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Die Globalisierung

Nicht erst seit der Entdeckung Amerikas vor mehr als 500 Jahren verschmelzen die Märkte der Welt zu einem globalen Basar. Kaum ein Land profitiert aus Sicht der Ökonomen von der Globalisierung so sehr wie Deutschland. Doch gibt es auch Verlierer der Entwicklung.

Von Philip Banse | 20.04.2008
    "Mein Name ist Dr. Michael Schädlich, ich bin Geschäftsführer der Dorma-Gruppe. Dorma baut Systeme für Türen, ist dort Weltmarktführer. Aus meiner Sicht sind wir Gewinner der Globalisierung, denn die Globalisierung hat uns die Türen zur Welt geöffnet."

    "Mein Name ist Thomas Kohl, ich bin 46 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder und ich bin eindeutig ein Verlierer dieses Globalisierungsprozesses, weil ich dadurch, dass man jetzt in anderen Ländern für billiges Geld Arbeitskräfte bekommt, meinen Arbeitsplatz verloren habe."

    Zwei Menschen, deren Leben erzählt, wie die Globalisierung den deutschen Arbeitsmarkt verändert. Nicht erst seit der Entdeckung Amerikas vor über 500 Jahren verschmelzen die Märkte der Welt zu einem globalen Basar: Im Internet machen Informationen in Echtzeit die Runde, beschleunigen Kommunikation, Handel und Krisen, machen die Welt zur Scheibe, wie der Publizist Thomas L. Friedman es formuliert. Auf den Weltmeeren umkreisen Waren die Erdkugel fast zum Nulltarif. Kaum ein Land - da ist sich die Wissenschaft einig - profitiert von der Globalisierung so sehr wie Deutschland: Der Außenhandel steuert heute mehr als zwei Drittel zur deutschen Wirtschaftsleistung bei - in den USA ist es nur ein Drittel. Das bringt Jobs.

    "Für den Arbeitsmarkt insgesamt sehe ich doch deutlich positive Aspekte, weil wir als Land, das Investitionsgüter exportiert, Exportweltmeister geworden ist, von der Globalisierung insgesamt doch sehr profitieren."

    Professor Henning Klodt, Leiter des Zentrums für Wirtschaftspolitik am Kieler Institut für Weltwirtschaft. Globalisierungsgewinner Deutschland - wie passt das zusammen mit BMW, BenQ, AEG und Nokia, den tausenden Jobs, die einfach abwanderten, den tausenden Menschen, die hier bleiben, für Hungerlöhne arbeiten - oder einfach übrig sind?

    "Es hat schon einen gewissen Charme, wenn man vormittags mit Asiaten spricht und nachmittags mit Amerikanern und sich auf die unterschiedlichen Denkweisen einstellen muss. Und ein Gespräch mit einem Araber ist halt etwas anderes wie mit einem Inder, und das ist wieder was anderes wie mit einem Franzosen, Engländer oder Amerikaner. Das ist extrem spannend, die kulturelle Vielfalt in diesem Job zu erleben."

    Michael Schädlich, 57, blickt aus seinem Büro im siebten Stock auf weiße Wolken, die zwischen den Hügeln des Sauerlandes hängen geblieben sind. Schädlich hat in Physik promoviert, lange in der Großindustrie gearbeitet und leitet seit 14 Jahren den Türen-Spezialisten Dorma, ein mittelständisches Unternehmen mit Hauptsitz im 30.000-Einwohner-Städtchen Ennepetal nahe Wuppertal. Die Kneipe im verfallenen Bahnhof heißt "Endstation". Das Taxi raus zu Dorma fährt vorbei an gründerzeitlichen Fabrikhallen, verfallen und verlassen von Schwerindustrie und Arbeitern.

    Ein neuer Auftrag für Dorma ist tagelang Thema in der "Westfalenpost". Die Ennepetaler sind stolz auf Dorma, einen dieser stillen deutschen Champions: 6500 Mitarbeiter rund um den Globus, gut 800 Millionen Euro Umsatz, über 7 Prozent Rendite, Weltmarktführer in Sachen mobile Raumtrennsysteme und Türschließer, Spezialist für Türbeschläge, Schiebetüren, Automatiktüren - ein Globalisierungsgewinner mitten in der deutschen Provinz.

