Freitag, 19. April 2024

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Deutschlandfunk-Bestenliste
Die besten 7 im August

Ein Drache in Not, ein Nilpferd mit Sehnsucht, ein außergewöhnlicher Schneelöwe, Lindwürmer, Feuerwanzen und jede Menge Läuse – reichlich viele Tiere erleben reichlich viele aufregende Abenteuer. Ebenso zwei Jugendliche, die „nicht von dieser Welt“ sind.

Jurorin Stephanie Jentgens im Gespräch mit Ute Wegmann | 06.08.2022
Buchcover der besten 7 im Monat August
Allerlei Tierisches in diesem Monat (Mixtvision, Tyrolia Gerstenberg; Beltz&Gelberg, Hanser)

Julie Völk: „Drachenregentage“

Ein Regentag auf dem Sofa, Toni macht es sich gerade gemütlich, als ihr Freund Drache Fred hereinkommt. Sie lümmeln herum, Fred trinkt Kaffee, viel Kaffee. Zuerst geht Toni auf Toilette, aber als Fred mal muss, gibt’s ein Problem. Toni macht Vorschläge, die Zeit drängt, was tun? Fred nimmt Toni mit ins Drachenland, da gibt es wunderschöne schwimmende Pagoden, die groß genug sind, für alle Drachenerledigungen. Eine Hommage an behagliche Regentage.
Julie Völk: „Drachenregentage“
Gerstenberg Verlag, 32 Seiten, 18 Euro, ab 4

Jutta Richter und Petra Rappo (Illustration): „Nil, Nil, ich komme“

Ein kleines Nilpferd im Zoo, zwischen Gitterstäben, Grasbüscheln und viel Staub. Jede Nacht träumt es von Himmel und Sonne, von einer Herde und dem Nil. Eines Nachts rennt es einfach los, mit aller Kraft. Weg vom Zoo und den Städten, über Berge und Täler, so lange und so weit, bis alle Möwen rufen: "Nil, Nil, das Nilpferd kommt." Tagelang, nächtelang ist es unterwegs, bis es die Schnauze in den Fluss taucht und flüstert: "Nil, Nil, ich bin da." Ein Bilderbuch über Sehnsucht und Heimweh.
Jutta Richter und Petra Rappo (Illustration): „Nil, Nil, ich komme“
Hanser Verlag, 40 Seiten, 15 Euro, ab 4

Heinz Janisch und Michael Roher (Illustration): „Schneelöwe“

Er ist ein guter Beobachter, ein gerechter Kämpfer und manchmal bewegt er sich geschmeidig wie eine Katze durch die Welt. „Ich bin ein weißer Schneelöwe,“ verkündet der Erzähler stolz und selbstbewusst, weil er das wahre Wesen der Menschen erkennen kann. Der Junge ist aber nicht das einzige Tier in seiner Klasse. Es gibt noch einen Tiger, zwei Zebras, Giraffen und der Direktor ist ein Elefant, die Lehrerin eine Antilope. Niemand spricht über sein Geheimnis. Jeder nimmt jeden wie er ist. Respekt und Toleranz, Vertrauen und Verlässlichkeit – ein gutes Miteinander.
Welches Tier steckt wohl in dir? Poetisch und zugleich berührend, vollständig in Blau gehalten. Der erste Christine-Nöstlinger-Preisträger Michael Roher erschafft sich wieder einmal neu.
Heinz Janisch und Michael Roher (Illustration): „Schneelöwe“
Tyrolia Verlag, 32 Seiten, 16 Euro, ab 4

Monika Utnik-Strugała und Piotr Socha (Illustration): „Das Buch vom Dreck.
Eine nicht ganz so feine Geschichte von Schmutz, Krankheit und Hygiene“

