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Die dunkle Dopingseite von Meistermacher Tony LaRussa

Tony LaRussa beendete nach 33 Jahren als Trainer in der Major League Baseball seine Karriere. Vor kurzem noch hatte er die St. Louis Cardinals zum Titel geführt, insgesamt gewann LaRussa drei Meisterschaften. Doch es gibt auch eine dunkle Seite des Tony LaRussa. Er war in der so genannten Doping-Ära verantwortlich, hatte mit Mark McGwire den Homerun-King in seinen Teams in Oakland und St. Louis.

Von Heiko Oldoerp | 05.11.2011
    Während McGwire im Vorjahr den Missbrauch verbotener Substanzen zugab, will LaRussa bis heute nie etwas von Doping gesehen oder gehört haben. Was er jetzt mache, wisse er noch nicht, sagte Tony LaRussa auf seiner Abschieds-Pressekonferenz in St. Louis. Vielleicht, so witzelte der 67-Jährige, werde er einen Buchladen eröffnen.

    Womöglich sollte LaRussa eher ein Buch schreiben und darin endlich all das über die Doping-Ära der Major League Baseball erzählen, was er vor allem in seinen Jahren als Trainer der Oakland Atheltics und der St. Louis Cardinals gesehen und gewusst – bislang aber immer verschwiegen hat. Das Werk hätte durchaus Bestseller-Potenzial – und LaRussa wäre den größten Makel seiner ansonsten beeindruckenden Karriere los.

    Sein Name ist eng mit Jose Canseco und Mark McGwire verbunden. Beide waren die großen Stars in Oakland, als das Team von 1988 bis 1990 unter Coach LaRussa dreimal nacheinander die Endspielserie, die so genannte World Series erreichte. Canseco und McGwire waren berühmt für ihre Homeruns, hatten den Spitznamen "Bash-Brothers", weil sie die Bälle so hart schlugen. Für viele war damals klar, dass bei den Athletics gedopt wurde – denn zahlreiche Spieler sahen überproportioniert aus. Doch Journalisten, die LaRussas Meinung nach zu sehr in Sachen Doping recherchierten, wurden vom Trainer angeblafft.
    LaRussa weißt bis heute alle Anschuldigungen zurück.
    "Ich weiß, dass unser Programm hundertprozentig sauber war. Und Mark McGwire war ein perfektes Beispiel für das Team. Er hat immer hart gearbeitet und wusste genau, wie er zu trainieren hatte."

    Als LaRussa 1996 nach St. Louis wechselte, folgte ihm McGwire ein Jahr später. In der Saison 1998 brach der First Baseman dann mit 70 Homeruns den 37 Jahre alten Rekord von Roger Maris. Erneut kamen Zweifel an McGwires Leistung auf, doch erneut war sein Trainer zur Stelle, verteidigte ihn und untersagte einem Reporter der Associated Press gar den Zutritt zur Spielerkabine.

    Wie richtig die Kritiker letztlich lagen, wurde 2005 deutlich, als Jose Canseco ein Buch herausbrachte, indem er die Einnahme anaboler Steroide zugab. Mark McGwire legte schließlich im Januar 2010 unter Tränen ein Doping-Geständnis ab.

    "”Ich habe nur aus gesundheitlichen Gründen Steriode genommen, und nicht um Muskeln aufzubauen und somit stärker zu werden. Es ist das Bedauernswerteste, das ich je getan habe. Ich wünschte, ich hätte niemals in der Ära gespielt und wir hätten damals Dopingtests gehabt. Ich möchte mich bei der Liga und meiner Familie entschuldigen – heute war der schwerste Tag meines Lebens.""

    Tags darauf meinte Tony LaRussa:
    "Ich war enttäuscht, als ich es gestern gehört habe. Er hat einen Fehler gemacht, aber es hat mich ermutigt, zu erfahren, dass Mark nur kleine Menge genommen hat. Es war falsch, dass er zu diesen Mitteln gegriffen hat, um körperlich wieder fit zu werden, aber es war nicht so, dass er offenbar versucht hat, zu betrügen."

    LaRussa stand weiterhin zu McGwire – und holte ihn sogar in sein Trainer-Team nach St. Louis. Für Bob Ryan, Kolumnist der Tageszeitung "Boston Globe", ein Unding.
    "Das war schon fast eine Trotzhaltung und hat ihm sicherlich geschadet. Er hätte sagen können, dass ihm jetzt alles klar werde und er aufmerksamer mit Mark hätte umgehen sollen. Stattdessen nimmt er ihn begeistert auf – was wiederum zum Image passt, das einige Leute von ihm haben. Meiner Meinung nach hat er einen Fehler gemacht."

    Ryan bezeichnet LaRussa als "enabler" – also als jemanden, der die Dopingvergehen stillschweigend zur Kenntnis nahm und nichts dagegen tat. Dies könnte in zwei Jahren Folgen für ihn haben. 2013 wird darüber entschieden, ob LaRussa in die Hall of Fame des Baseballs aufgenommen wird. Rein sportlich gehört er ohne Zweifel in die Ruhmeshalle – doch ob das alleine reicht? Bob Ryan ist gespannt:
    "Es wird sehr interessant sein, wie das Gremium, das über die Namen entscheidet, die zur Wahl stehen, den Fall sieht. Es gibt viele ältere Offizielle, ehemalige Spieler oder auch Journalisten, die beim Thema Doping keinen Spaß verstehen. Und LaRussa könnte Probleme haben, von diesen Leuten die Stimmen zu bekommen, die er für die Aufnahme in die Hall of Fame braucht."