    Alles begann vor 100 Jahren mit Pendeltürbändern und gefrästen Schrauben. In den Jahrzehnten danach gab es für Dorma nur Deutschland. Hier wurde entwickelt, hier wurde produziert, hier wurde verkauft. Geschäftsführer Michael Schädlich:

    "Drei Viertel unseres Firmenlebens haben wir im Wesentlichen in Deutschland zugebracht. Die Internationalisierung begann dann 1977 mit der ersten Auslandsgesellschaft in Frankreich, dann haben wir ein Werk in Singapur gebaut, 1979. Und seitdem ging die Internationalisierung stetig voran, und heute machen wir 75 Prozent des Umsatzes außerhalb von Deutschland."

    Von Deutschland aus wurde das Familienunternehmen über den Globus gelegt wie ein elastisches Netz, an den Knoten die 70 Niederlassungen in 45 Ländern. Vor 30 Jahren saßen diese Netzwerkknoten in Hagen, Hamburg, Heiligenhaus, Pforzheim und Unna. Heute umspannt Dorma den ganzen Erdball, von Brasilien, China, Indien über Singapur bis nach Australien und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Überall werden Dorma-Türen produziert und vertrieben. Von den weltweit rund 6500 Angestellten arbeitet weniger als die Hälfte noch in Deutschland - Tendenz fallend, sagt Dorma-Chef Schädlich:

    "Wir haben in den letzten zehn Jahren in Deutschland konstant 2500 Mitarbeiter halten können, während der Personalaufbau darüber hinaus im Ausland stattgefunden hat."

    Unter dem Strich ist die Mitarbeiterzahl in Deutschland seit Jahren konstant. Doch die Zusammensetzung der Belegschaft im Hochlohnland Deutschland ändert sich radikal: Hochqualifizierte Dienstleistungsjobs entstehen, einfache Produktionsarbeit wandert ab.

    Dorma-Geschäftsführer Michael Schädlich steht in der Montagehalle, eine Maschine schneidet Stahldraht in ellenlange Stücke und dreht ein Gewinde hinein.

    "Wir stehen hier vor einer automatisierten Einrichtung für die Herstellung von Türschließerhebeln. Die Hebel finden sie oben an der Tür, auskragend, sie verbinden die Tür mit dem Türschließer. Wir produzieren hier mehrere Millionen aus Ennepetal für unsere Produktionsstätten weltweit."

    Noch verrichten in Ennepetal Menschen auch einfache Handarbeit. Doch um den Standort Deutschland halten zu können, muss Dorma die Kosten runterfahren. Und einfache Industriearbeiter sind in Asien billiger zu bekommen. In den nächsten vier Jahren wird der Familienbetrieb 160 Stellen streichen, alle in der Produktion, sozialverträglich zwar:

    "Aber wir müssen anerkennen, dass wir in Deutschland niedere Tätigkeiten nicht mehr finanzieren können, sondern dann auf die Automatisierung ausweichen müssen."

    Oder die Jobs wandern ins Ausland. Ökonomen nennen diesen von der Globalisierung befeuerten Prozess innere Tertiarisierung, die Belegschaft eines Betriebes wird aufgeteilt in Produktion und Dienstleistungen - auch räumlich, sagt Markus Promberger vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung:

    "Der Mechanismus ist, dass einfachere Tätigkeiten, rein mechanische Tätigkeiten im Ausland erledigt werden, während im Inland eher die höherwertigen Arbeitsplätze verbleiben, das beginnt mit Forschung und Entwicklung, das setzt sich fort mit Arbeitsplätzen, die eine sehr präzise Werkstofftechnik erfordern und das setzt sich am Ende der Wertschöpfungskette fort mit Marketing und Aufbau einer renommierten Marke. Diese hochwertigen Arbeitsplätze sind die, die tendenziell in Deutschland bleiben, und die anderen Tätigkeiten wandern ab."