Im römischen Reich gab es bereits schönste Badehäuser mit Fußbodenheizung oder in östlichen Kulturen Hamams. Auch die Ägypter legten viel Wert auf Sauberkeit, Zahnpflege und duftende Öle. Aber in einigen Kulturen war das Waschen später verpönnt, da wechselte man das Hemd, oder puderte sich und kratzte die Läuse weg unter den turmhohen Perücken. Ein Glück, dass fließendes Wasser und die Kanalisation erfunden wurden, und alle einsehen, dass Waschen mit sauberem Wasser viel Gutes hat. Ein opulentes Wissensbuch über die Kulturgeschichte der Hygiene.
Monika Utnik-Strugała und Piotr Socha (Illustration): „Das Buch vom Dreck.
Eine nicht ganz so feine Geschichte von Schmutz, Krankheit und Hygiene“

Aus dem Polnischen von Dorothea Traupe
Gerstenberg Verlag, 196 Seiten, 30 Euro, ab 5

Frida Nilsson und Torben Kuhlmann (Vignetten): „Sem und Mo im Land der Lindwürmer“

Die beiden Brüder Sem und Mo, Waisenkinder, wohnen bei ihrer Tante, wo sie immer arbeiten müssen. Sie sehnen sich nach einem liebevollen Zuhause, wollen spielen, Kinder sein. Eines Abends steht eine Ratte vor ihnen und erzählt vom Land der Lindwürmer. Dort lebt eine Königin, die sich so sehr ein Kind wünscht ... Die Brüder reisen mit Ratte Schwarzfell in ein Land wie aus einer uralten Sage und erleben ein fantastisches Abenteuer. Von der Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit.
Frida Nilsson und Torben Kuhlmann (Vignetten): „Sem und Mo im Land der Lindwürmer“
Aus dem Schwedischen von Friederike Buchinger
Gerstenberg Verlag, 398 Seiten, 22 Euro, ab 9

Stefanie Höfler: „Feuerwanzen lügen nicht“

Nits und Mischa sind beste Freunde. Mischa weiß alles über Tiere und ist ein Wahrheitsfanatiker. Eine Tages stolpert Nits über Mischas Ausreden und nach und nach erfährt er, dass Mischa ihn jahrelang angelogen hat. Mischa lebt ohne Möbel, holt das Essen von der Tafel und oft hat der Vater keine Arbeit. Außerdem ist er immer in Sorge um den alleinerziehenden Vater und verantwortlich für die kleine Schwester. Nits erkennt, dass Mischa sich schämt, ist dennoch enttäuscht. Nits muss erst mal verstehen, was er mit Mischa erlebt. Eine aufwühlender Geschichte über Armut und Scham und über eine Freundschaft, die eine große Krise übersteht.
Stefanie Höfler: „Feuerwanzen lügen nicht“
Verlag Beltz & Gelberg, 234 Seiten, 15 Euro, ab 11

Nils Mohl: „Henny & Ponger“

Ponger sieht Henny zum ersten Mal in der S-Bahn, sie lesen das gleiche Buch. Und dann geht alles rasend schnell: Komische Typen, Notbremsung, Henny flieht und wird verfolgt. Am Abend steht sie vor seiner Tür. Sie hat erkannt, dass er ein Technikfreak ist. Er soll die Steuerung eines Fahrzeugs reparieren. Er weiß nicht, was er von ihr halten soll, spürt aber, dass er schon völlig verliebt ist. Beide Jugendliche haben das gleiche Problem: Sie haben keine Ausweisdokumente. Auf der Insel Amrum soll Ponger die Steuerung einbauen, aber es kommt zu einem Showdown. Für Ponger ist das eine Liebesgeschichte. Für Henny die einzige Chance, zurück in ihr altes Leben zu gelangen, auf einen anderen Planeten. Kurze Kapitel. Schnelle Wechsel. Viele Geheimnisse. Offener Schluss.
Nils Mohl: „Henny & Ponger“
Mixtvision Verlag, 320 Seiten, 18 Euro, ab 13