaischem Volksglauben wichtige Erkennungsmerkmale einer Hexe. Aber es gibt auch junge Opfer des Hexenwahns. Wenn die Dorfgemeinschaft Sündenböcke sucht, trifft es fast immer Frauen.

    Auch im Alltag des modernen Ghana sind Frauen benachteiligt. Afrikanische Traditionen und durch den Kolonialismus eingeschleppte Vorstellungen von der Überlegenheit des Mannes haben sich zum Nachteil der Frauen verbündet.

    Die Schriftstellerin Ama Ata Aidoo ist populär in Ghana. Jedes Kind kennt ihre Texte aus dem Schulunterricht. Ein stetig wiederkehrendes Thema in ihren Büchern ist das Verhältnis zwischen Männern und Frauen.Sie habe es nicht besonders schwer gehabt, erzählt die Anfangsechzigerin. Ihre Eltern hätten großen Wert auf eine gute Ausbildung gelegt. Aber auch ihr, der erfolgreichen Schriftstellerin, haben Männer oft genug das Leben schwer gemacht. Anfang der Achtzigerjahre saß sie als Bildungsministerin am Kabinettstisch von Präsident Rawlings. Damals waren alle aus der Ministerrunde fest entschlossen, das Leben der Menschen zu verbessern. Dazu allerdings die Vorschläge einer Kollegin nur anzuhören, kam den Mit-Ministern nicht in den Sinn.

    Wenn ein männlicher Kollege das Wort ergriff, hörten alle zu. Sobald ich - eine Frau, eine Ministerin - anfing zu sprechen, wurden die Männer frostig. Die Raucher zündeten sich eine Zigarette an. Damals ist es mir nicht aufgefallen. Später habe ich verstanden.