    So ist es bei Dorma, so war es bei BenQ, Grundig, Telefunken, Nokia, BMW, und so war es bei der AEG.

    "Das Gebäude, was man dahinten noch sieht, da war die Geschirrspülerfertigung, da im ersten Stock, früher auch unten, war die Trocknerfertigung, und da drüben war die Waschmaschinenfertigung. Das waren die drei Geräte, die hier in Nürnberg produziert worden sind."

    Thomas Kohl, 46, lehnt sich weit über die rot-weiße Schranke am Tor 1 des einstigen AEG-Werks in Nürnberg. Auf das Betriebsgelände seines ehemaligen Arbeitgebers darf der ungelernte Arbeiter nur noch mit Einladung. Neun Jahre hat Thomas Kohl bei AEG im Lager gearbeitet.

    "Das war jetzt der Wareneingang 1. Hier wurden alle Produktionswaren für die Bereiche Waschmaschine und Trockner angenommen, alles was an Fremdteilen reingekommen ist, was nicht Eigenproduktion war, das wurde dann hier von uns kontrolliert und eingelagert und für die Fertigung bereitgestellt."

    Nach dem Abi jobbte Thomas Kohl bei der US-Armee im Lager. Dann ging er zur AEG, ein großes Unternehmen kann nicht schaden, dachte er sich. Er übernahm mehr Verantwortung, machte aber nie eine anerkannte Berufsausbildung. Was er kann, lernte Kohl auf der Arbeit, im Lager der AEG. Vor gut zwei Jahren gab der schwedische Mutterkonzern Elektrolux dann überraschend bekannt: Das Werk Nürnberg wird dicht gemacht und nach Polen verlagert. 1750 Menschen verloren ihre Arbeit.

    "Wir sind eindeutig die Verlierer, weil da Sachen und Voraussetzungen geboten werden, wo Deutschland nicht mit konkurrieren kann. Die Firmen und die Konzerne, die haben was davon. Aber die Leute, die hier jahrelang gute Arbeit abgeliefert haben, die haben nichts davon, und darum sind wir die Verlierer."

    Einige seiner Kollegen gingen in Rente, andere zurück in ihre Heimatländer, das Gros aber wurde angestellt von einer Auffanggesellschaft: ein Jahr lang renten- und krankenversichert, einzige Aufgabe: Umschulen, Weiterbilden, neuen Job suchen. Thomas Kohl steht vor einer Pinnwand, an der rund 100 DINA4-Zettel hängen, Stellenangebote.

    "Hier schau ich dann regelmäßig. Das ist dann mein Bereich hier, 'Lager und Logistik', das ist relativ breit gefächert, das geht vom Lagerarbeiter über den Hausmeister über Auslieferungsfahrer, Kraftfahrer, das gehört also alles in weitesten Bereich zu Lager und Logistik. Und dann müssen wir halt schauen, ob dann da was dabei ist."

    20 Bewerbungen hat er geschrieben, ohne Erfolg. Immerhin: Die Hälfte der Bewerbungen brachte zumindest ein Vorstellungsgespräch, eine gute Quote, findet Kohl.

    "Nichtsdestotrotz fängt es dann doch an, auf die Psyche zu drücken, weil: Neun Monate, wo man nichts gefunden hat, ist doch eine gewisse Zeit, und man hat dann doch schon das Gefühl, dass einen keiner will."

    Das Gefühl trügt nicht. Die Auffanggesellschaft führt Kohl als "angelernten, gewerblichen Mitarbeiter". Ohne Berufsausbildung sind die Chancen auf einen Job gleich null. Denn einfache Arbeiten sterben aus in Deutschland. In den letzten knapp 20 Jahren sind etwa ein Drittel der Industriearbeitsplätze abgebaut worden. Einige Branchen wie die Textilverarbeitung sind aus Deutschland fast verschwunden. Dennoch: Die Job-Bilanz ist positiv, sagt Henning Klodt vom Institut für Weltwirtschaft, die Globalisierung hat seit der Wende hierzulande mehr Jobs geschaffen als weggefallen sind:

    "Wir haben in der Zeit gegenüber heute im industriellen Sektor etwa vier Millionen Arbeitsplätze verloren in Deutschland. Und wir haben im gleichen Zeitraum etwa fünf Millionen Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor neu geschaffen, so dass sich die Zahl der Beschäftigten immerhin netto um eine Million erhöht hat."

