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Die Erde unter der Lupe

Der Satellit ist aufgebaut als sechseckiges Prisma. Startgewicht wird sein so 1,2 Tonnen, vielleicht auch ein bisschen mehr. Sie sehen hier außen anmontiert den Solargenerator. Und auf der angewandten Seite ist die Radarantenne montiert.

Von Thomas Wagner | 11.11.2004
    Und die stellt, so Eckard Settelmeyer vom Weltraumkonzern EADS-Astrium in Friedrichshafen, das elektronische Herz des neuen Forschungssatelliten Terra-SAR-X dar. Die Antenne ist, über sechs Meter lang, streng genommen keine einzelne Antenne, sondern eine Aneinaderreihung von vielen winzigen Radar-Antennchen.

    Die Radarantenne ist aufgebaut mit 400 Sende- und Empfangsmodulen. Jedes dieser Module kann aktiv angesteuert werden. Und indem man die Phase und die Verstärkung dieser Empfangsmodule richtig einstellt, ist es möglich, den Radarstrahl zu richten in eine bestimmte Richtung auf die Erde, und dort eben Bildszenen aufzulösen.

    Und das in einer Auflösung von gerade mal einem Meter aus einer Höhe von 500 Kilometern. Bis es soweit ist, dauert es allerdings noch ein Weilchen: Erst im April 2006 soll, wenn die Montagearbeiten nach Plan verlaufen, Terra-SAR-X auf einer russischen Dnjepr-Rakete vom Weltraumbahnhof Baikonur aus in den Orbit geschossen werden. Dann allerdings erhoffen sich die Wissenschaftler wichtige ergänzende Daten zur Erdbeobachtung. Walter Döllinger vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt:

    Das reicht von der Ökologie über Umweltüberwachung über neue Erkenntnisse im Bereich Vegetation. Wie schon gesagt worden ist: Ich kann Fruchtfolgen erkennen, ich kann den Reifegrad erkennen. Ich kann das Düngen von landwirtschaftlichen Flächen beobachten, kann das verbessern. Es gibt also einen großen Ansatz bis hin zur experimentellen Verkehrsforschung.

    Auf diese Forschungsziele hin haben die Experten auch das Radarsystem ausgerichtet: Die einzelnen Module senden ganz gezielt im so genannten X-Band im Gigahertz-Bereich . Eckard Settelmeyer:

    Im X-Band decken Sie ähnlich wie beim visuellen Licht die Oberfläche ab. Das heißt: Sie haben keine Eindringtiefe. Mit dem X-Band-System sehen Sie praktisch die Oberfläche. Das heißt: Der Beobachtungsfokus liegt hier insbesondere bei so genannten 'Man-made'-Zielen. Das ist also Infrastruktur wie Straßen, Häuser, aber durchaus auch hinunter bis zu Fahrzeugen, Schienen, Überlandleitungen, all diese Sachen.

    Terra-SAR-X ist ein rein deutscher Forschungssatellit, der ohne weitere europäische Partner gebaut wird. Allerdings fließen in die Finanzierung erstmals neben öffentlichen auch private Gelder ein. Etwa ein Viertel der 180 Millionen Euro teuren Bau- und Betriebskosten kommt von EADS-Astrium. Dafür darf der Konzern auch die Daten kommerziell weiter vermarkten. Die Forschungssatelliten der vergangenen Jahre - von ERS-1 bis hin zu Envi-Sat - waren Gemeinschaftsprojekte, die die europäische Raumfahrtorganisation ESA verwirklicht hat. Für Walter Döllinger vom Deutschen Forschungszentrum für Luft- und Raumfahrt gibt es gleichwohl einen triftigen Grund, den jüngsten Erdbeobachtungssatelliten Terra-SAR-X in rein deutscher Regie zu entwickeln und zu betreiben:

    Es fliegt wirklich fünf Jahre lang in deutscher Hand. Wir können es steuern, wir können die Datenbekommen, die wir brauchen. Wir sind somit völlig autonom, was natürlich bei einer europäischen Lösung wie ERS-1 und ERS-2 immer ein Kompromiss ist. Also von daher denke ich mir: Wir nutzen deutsche Technologie, bekommen deutsche Daten, das ist der größte Vorteil .Es gibt immer Probleme, welche Daten welcher Partner bekommt, ganz klar.