Donnerstag, 25. April 2024

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''Die Künstliche Intelligenz muß sich an der natürlichen orientieren''

Über den aktuellen Forschungsstand auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI) in Deutschland berichteten führende Experten in der vergangenen Woche auf der Wissenschaftspressekonferenz in Bonn. Obwohl die Disziplin in den 60er und 70er Jahren viele Informatiker angezogen hatte, blieben aufsehenerregende Durchbrüche aus. Heute beschäftigen KI-Entwickler sich mit Themen wie der Verbesserung von Benutzerschnittstellen oder "intelligenten" Übersetzungsprogrammen.

Mirko Smiljanic, Thomas Christaller | 06.12.1997
    Wer sich mit der Künstlichen Intelligenz befaßt, steht zugleich vor der Frage, wie Intelligenz überhaupt zu definieren ist. Nach Meinung von Thomas Christaller, Leiter des Instituts für KI am GMD-Forschungszentrum Informationstechnik, muß Künstliche Intelligenz sich an den Bedingungen der natürlichen Intelligenz orientieren: "Letztere ist nicht möglich, ohne die Beteiligung des emotionalen Systems. Das führt dazu, daß Menschen prinzipiell nicht in der Lage sind, ohne Gefühle zu denken und damit nicht objektiv, sondern nur subjektiv denken können." Das emotionale System läßt sich aber nicht als Software abbilden. Womöglich liegt hierin ein Grund, daß die KI-Forschung sich in den 80er Jahren neuen und weniger spektakulären Arbeitsfeldern zuwand, um schließlich mit den wissensbasierten Expertensystemen gar ein kommerziell nutzbares Produkt vorzuweisen. Heute entwickeln KI-Experten unter anderem aktive und anpassungsfähige Benutzerschnittstellen oder lernende Softwaresysteme, wie sie etwa bei der multilingualen Verarbeitung von Spontansprache wichtig sind. Außerdem zählen zu ihrem Gebiet mustererkennende und datenfilternde Systeme, die ansatzweise schon bei "Intelligenten Agenten" verwirklicht werden, die im Internet selbständig nach Informationen suchen. Für die KI-Forscher sind solche "Knowbots" oder "Netbots" auch deswegen interessant, weil sie zunehmend autonom in ihren Handlungen sind. Christaller: "Die Artefakte, die wir bauen, geraten so in komplexe Situationen, die wir Entwickler nicht mehr voraussagen können."