Freitag, 19. April 2024

Archiv


"Die Aidserkrankung kann mit Medikamenten gut behandelt werden"

Ärzte in den USA haben kürzlich ein mit dem HI-Virus infiziertes Baby erfolgreich mit Medikamenten geheilt. Auch in Berlin ist ein Leukämie-Patient geheilt worden - in diesem Fall mit einer Stammzellentherapie. Virologe Helmut Fickenscher hält die medikamentöse Behandlung derzeit für sinnvoller.

Helmut Fickenscher im Gespräch mit Carsten Schroeder | 12.03.2013
    Im Kampf gegen Aids sorgte kürzlich eine Meldung aus den USA für Hoffnung. Ärzten sei es gelungen, ein mit dem HI-Virus infiziertes Baby erfolgreich zu behandeln. Zwei Jahre nach der Geburt des Babys konnten in seinem Körper zwar noch Spuren des Virus nachgewiesen werden, jedoch in so geringem Maß, dass keine weitere Gefahr bestehe, heißt es. In der Fachwelt wurde das Thema diskutiert, so auch am Rande der 23. Jahrestagung der Gesellschaft für Virologie (GfV) in Kiel. Bisher gab es nur einen ähnlichen Fall, in dem ein an Leukämie erkrankter US-Amerikaner in Berlin mit einer Stammzelltransplantation behandelt wurde.

    Ob die Stammzellentransplantation eine Methode ist, mit der Aids in Zukunft besiegbar sein kann, hält Prof. Dr. Helmut Fickenscher, Tagungspräsident und Direktor des Instituts für Infektionsmedizin der Universität Kiel, für fragwürdig. Denn die Transplantation von Stammzellen ist kompliziert und birgt große Risiken. Vielfach würden Patienten durch die Stammzellentransplantation sterben, sagt der Virologe. Außerdem sei die Zahl der möglichen Stammzellenspender vor allem in Afrika, wo das HI-Virus stark verbreitet ist, sehr klein. Eine Aidsbehandlung durch Medikamente sei deshalb für die Mehrzahl der Fälle vorzuziehen. "Die Aidserkrankung kann mittlerweile mit einer Fülle von Medikamenten recht gut behandelt werden, sodass die Epidemologen davon sprechen, dass die Lebenserwartung mittlerweile ungefähr normal sei."

    Das Gespräch mit Prof. Dr. Fickenscher können Sie mindestens bis zum 12. August 2013 als Audio-on-demand abrufen.