    Und diese neuen Arbeitsplätze sind nach Auskunft des Forschungsinstituts der Bundesagentur für Arbeit überwiegend hoch qualifizierte Jobs in exportorientierten Unternehmen. Woran liegt das? An der Konjunktur, sagt Karl Brenke, vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, vor allem aber an der Globalisierung:

    "Es ist aber auch so - und das wird häufig verkannt -, dass Unternehmen deshalb ins Ausland gehen, um von dort aus die Märkte im Ausland zu bedienen. Sie gründen Vertriebsniederlassungen und produzieren zum Teil auch für den dortigen Markt. Das stärkt natürlich auch die Stellung der Unternehmen hierzulande, ohne dass jetzt unbedingt Arbeitsplätze hier verloren gehen. Unterm Strich muss man sagen: Man kann das nur begrüßen."

    Beispiel: der mittelständische Türen-Spezialist Dorma. Zwei Drittel des Umsatzes in Asien kommt zwar aus der Produktion der asiatischen Werke. Der Rest aber, ein Drittel der in Asien verkauften Dorma-Produkte, wurde in Europa hergestellt, sagt Dorma-Geschäftsführer Michael Schädlich.

    "Die Präsenz in den Märkten zieht dann auch Produkte aus deutscher Produktion in die Märkte. Das heißt, der Kunde in Asien, der sich mit Dorma beschäftigt, kann die gesamte Produktpalette von Dorma in Asien kaufen. Und ein Großteil dieser Produktpalette kommt dann eben aus Europa oder den USA."

    Der Türen-Spezialist Dorma konnte - Globalisierung sei Dank - etwas bauen, das Ökonomen ein Wertschöpfungsnetzwerk nennen. Markus Promberger vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung:

    "Es gibt sozusagen eine Teilung in Zentrum und Peripherie in diesen Wertschöpfungsnetzwerken. Es gibt einen Netzwerkknoten, der etwa das deutsche Mutterunternehmen ist, und es gibt dann Ausläufer des Netzwerks, die dann nationale Vertriebsbüros oder kleine Fertigungsstätten rund um den Erdball sind. Das Ganze ist flexibel, ist von Währungsschwankungen stärker entlastet als andere Systeme, das muss man ganz klar festhalten. Und es ist nahe an den Märkten der verschiedenen Länder, die ja auch unterschiedliche Bedürfnisse haben."

    Der Trend ist eindeutig: Einfache Arbeiten wandern raus an die Ränder dieses Netzes. Die hochqualifizierten, wissensintensiven, meist dienstleistungsorientierten Arbeitsplätze gedeihen im Zentrum, oft also in Deutschland, wie der Fall Dorma zeigt.

    Dorma-Chef Michael Schädlich steht in der sogenannten Folterkammer, blickt auf 60 Aluminium-Türen, die immer wieder aufgeschoben werden, aufgerissen, aufgedrückt.

    "Wir sind hier im Testraum der Firma Dorma. Hier machen wir Dauer- und Belastungstests für die Türen. Einigen Türen werden bis zu zwei Millionen Mal gestestet. Die Produkte, die hier gestestet werden, kommen aus USA, aus Singapur, aus China, aus Brasilien, aus Frankreich. Und insofern ist das eine typische Headquarter-Aufgabe, die wir hier übernehmen für die Welt, um den Qualitätsstandard, den Dorma hat, aufrecht zu erhalten."

