Freitag, 19. April 2024


Die »lyrix«-Gewinner im Februar 2013

Wie viel Einfluss und Macht haben Medien in unserer Gesellschaft? Wie verlässlich und unabhängig sind die Nachrichten? Und wie haben sich Medieninhalte durch den rasanten technischen Fortschritt geändert?

23.04.2013
    Im Februar 2013 waren wir mit dem Thema Druckreif - Medien und Fortschritt zu Gast im Museum für Druckkunst in Leipzig. Dort kann eine immer noch funktionstüchtige Buchdruckmaschine namens "Gudrun" besichtigt werden.
    Die 1939 erbaute "Gudrun" war und ist in der Lage, mehr als 2000 Bogen pro Stunde zu bedrucken – für die damalige Zeit eine beachtliche Leistung. Mit dem technischen Fortschritt wuchs die Einflussmöglichkeit der Presse und später auch anderer Medien enorm. Heute verbreiten sich Informationen vor allem über das Internet in bahnbrechender Geschwindigkeit. Es wird immer schwieriger nachzuvollziehen, wie und wo Informationen entstanden sind und ob sie authentisch sind oder manipuliert wurden?!

    In euren Texten schreibt ihr über Medien, die uns falsche Wahrheiten einflößen wollen, die Macht geschickt eingesetzter Worte und den rasanten Fortschritt der Verbreitungswege.

    Wir präsentieren die Top 5 eurer druckreifen Texte!


    Gesang der Gemäuer in fruchtbarem Boden
    (ehemals)


    heute hatte
    es geregnet Planen
    hingen durch wir
    stießen dagegen von
    unten Wasserfälle für
    Sekunden noch
    wussten wir, wie Regen auf Ziegeln
    klang an Fensterscheiben der
    Tag war uferlos
    deine Hände alt geworden
    nach den Jahren
    wusste ich nicht mehr vor wem
    wir flüchteten
    auch du nicht
    wer
    interessiert sich schon
    für das Glück
    durchnässt sehen wir
    zu wie unser Leben
    druckreif wird

    (Ansgar Riedißer aus Renningen, Klasse 9, Gymnasium Renningen, Muttersprache Deutsch)


    Coda
    Hochflut, Sintflut, währenddessen
    Überflutung überall in
    Zeitungen und Abendblättern
    durch die Bilder letzter Nacht
    von Prominenz Affären.
    Wirbelsturm und Hurrikan
    das Überfliegen von den Seiten
    bis vor zu den Bagatellen:
    Make-up Tipps und Schminke, die
    die Wahrheit retuschiert.
    Wen intressiert noch Klimawandel?
    Politische Entscheidungen?
    Zu prosaisch, zu moralisch
    Silben überlagern man
    mit nichts als Nichtigkeiten.
    Farben, Blitze, Explosionen,
    hinter uns, das Ende naht
    verwirrte Blicke, Überraschung,
    waren wir doch zu beschäftigt
    mit den schönen Bilderseiten,
    als die Welt zusammenbrach

    (Marleen Köller aus Buchholz, Klasse 10, Albert-Einstein-Gymnasium, Muttersprache Deutsch)


    Teurer als Pferde
    Geschrieben von heiliger Möncheshand
    bis Gutenberg den Buchdruck erfand
    Was früher einzigartig erschien
    in Prag, in Moskau, in Berlin
    gibt es nun in großer Zahl
    Tausende Bücher - man hat die Wahl
    Jahrhunderte lang Goldbarren wert
    dann wie ein Haus, ein Schiff, ein Pferd
    Sie werden gedruckt-
    blitzesschnell
    Keins ist mehr individuell

    (Lucie Roth aus Köln, Montessori-Gymnasium Köln, Klasse 7, Muttersprache Deutsch)

    Wunderwelt Werbung

    Die Agentur ist weltbekannt,
    erstrahlt in Reichtum, Ruhm und Glanz.
    Mit viel Geschick und Fantasie
    verstrickt sie Wahrheit mit Poesie.

    Der erste Kunde ruft schon an,
    fragt mich, ob ich ihm helfen kann.
    Die Zahnpasta verkauft sich nicht!
    Ich seh‘, es ruft nun meine Pflicht.

    Der "Sauberfix" aus diesem Haus-
    nur damit siehst du blendend aus.
    Sehr wertvoll zum Zähneputzen,
    auch als Schuhcreme zu benutzen.

    Willkommen in der Werbewelt!
    Ob man sich an Versprechen hält?
    Ob dich der Joghurt dünner macht
    und in dir neue Kraft entfacht?

    Dass dieses Buch Erfolg verspricht
    und du damit den Wunschjob kriegst;
    dass jene Pille zaubern kann
    entspricht der Wahrheit, so glaubt man.

    Mit süßen Worten, nettem Ton
    klappt es in dieser Branche schon.
    Denn was ist schon die Wirklichkeit,
    wenn Lug und Trug Flügel verleiht?

    Doch irgendwann bricht alles ein,
    denn Werbespots sind doch nur Schein.
    Das Kleingedruckte kommt ans Licht.
    O tut mir leid, das wollt‘ ich nicht.

    (Jing Wu aus Dortmund, Käthe-Kollwitz-Gymnasium, Muttersprache: Chinesisch)


    Das Fernsehn-Unser

    Fernsehn unser
    Geheiligt sei dein Programm,
    deine Werbung komme,
    dein Wille geschehe,
    wie in den Studios,
    so auch zuhause.

    Unsere Nachrichten zeige uns heute,
    und vergib uns wenn wir schalten,
    wie auch wir vergeben dir die langweiligen Programme.
    Und führe uns nicht in Versuchung,
    sondern erlöse uns von der Langeweile.

    Denn dein ist die Zeit
    und die Schrift
    und das Bild
    in Ewigkeit,
    FILM AB!


    (Annabelle Kahmann aus Wuppertal, Klasse 11, Gymnasium am Kothen, Muttersprache Deutsch)