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Die letzten freien Plätze

Mehr als 400.000 Interessierte haben in den vergangenen zwei Monaten die neue Studienplatzbörse besucht, mit der die Hochschulrektorenkonferenz die Suche nach den verbliebenen freien Studienplätzen in Deutschland vereinfachen will. Wer jetzt noch immer ohne Hochschule ist, muss sich beeilen: Am 1. November schließt die Börse.

Von Susanne Fritz | 21.10.2009
    "Insofern haben wir uns in den ersten Tagen dann großer Zugriffszahlen erfreut, die lagen so zwischen 15.000 und 17.000 pro Tag. In der Zwischenzeit haben sich diese Zugriffszahlen vermindert. Genau dieses haben wir natürlich erwartet, weil ganz offensichtlich Studierwillige über die Studienplatzbörse nun Studienplätze gefunden haben."

    So der Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz Thomas Kathöfer. Aus seiner Sicht ist die Studienplatzbörse ein voller Erfolg. Allerdings hat es am Anfang auch große Probleme gegeben. Denn kaum war die Börse am 1. September freigeschaltet, stürzte auch schon der Webserver ab. Studentenorganisationen bezeichneten die ersten zwei Tage als ein Fiasko. Patrik Schnepper von dem AStA in Köln sieht aber auch Positives an dem neuen Verfahren:

    "Wir haben bis jetzt ja immer das Problem gehabt, dass nirgendwo zentral erfasst wurde, welche Studienplätze wo frei sind, und dafür ist es ein richtiger Schritt, um die freibleibenden Studienplätze zu vermeiden."

    Viele bewerben sich an zehn, 20 oder 30 Universitäten auf gleich mehrere Studienplätze. Bei einer Zusage entscheiden sich die Bewerber oftmals erst spät für einen Platz und sagen erst dann allen anderen Hochschulen ab. Das Ergebnis: Viele Studienplätze können nicht mehr rechtzeitig zum Beginn des Semesters vergeben werden und bleiben unbesetzt. Durch die bundesweite Studienplatzbörse wurden erstmals die noch freien Plätze zentral auf der Internetplattform erfasst und schneller an die Bewerber weitervermittelt. So blieb den Suchenden viel Wartezeit und auch Geld erspart, meint Patrik Schnepper:

    "Es ist ein Riesenaufwand und vor allem kostet das auch, wenn ich überall meine Unterlagen hinschicke, beglaubigte Kopien, Zeugnisse, weiß jeder, der das mal gemacht hat, der weiß, dass man danach doch um einiges ärmer ist als vorher."

    Auch für kleinere Hochschulen in weniger attraktiven Städten hatte die Studienplatzbörse Vorteile. Denn vor allem in diesen Universitäten sind bislang Plätze unbesetzt geblieben. Beliebte Universitäten wie München, Berlin, Hamburg oder Köln dagegen benötigten die Studienplatzbörse nach eigenen Angaben nicht. Patrik Schnepper vom AStA in Köln sieht in der Studienplatzbörse jedoch nur den ersten Schritt in die richtige Richtung:

    "Grundsätzlich müßte das System früher anfangen, nämlich schon bei der Bewerbung, dass man wieder eine zentrale Bewerbungsstelle hat, ähnlich wie die ZVS, um dann eben die freibleibenden Studienplätze zu vermeiden."

    Tatsächlich ist die Studienplatzbörse nur als eine Übergangslösung gedacht. In spätestens zwei Jahren will die Hochschulrektorenkonferenz das so genannte dialogorientierte Zulassungsverfahren einführen. Damit sollen die Studienplätze aller deutschen Hochschulen zentral über eine Internetplattform vermittelt werden, damit die gesamte Vergabe der Plätze effektiver wird, sagt Thomas Kathöfer:

    "Wenn sich ein Studierwilliger an 30 Hochschulen beworben hat und jetzt an einer einen Studienplatz angenommen hat, dann wird er aus dem System herausgenommen, weil alle seine weiteren Bewerbungen, die im System verzeichnet sind, werden abgeschaltet."

    Noch besser wäre allerdings in den Augen der Studentenorganisationen, wenn es einfach genug Studienplätze an allen Universitäten gäbe. Und das heißt im Klartext: mehr Geld für Bildung.