    Headquarter-Aufgabe heißt: Die Zentrale in Deutschland erbringt anspruchsvolle Dienstleistungen für die weltweiten Standorte der Dorma-Gruppe: Das Gehirn sitzt in Ennepetal, die Hand schafft in Asien. Und weil das Gehirn immer mehr steuern muss, stellt Dorma neue Mitarbeiter ein. Geschäftsführer Schädlich:

    "Beispielsweise haben wir unsere IT-Abteilung hier verdoppelt, weil wir zum Beispiel für das Werk in Singapur die gesamte Softwareunterstützung und das Rechenzentrum hier aus Ennepetal betreiben. Das heißt, die Produktion in China wird auf einem Rechner betrieben, der körperlich in Wuppertal steht. Da bauen wir natürlich Arbeitsplätze auf."

    Wie diese zentralen Dienstleistungen deutscher Spezialisten für das globalisierte Unternehmen Dorma aussehen, ist in einem abgedunkelten Raum auf der ersten Etage zu beobachten.

    Videokonferenzen sind Alltag für Peter Stark aus der Logistik und IT-Experte Michael Passoth. Die beiden sitzen an einem Tisch, vor sich ein Mikrofon. Per Video-Beamer an die Wand geworfen: zwei Kollegen der Dorma-Niederlassung in Chennai, Indien. Die Beleuchtung am anderen Ende der Welt ist schlecht, das Gesicht des Kollegen ist nicht zu erkennen, die Frau trägt eine große Brille und einen blauen Sari.

    Die beiden deutschen Experten sollen in der indischen Niederlassung neue Software installieren. Aktuelles Problem: Einige Dorma-Produkte aus Indien haben noch keine Seriennummern.

    Deutschland als Standort für komplexe Produktion und anspruchsvolle Dienstleistungen - das bestätigt ein Besuch auf dem ehemaligen AEG-Gelände in Nürnberg. Die Bandarbeit ist in Polen, neben dem Haupteingang am Tor 1 hängen dennoch ein Dutzend Firmenschilder - sie alle gehören zur Electrolux Dienstleistungs-GmbH.

    Doch viele dieser neuen Dienstleistungsjobs sind nichts für entlassene Bandarbeiter. Ökonomen nennen den schwierigen Übergang von der Produktion in den Service mangelnde sektorale Mobilität und geben ihr eine Mitschuld an der Arbeitslosigkeit in Deutschland. Angelernte Lagerarbeiter können nicht auf einmal in die Dienstleistung überwechseln und Versicherungen verkaufen. Denn Arbeitsplätze in Deutschland verlangen eine immer bessere Ausbildung. Wer in Berlin Mitte Kinderwagen verkaufen will, wird gefragt, ob er neben Deutsch auch Englisch und Französisch spricht. Auch bei Dorma, sagt Geschäftsführer Schädlich, gehen die Anforderungen an neue Mitarbeiter

    "eindeutig nach oben. Wir haben überhaupt keine Probleme, einfache Mitarbeiter zu bekommen, wir haben zunehmend Probleme, gelernte Facharbeiter zu bekommen, spezielle Maschinenbediener für hochwertige Maschinen. Da sind die Engpässe, weil wir uns in einem Markt bewegen, der sehr umkämpft ist."

    Die Nachfrage ist größer als das Angebot, das heißt, Hochqualifizierte können tendenziell gutes Geld für ihre Arbeit verlangen. Bei Geringqualifizierten ist das Angebot größer als die Nachfrage, heißt: Die Löhne von Gebäudereinigern und Pizzaboten sinken - zum Teil bis unter das Existenzminimum. Viele Arbeitsverhältnisse sind nicht nur schlecht bezahlt, sondern auch unsicher. Fast fünf Millionen Menschen verdienen in Deutschland als Mini-Jobber ihr Geld, also nicht mehr als 400 Euro im Monat. 750.000 Menschen verdingen sich hierzulande als Leiharbeiter. Der angelernte Lagerarbeiter Thomas Kohl hat eine Fortbildung für die anspruchsvolle Firmensoftware von SAP gemacht - seinen Marktwert hat das kaum gesteigert.