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Die Fußballhelden von Düdelingen

Vergangene Woche hat ein weit gehend unbekannter Amateurverein aus Luxemburg, der F91 Düdelingen, den haushohen Favoriten Red Bull Salzburg aus der Fußball-Champions-League-Qualifikation geworfen. Der Sieg der Außenseiter gegen den millionenstarken österreichischen Verein ist schon jetzt Legende. Jetzt treten die Düdelingener Freizeitkicker gegen den slowenischen Meister NK Maribor an.

Von Tonia Koch | 01.08.2012
    Düdelingen, das alte Stahlstädtchen im Süden Luxemburgs, wirkt verschlafen. In den Geschäften links und rechts der Hauptverkehrsachse in der Innenstadt ist nur wenig Betrieb. Ende Juli bis Ende August sind die Luxemburger kollektiv in den Ferien, dann ruhen sogar sämtliche Baustellen. Unter normalen Umständen wäre auch das Fanbüro am Rathausplatz im Moment eigentlich nicht besetzt. Aber nun hat die Heimmannschaft diesen Sieg gegen Salzburg eingefahren und nun gebe es unerwartet einiges zu tun, sagt Marc Noyens.

    "Es kommen sehr, sehr viele Leute fragen, um jetzt schon Tickets zu bekommen, für das Spiel nächste Woche."

    Das Rückspiel des F91 Düdelingen gegen den slowenischen Fußballmeister Maribor wird heute in einer Woche im heimischen Stadion stattfinden. Auch das ist eine kleine Überraschung, denn die vergleichsweise bescheidene Spielstätte entspricht eigentlich nicht den von der UEFA, der europäischen Fußballorganisation, vorgegeben Anforderungen. Carlo Eyschen beim Fußballklub F91 zuständig fürs Marketing.

    "Das genügt für die Präqualifikation und dann noch die erste Runde Qualifikation, aber dann ist fertig. Und da haben wird eine Extra-Genehmigung durch die Luxemburger Federation bei der Uefa angefragt, dass wir noch berechtigt sind dieses Spiel hier in unserem Stadion zu spielen."


    Auch dieses Problem ist neu, denn bislang war für Düdelingen wegen mächtiger Gegner immer frühzeitig Schluss im europäischen Fußballwettbewerb, sodass sich die Stadionfrage nicht stellte. Aber jetzt bleibe die Stadt im Gespräch, glaubt Loris Spina. Er ist einer von vier Beigeordneten und vertritt den im Urlaub weilenden Bürgermeister .

    "Der Sport ist ja ein bisschen der Fahnenträger durch Europa und die Welt und wir in Düdelingen, wir sind stolz auf unsere Sportvereine und nennen uns auch Stadt des Sports und insofern hat das eine große Bedeutung, dass der F91 die Sensation fertiggebracht hat."

    Die Düdelinger sind ganz offensichtlich stolz auf ihren Verein.

    "Sehr stark, sehr gut, wir sind froh. Ich sage ihnen was, die kommen noch weit die Düdelinger, es sind zwar keine Portugiesen, aber die sind wie Benfica Lissabon. So ein großer Sieg das ist einmalig, die Mannschaft ist noch im Entstehen, die ist noch nicht auf dem Höhepunkt."

    Sie werde noch von sich reden machen, davon ist er überzeugt.

    "Nicht jedes Jahr den österreichischen Meister schlagen, aber, es kann noch was kommen."

    In Düdelingen hatten die Fußballer die Zeichen der Zeit früh erkannt. Bereits vor 20 Jahren haben sich drei bis dahin eingeständige Fußballvereine zu einer Spielgemeinschaft zusammengetan, um die Nachwuchsarbeit zu koordinieren und die Sponsorengelder in einen Topf zu lenken. Die Früchte dieser Arbeit sind Meistertitel zuhauf. Der aktuelle Trainer der F91, der Franzose Didier Philippe, räumt daher mit dem Klischee auf, die Luxemburger Amateure, die überwiegend einer Arbeit nachgehen und Sport und Beruf unter einen Hut bringen müssen, seien eine Schar von Laiendarstellern.

    "Das kommt jetzt auch, weil alle Leute immer gesagt haben, das sind nur Amateure, das ist wie David gegen Goliath, die arbeiten alle, das ist der Bademeister...ja, es der ganz kleine, ja, okay, aber wir trainieren auch fünf bis sechs Mal die Woche, der kommt nicht da mit dem Bier vor dem Spiel. Es ist schon professionell orientiert, obwohl die Leute auch zusätzlich arbeiten."

    In den Reihen der F91er finden sich daher auch eine geraume Anzahl von Fußballlegionären wieder, die zuvor in den französischen Fußballligen gespielt haben oder bei den Nachbarn in Belgien Erfahrung gesammelt hatten. Und hinter dem Klub steht ein zahlungskräftiger Sponsor. Keiner, der mit Red Bull vergleichbar wäre, aber immerhin, ein landesweit bekannter Bauunternehmer und ein umstrittener obendrein. Aber, so sagt, Jacques Arnold, Sportreporter bei Radio DNR, nur mit elf Freunden auf dem Platz hole auch in Luxemburg kein Fußballverein den Meistertitel.

    "Ohne Geld geht halt nirgendwo mehr was."