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Die drei Jahre der Istanbuler Sternwarte

Im Jahr 1574 wurde Murad der dritte Sultan des Osmanischen Reiches. Er war der Wissenschaft zunächst sehr zugetan und finanzierte dem Hofastronomen Taqi al-Din den Bau eines exzellenten Observatoriums.

Von Dirk Lorenzen | 10.07.2013
    Nur drei Jahre später war die Einrichtung vollendet. Sie verfügte über große Instrumente, um die Vorgänge am Himmel genau zu beobachten. Ziel war, den Lauf der Planeten besser zu erfassen. Taqi al-Din wollte mit der berühmten Sternwarte des Ulugh-Beg in Samarkand konkurrieren.

    Kurz nach der Einweihung leuchtete der große Komet von 1577 am Himmel, den auch der dänische Astronom Tycho Brahe von seinem ähnlich gut ausgestatteten Observatorium intensiv verfolgt hat.

    Unglücklicherweise hatten die Astronomen zu jener Zeit hin und wieder den Auftrag, die angeblichen Zeichen des Himmels zu deuten. Die Prognosen lagen - typisch für solch astrologischen Unsinn - weit daneben.

    Taqi al-Din hatte eine blühende Zukunft angekündigt. Stattdessen wütete kurz danach die Pest und viele einflussreiche Personen starben.

    Der Hofastronom verlor seine Unterstützung. Ihm feindlich gesonnene Kreise gewannen die Oberhand und warnten vor dem weiteren Betrieb der Sternwarte. Daraufhin wurde das Observatorium, eines der größten und besten, die es in der islamischen Welt je gegeben hat, auf Befehl des Sultans wieder abgerissen.

    Es bestand gerade einmal drei Jahre lang. Taqi al-Din hatte nicht genügend Zeit, die Astronomie entscheidend voranzubringen. Der Durchbruch zum neuen Weltbild gelang bald darauf Tycho Brahe und Johannes Kepler.

    Die Geschichte der Istanbuler Sternwarte

    Leben und Werk von Taqi al-Din

    Der Standort der alten Sternwarte